Erinnerung an den Maler Walther Beyermann

Walther Beyermann wurde am 23. April 1886 als Sohn des Glasfabrikanten Gustav Beyermann und seiner Ehefrau Berta geb. Bergner in Haida (Böhmen), dem heutigen Novy Bor, geboren. Die Kindheit verbringt er in Haida. Seine schulische Ausbildung erhält er an der Volks- und Bürgerschule des Heimatortes und am Oberrealgymnasium in Tetschen, dem heutigen Decin.

Walther Beyermann, um 1935. Foto: Sammlung Hötzsch

Walther Beyermann, um 1935.
Foto: Sammlung Hötzsch

Die künstlerische Veranlagung für Malerei wurde Walther Beyermann offenbar von seinen Vorfahren in die Wiege gelegt. Auskunft hierüber gibt die Familienchronik. Der Weg führt nach Großbreitenbach in Thüringen, wo der Urgroßvater Johann Nicol Beyermann 1828 die erste Porzellanmalerei gründet, die er mit seinem Sohn Benjamin betreibt. Acht Gemälde auf Porzellan, die ihrem künstlerischen Schaffen entspringen, werden auf der Industrie- Ausstellung 1842 in Mainz gezeigt. Das Handwerk wird von den nachfolgenden Generationen fortgesetzt.

Gustav Beyermann wendet sich der Herstellung von Glaswaren zu, die ihn nach Böhmen führt. 1865 gründet er in Haida einen Glasraffineriebetrieb, in dem bemaltes Gebrauchs- und Dekorglas sowie Glasspielzeug produziert wird. Die Formgestaltung und die Veredlung des Glases mit Malerei, Schliff oder gravierten Dekoren setzen vielseitige künstlerische Fähigkeiten voraus. Außerdem ist Erfindergeist gefragt, wenn man an die Entwicklung neuer Veredlungstechniken denkt. Wie die Familienchronik berichtet, hat der Vater mit Hingabe Entwürfe von Dekoren geschaffen, die von hohem künstlerischen Anspruch zeugen.

Rose Helene von Mayenburg geb. von Loeben mit den Kindern Christoph, Elisabeth und Ursula. Tochter Annerose war noch nicht geboren. Original Öl/Leinwand, ca. 130 x 170 cm. Reproduktion eines im Kunstverlag Otto Gustav Zehrfeld, Leipzig erschienen Farbdrucks, der den Autoren freundlicherweise von Frau Annerose von Mayenburg zur Verfügung gestellt wurde.

Rose Helene von Mayenburg geb. von Loeben mit den Kindern Christoph, Elisabeth und Ursula. Tochter Annerose war noch nicht geboren.
Original Öl/Leinwand, ca. 130 x 170 cm.
Reproduktion eines im Kunstverlag Otto Gustav Zehrfeld, Leipzig erschienen Farbdrucks, der den Autoren freundlicherweise von Frau Annerose von Mayenburg zur Verfügung gestellt wurde.

In diesem Umfeld wächst der Sohn Walther auf, der schon in früher Jugend seine tiefe Naturverbundenheit malerisch umzusetzen beginnt. Die Eltern erkennen die Begabung und ermöglichen dem Sohn ein Studium der Malerei an der Königlich Sächsischen Akademie der bildenden Künste in Dresden. Auf Beschluss des akademischen Rates wird Walther Beyermann zu Michaelis 1904 immatrikuliert. Die Ausbildung erfolgt zu­nächst bei Robert Sterl, Richard Müller und Osmar Schindler. Nach dem Besuch der Unter- und der Mittelklasse wird er Michaelis 1908 in den Malsaal von Carl Bantzer versetzt. Von Ostern 1910 bis Michaelis 1913 ist er Schüler des Meisterateliers von Carl Bantzer.

Das Sommersemester 1908 verbringt Beyermann in Willingshausen. Das Künstlerdorf in der Schwalm wurde in den Sommermonaten regelmäßig von Carl Bantzer und seinen Schülern aufgesucht. Hier widmeten sich die Studierenden insbesondere dem bäuerlichen Genre und fanden in den farbenprächtigen Trachten der Schwälmer Bauern malerische Inspiration. In Willingshausen schuf Beyermann das großformatige Bild einer „Mutter mit Kind im Schatten einer alten Buche“, ein Thema, das ihn später immer wieder beschäftigte. Außerdem entstand das lebensgroße Bildnis eines „Schwälmer Bauern in Sonntagstracht“.

Justizrat Dr. jur. Bernhard Eibes. Original Öl/Leinwand, 92 x 79 cm.

Justizrat Dr. jur. Bernhard Eibes.
Original Öl/Leinwand, 92 x 79 cm.

Wegweisend für die frühen Ge­mälde des Künstlers wurde die malerische Hingabe seines Lehrers an die Natur, verbunden mit großer Hochachtung gegenüber einfachen Menschen. Bereits während der Studienzeit erhält Beyermann mehrfach Auszeichnungen. Ein von Gotthardt Kuehl unterzeichnetes Zeugnis von 1914 weist ihn als „hervorragend begabten Schüler“ aus, „der namentlich in Komposition und Koloristik im Vergleich zu seinen früheren Mitschülern Hervorragendes leistete…“

Kunstkritiken anlässlich einer Ausstellung seiner Gemälde 1922 in der Halleschen Kunsthandlung Tausch & Grosse geben eine anschauliche Beschreibung seiner Werke. Hier werden unter anderem die „gleißende Lichtfülle“ seiner „Haferpuppen“ und die „stimmungsvoll bildhafte Gestaltung“ seiner von bäuerlichen Sujets belebten Landschaften zu verschiednen Tageszeiten hervorgehoben. Beyermanns Lebensmittelpunkt wurde Hosterwitz bei Dresden, dessen malerische Umgebung eine Fülle von Motiven bot. Neben der Landschaftsmalerei brachte ihm seine besondere Begabung für die Porträtmalerei eine Reihe lukrativer Aufträge ein. So konnte er den Lebensunterhalt seiner großen Familie mit Auftragsbildern für Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, Industrielle und Mitglieder von Adelsfamilien bestreiten.

Einige Beispiele aus Dresden und Umgebung sollen das belegen. Unter den Porträtierten befinden sich u. a. die Familie von Mayenburg (Besitzer von Schloss Eckberg, Leo-Werke Dresden), der Senats­präsident Dr. Hugo Seyfert (OLG Dresden), der Justizrat Dr. Bernhard Eibes (Fürstenabfindung), Angehörige der Gärtnerfamilie Seidel, Prinzen und Prinzessinnen des Sächsischen Königshauses oder Namen wie von Schönberg, von Könneritz und von Boch. Die Aufzählung ließe sich fortsetzen. Weitere Aufträge führten Walther Beyermann durch ganz Deutschland.

Speisezimmer der Familie von Mayenburg auf Schloss Eckberg mit dem von Walther Beyermann gemalten Familienidyll.  Foto: Sammlung Hötzsch

Speisezimmer der Familie von Mayenburg auf Schloss Eckberg mit dem von Walther Beyermann gemalten Familienidyll.
Foto: Sammlung Hötzsch

Aus der Aufzählung sollen zwei Gemälde herausgegriffen werden, die in Beziehung zum Dresdner Elbhang stehen. Aus Aufzeichnungen von Beyermann ist bekannt, dass er ein großformatiges Ölgemälde von Rose Helene von Mayenburg mit den Kindern Christoph, Elisabeth und Ursula geschaffen hat. Das Ge­mälde gilt als verschollen. In einem ausführlichen Bericht über Ottomar Heinsius von Mayenburg, der in den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 19. April 2006 abgedruckt wurde, ist das Gemälde auf einem Foto des Speisezimmers der Familie von Mayenburg auf Schloss Eckberg zu sehen. Das Gemälde ist wahrscheinlich Anfang der zwanziger Jahre des verflossenen Jahrhunderts entstanden und zeigt die Familie auf ihrem Anwesen in Großbothen. Bei dem Fluss mit Brücke im Hintergrund handelt es sich um die Mulde. Großbothen nebst Umgebung war zur damaligen Zeit ein beliebter Treffpunkt von Großindustriellen.

Blättert man in der neueren Literatur, die sich mit der Geschichte des alten Dresdens beschäftigt, so ist eine Persönlichkeit offenbar völlig in Vergessenheit geraten, die die Verhandlungen über den Vermögensausgleich zwischen dem einstigen Königshaus und dem Freistaat Sachsen führte. Es handelt sich um Justizrat Dr. Bernhard Eibes, der durch geschickte Verhandlungsführung große Erfolge für das Königshaus erzielen konnte. Das Gesetz über die Auseinandersetzung zwischen ehemaligem Königshaus und dem Freistaat Sachsen trat 1924 in Kraft.

Dr. Eibes hielt sich in den Sommermonaten häufig in seiner Villa in Hosterwitz, Hohe Leite 5, auf, die im Volksmund als „Himmelsburg“ bezeichnet wurde. Von hier hat man einen herrlichen Blick über Hosterwitz, der von Beyermann auf einem Bildnis der Tochter Marzella mit Enkel Bernhard festgehalten wurde. Das Atelier von Walther Beyermann befand sich von 1916 bis 1920 in Pillnitz auf der Dresdner Straße 78, von 1920 bis 1957 in Hosterwitz auf der Maillebahn 2. Am 17. Mai 1961 verstarb Walther Beyermann in Kleinzschachwitz.

Dr. Günter und Rosemarie Hötzsch, Patricia Gulde

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