Eine Bilder(buch)geschichte – Recherchen zum Titelbild

Diese Ausgabe des Elbhang-Kuriers enthält mindestens zwei „besondere Photographien“, die eine findet sich auf Seite 9, die andere auf dem Titelblatt, beide von der Fotografin Evelyn Richter geschaffen (Seite 8).

Das Titelfoto der Ausgabe April 2006. Foto: Evelyn Richter

Das Titelfoto der Ausgabe April 2006.
Foto: Evelyn Richter

Das Titelfoto entführt uns nicht in die „Goldenen Zwanziger Jahre“, aber in die vergleichbar sagenhaften frühen 50er Jahre am Elbhang. Am 8. November 1952 (also kurz vor dem ­11. 11.) lud der junge Architekt Jürgen Jüchser (Jahrgang 1929) in seinen damaligen Wohnsitz am Fuß der Calberlastraße zum Atelier- und Künstlerfest ein – in die ehemals geheiligten Hallen des Bildhauers Georg Curt Bauch (1887 ­– 1967) und des damals bereits „in den Westen“ gegangenen Fotografenpaares Christine Bellmann und Pan Walter. …

Die besondere Photographie: Dr. Karl Bellmann, Dresden, um 1951. Foto: Evelyn Richter (Reproduktion Katalog)

Die besondere Photographie: Dr. Karl Bellmann, Dresden, um 1951.
Foto: Evelyn Richter (Reproduktion Katalog)

Mit von der Partie (damals gab es hierzulande noch keine „Partys“) waren außer der unternehmungslustigen Fotografin und Pan-Walter-Elevin Evelyn Richter auch (siehe Titelbild) die empfindsame und kunstsinnige medizinisch-technische Assistentin Lukeria Lüdecke (1921 – 1991) aus Bühlau und der angehende Dichter, Schriftsteller und Kunsthistoriker Dieter Hoffmann aus Weixdorf (Jahrgang 1934), auch unter seinem damaligen Pseudonym „Scaldor von Meix“ bekannt und heute in Unterfranken lebend (wenn nicht gerade in Dresden beschäftigt).

 

Heute nicht mehr existierendes Haus Pillnitzer Landstraße 29 (1987) – nach Kriegsende Atelier der Fotografen Pan und Christine Walter. Foto: Wolfgang Nützenagel

Heute nicht mehr existierendes Haus Pillnitzer Landstraße 29 (1987) – nach Kriegsende Atelier der Fotografen Pan und Christine Walter.
Foto: Wolfgang Nützenagel

Evelyn R. dekorierte Lukeria L. und Dieter H. zu eindrucksvoller Pose, obwohl Hoffmann (nach eigenen Worten) an diesem Abend nur Augen für ein anderes Geschöpf hatte. Lukeria war die Cousine des Gastgebers und besuchte das Fest gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Katja, die heute in Hellerau wohnt. Beide waren Töchter des auf der Elisabethstraße ansässigen Bildhauers Karl (Max) August Lüdecke (1896 – 1985) und dessen Frau Johanna (einer Schwester von Paula Jüchser). Lüdeckes Skulpturen schmücken noch heute u. a. das Restaurant „Trompeter“ an der Bautzner Landstraße. Im Band 2 der „Künstler am Dresdner Elbhang“ wird er verzeichnet sein.

Jürgen Jüchser, jetzt in Eutin lebend, half dem Elbhang-Kurier freundlich bei der Indentifikation der „handelnden Personen“. Die Schwestern Lukeria und Katja durften an besagtem Abend natürlich „allein“ ausgehen; als sie noch Kinder waren, begaben sie sich oft in die Obhut von Hede Schönert, die vornehm am Körnerweg wohnte und auf der Friedrich-Wieck-Straße ein Antiquariat mit Kunsthandlung führte – dort, wo heute das BuchHaus Loschwitz residiert. So schließen (oder öffnen?) sich die Kreise …

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Bildende Kunst