Fragen an Prof. Dr. Ingo Zimmermann, einer der Schirmherren des 16. Elbhangfestes
Erstmalig hat Professor Dr. theol. Ingo Zimmermann, neben dem Landtagspräsidenten Erich Iltgen, die Schirmherrschaft über das Elbhangfest übernommen. Unser Blasewitzer Redakteur Dietrich Buschbeck befragte ihn nach den „Hintergründen”.
EHK: Wir begehen schon zum 16. Male das Elbhangfest, aber Sie fungieren erstmalig als Schirmherr. Was hält der Präsident der Sächsischen Akademie der Künste und Sprecher des Dresdner Welterbe-Komittees davon, dass er ausgerechnet das flimmernde Festmotto „Vom Rumopern bis zum Abpfiff” beschirmen darf?
Prof. Zimmermann: Mich haben die doppelbödig-witzigen Leitsprüche des Elbhangfestes schon immer entzückt. Und was das diesjährige Festmotto angeht: Die Elbhanglandschaft von Loschwitz über Hosterwitz bis Graupa verdankt Opernkomponisten vom Range Webers und Wagners eine einzigartige musikalische Überhöhung. Diese Landschaft hat es zu Widerklängen auf dem Welttheater gebracht. Da lässt es sich in sommerlicher Ausgelassenheit prächtig rumopern. Und der aktuelle Bezug zur Fußball-WM 2006 ist doch ausgesprochen pfiffig. Deshalb freue ich mich sehr, diesem großen künstlerisch inspirierten Volksfest meine aktive Sympathie bekunden zu dürfen.
Genau vor einem Jahr waren der Loschwitzer Elbhang und das Elbhangfest Schauplatz der Urkundenverleihung für den Dresdner Welterbe-Status. Wie groß ist die Chance, dass wir vor einem vieldiskutierten „Abpfiff” mittels „Roter Liste” bewahrt werden?
Ja, sehen Sie, das ist die Doppelbödigkeit des Festmottos, die den Urhebern selbst vielleicht noch gar nicht so bewusst war, als sie es kreierten. Der „Abpfiff” scheint in der Luft zu liegen, aber er ist glücklicherweise noch nicht erfolgt. Der Generalsektetär der Deutschen UNESCO-Kommission, Roland Bernecker, hat erklärt, dass es die Verleihung des Welterbe-Status mit sich bringt, dass die Beurteilung geplanter Maßnahmen nicht mehr nur eine lokale Angelegenheit ist, sondern von der internationalen Fachwelt vorgenommen wird. Und genau darum geht es beim Bau der durch Bürgerentscheid beschlossenen Waldschlößchenbrücke. Wir müssen jetzt auf die Beurteilung durch die internationale Fachwelt warten. Welterbe bedeutet auch Weltoffenheit. Die Chance, in der Liga der Kulturzentren von Weltbedeutung zu bleiben, liegt in unserer Hand. Wir gelten doch als vigilant. Wir werden in Dresden doch wohl soviel bürgerschaftlichen Gemeinsinn aufbringen, die beschlossene Elbquerung so zu gestalten, dass sie mit den Standards übereinstimmt, die das Weltkulturerbe verlangt.
Auf welche Weise könnten künftige Elbhangfeste zur Untermauerung und Vertiefung des Welterbe-Status’ beitragen?
Vor allem dadurch, dass sie die Lebendigkeit der künstlerischen Tradition erweisen und die wunderbare Atmosphäre pflegen und bewahren, die das Elbtal zur klingenden Landschaft macht. Loriot hat vor einigen Jahren einmal gesagt, dass das Heitere in die Struktur dieses Landstrichs integriert sei und sich auch in den Menschen wiederfände. Für mich ist das Heitere zugleich das Offene, also das Weltoffene. Und das ist dem Elbhangfest gleichsam naturgegeben. Wenn der Welterbe-Titel Dresdens internationale Visitenkarte ist – und als solche betrachte ich ihn –, dann erhöht das Elbhangfest den ideellen Wert dieser Visitenkarte.
Dresden liegt in mehrfacher Hinsicht dem Elbhang zu Füßen – die Stadt verdankt dem Elbhang zahlreiche Impulse, und von Blasewitz aus können Sie täglich zum „Hang” aufblicken. Das Selbstbewusstsein der Elbhängler ist ziemlich ausgeprägt (gemäß DNN sollen hier die wohlhabendsten und auch „frömmsten” Dresdner wohnen); ist das vielleicht arrogant, oder sollten die Elbhängler vielmehr dankbar dafür sein, dass sie so nah an der pulsierenden „Residenzstadt” wohnen dürfen?
Mit solchen demographischen Erhebungen, die Sie mit Hinweis auf die DNN anführen, habe ich gewisse Schwierigkeiten. Wenn einer zwei Glas Bier trinkt und ein anderer zwei Bockwürste verzehrt, haben Sie statistisch jeder ein Bier und eine Bockwurst zu sich genommen, nur dass der eine trotzdem Hunger hat und der andere Durst. Aber im Ernst: Die Bewohner des Elbhangs und wir, die wir den Elbhang täglich vor Augen haben, sollten, wie es im 16. Psalm heißt, sagen: „Auf welch ein liebliches Land ist uns das Los gefallen”. Dankbarkeit ist dafür der richtige Ausdruck.