Editorial Februar 2006

Das Gedenken an den 13. Februar 1945 rührt jedes Jahr an der Seele dieser Stadt. Mit der Einweihung der Frauenkirche konnte eine Wunde geheilt, die Silhouette komplettiert und das Selbstbewusstsein der Dresdner neu erweckt werden. Nach 800 Jahren beginnt die Stadt, ein neues Selbstverständnis zu entwickeln – mit Bürgersinn und Streitkultur.

Jürgen Frohse

Jürgen Frohse

Dass Dresden gerade mit der Waldschlößchen-Brücke bereit ist, ein „Stück seiner Seele zu opfern, in dem mit der wiederaufgebauten Frauenkirche sein Herz wieder zu schlagen begonnen hat“, wurde von Heinrich Magirius in einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung eindrücklich beschrieben. „An keiner Stelle stellt sich Dresden als Stadtganzes so in der Landschaft, gewissermaßen in der Übersicht dar. Eine Brücke an dieser Stelle – gleich welchen Ausmaßes – zerstört die Ruhe, die dieser einzigartige Ort in der Stadt verlangt.“ Besser können auch wir, die Redaktion, unsere Gefühle zu dem Bauwerk nicht beschreiben. Die Fronten in der Auseinandersetzung sind allerdings so verhärtet, dass zu hoffen ist, dass diese Brücke nicht auch noch den inneren Frieden der Stadt zerstört.

Viele kleinere Streitigkeiten, um das Gesicht dieser Stadt zu prägen, sind es oft nicht wert, berichtet zu werden. Der Konflikt um ein Wartehäuschen in Wachwitz rührt nicht an der Substanz eines Welterbe-Gebietes. Es ist ein Beispiel, wie schwer es oftmals ist, Lösungen zu finden. Der Bau der Pillnitzer Landstraße wird von den Angestellten aller Behörden (und Baufirmen) mit großem Engagement vorangebracht. Und doch konnte in diesem Fall bisher kein Kompromiss gefunden werden.

Wir möchten, auch an dieser Stelle, unserem Mit-Streiter Dietrich Buschbeck zum 70. Geburtstag ganz herzlich gratulieren (siehe Seite 11).

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