Dein Warenkorb ist gerade leer!
15. Elbhangfest
Das Motto stimmte โ Elbtal und Schillers Erbe geistvoll verknรผpft

Foto: Holger Friebel
Wer den โganzen Schillerโ zum Elbhangfest wollte, wurde bereits am Vorabend im Open-Air-Gartenkino โRosenhofโ an der Schevenstraรe mit Horst Schulzes Interpretation der โTeilung der Erdeโ โ faszinierend von Siegfried Beinlich im Hochland-Hoftheater โverfilmtโ โ und mit Werner Kohlerts exzellentem Schillerfilm โEin wunderlicher groรer Menschโ bestens bedient. Aber das war nur einer von vielen (kulturellen) Hรถhepunkten.
โErben gesuchtโ steht auf dem neuesten Welterbe-City-Light-Plakat der Stadt. Diese Erben standen zur Festerรถffnung zu Hunderten vor der Loschwitzer Kirche. Das dรผrfte nicht nur Monsieur Francesco Bandarin aus Paris (UNESCO), sondern auch den Ministerprรคsidenten und den Oberbรผrgermeister beeindruckt haben; die letzteren wohnten beide erstmalig und offiziell einer solchen Erรถffnung (und Erbenversammlung) bei.
Ingolf Roรberg ergriff sogar das Wort (wenn auch nicht in Reimen wie weiland sein Vorgรคnger) und reichte die UNESCO-Urkunde an Reinhard Decker weiter, der aber leider (noch) nicht im Dresdner Welterbe-Kuratorium sitzen darf. Damit es nicht zu feierlich wurde, drรคngte sich zwischenzeitlich der selbsternannte sรคchselnde โStadtsprecherโ Olaf Bรถhme beherzt ans Mikrofon und schlug unter anderem vor, innerhalb des โWelterbesโ den Schillerplatz aufzuwerten und dort Schillerverse aufs Pflaster zu malen oder wenigstens einige โRรคuberโ im Verkehrsgewimmel zu verstecken. Was unseren Schirmherrn Erich Iltgen nicht abgehalten hat, sein Wahlkreisbรผro jetzt ebenfalls nach Blasewitz in Elbnรคhe zu verlegen.
Hier kann er mit seinem neuen Schirmherrn-Kollegen Dr. Peter Lenk ausdiskutieren, wie schnell das vielzitierte Welterbe-Bรผro nun doch im Lingnerschloss einziehen darf. Wir waren also richtig โunter unsโ, aber der anschlieรende Festumzug, von den Anwohnern der Festmeile bis hin nach Pillnitz freundlichst empfangen, sprengte wieder alle Grenzen, auch geografisch โ ein mitfahrender Apfelzรผchter rief poetisch-selbstbewusst aus โNehmt hin die Sorten, die alten, die wir in Pillnitz gestalten!โ.
Vom โAltertumโ war am Sonntag auch im Loschwitzer Festgottesdienst die Rede, der der Kirchen-Grundsteinlegung vor 300 Jahren am 29. Juni 1705 gewidmet war. Die Blรคser des Elbhang-Posaunenchores musizierten so gewaltig und festlich, als ob die Kirchenfundamente nochmals freigelegt werden sollten. Da hatte es Pfarrer Selunka leicht, โvom Glauben, der auch am Elbhang zur Kultur wurdeโ, zu predigen. Die neue Welterbe-Gedenktafel am Kirchenaufgang gab ihm recht.
Am spรคten Abend haben wir dann das Fest-Armbรคndchen aufgeknรผpft und es wehmรผtig dem Restmรผll oder dem Grรผnen Punkt (was ist eigentlich richtig?) anvertraut. Ganz Schlaue benutzen es weiter โ als Buchzeichen fรผr Schillers Gesammelte Werke, die auch voller kulinarischer Anregungen stecken: an einem Crรฉpes-Stand in Wachwitz gab es eine โscharfe Ausgabeโ mit dem Titel โKabale und Zwiebelโ …
Dietrich Buschbeck
Verwandlung eines Parks
In diesem Jahr verwandelte sichย die kleine Oase am Rande des Loschwitzer Marktes in โSchillers Gartenโ. Ganz in diesem Sinne gab sich der โElbhang-Schillerโ die Ehre und lud zum Vortrage seiner Werke ein โ nicht immer ganz ernst gemeint, wie die kรถstlichen Paroยญdien am Sonntag zeigten. Den โVormittag Gottfried Kรถrnersโ โ einer der wenigen Schwรคnke von Schiller โ brachte die Theatergruppe des Martin-Andersen-Nexรถ-Gymnasiums brillant auf die Bรผhne.
Zeitgenรถssische Klรคnge kamenย von Ulrike Hausmann (Keramik am Kรถrnerplatz!) mit virtuos dargebotenem Boogie-Woogie, Folkยญsongs & Oldies mit Mr. Campfire oder Klezmermusik mit der Gruppe SpielArt. Die Liegestรผhle im Park waren stets โausgebuchtโ.
C. M.
Ritscher-Erinnerung
รberraschend und nicht im Programm erwรคhnt, begeisterte die Puppenbรผhne โFundusโ am Sonnยญtagยญ-Nachmittag im Garten der Pillnitzer Landstraรe 126 Jung und Alt, und erinnerte so an den im Frรผhjahr verstorbenen Puppenspieler Roland Ritscher. Als besondere Ehre fรผr den Gastgeber konnte Gottfried Geyer bei einer Darbietung die Marionette mit fรผhren.
Jรผrgen Frohse
โHau den Lukasโ
Die ganz Kleinen bekamen nicht einmal den Hammer hoch und die schon etwas grรถรeren Kinder mussยญten sich oft mit einer โRotznaseโ begnรผgen. โHau den Lukasโ war aber auch fรผr die Erwachsenen eine groรe Freude. Wรคhrend die Kinder auf dem historischen Karussell ihre Runden drehten oder an der Hutwurfbude (oben) ihr Glรผck versuchten, mรผhten sich die โAltenโ, sich nicht zu blamieren. Wenn bei krรคftigen Mรคnnern nicht die Glocke erklang, konnte schon heftig gelรคstert werden.
Elisziโs Jahrmarktstheater auf der Wachwitzer Elbwiese, wo in den dreiรiger Jahren des vorigen Jahrhunderts schon der Rummel gastierte, war ein neuer Farbtupfer im Fest. Vielen bereitete es auch in sengender Hitze groรen Spaร.
ย Jรผrgen Frohse
Kulturinsel-Fieber?
Die Meldung vom ersten Baumhaushotel Deutschlands auf der Kulturinsel Einsiedel ging durch die Presse โ beim Elbhangfest hatte der Kulturinsel Einsiedel e.V. (in Zentendorf bei Gรถrlitz beheimatet) erst einmal mit seinem Messeschiff auf der Hosterwitzer Maillebahn geankert. รber รffnungen, Luken, Treppen, Leitern kann das herrliche Spiel-Schiff durchklettert, bestiegen, durchrutscht โฆ werden. Die Kinder waren begeistert und eroberten die Barke. Im โIrrgรคrtner Botenโ (dem Zentralorgan der Kulturinsel) wird darauf hingewiesen, dass รผberall wo das Schiff auftaucht, das Kulturinsel-Fieber nicht weit ist. Ob sich die spielenden und kletternden Kinder schon angesteckt haben?
ย Dieter Fischer