Die Hutmacherin Liesbeth Theiler

Über 90 Jahre in Rochwitz

Ein Leserbrief aus Leverkusen erreichte uns per E-Mail im Juli 2007. Stefan Schubert erinnerte an seine 98-jährige Großmutter, ein Rochwitzer „Urgestein“: Frau Liesbeth Theiler, geborene Rätze, erblickte am 7. März 1909 in der Polierstraße 21 in der Dresdner Seevorstadt das Licht der Welt. 1912 bezog sie mit ihren Eltern das Haus am Rodelweg 5 in Rochwitz, direkt neben dem Startpunkt der Rodelbahn und unterhalb des Roch­witzer Gasthofes. Dort wohnte sie bis 2002.

Mein journalistisches Interesse war daher sofort geweckt und es begann ein reger E-Mail-Austausch zwischen Leverkusen, wo Frau Theiler jetzt lebt, und Dresden. Meine Fragen beantwortete die 98-Jährige so herzerfrischend, so humorvoll und voller lebendiger Erinnerungen, dass ich dieses „Mail-Interview“ hier mit nur wenigen Kürzungen und geringfügigen Änderungen im Original wiedergeben möchte:

Liesbeth Theiler an ihrem 98. Geburtstag, 2007. Foto: Familienarchiv Theiler

Liesbeth Theiler an ihrem 98. Geburtstag, 2007.
Foto: Familienarchiv Theiler

Elbhang-Kurier: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Kindheit?

Liesbeth Theiler: Zu meiner Kindheit war Rochwitz ein beschauliches kleines Dorf mit Dorfteich, in dem im Sommer die Kinder schwimmen gingen. Auch Turnstangen auf Gartenwiesen wurden lebhaft benutzt. Beste Freunde von mir waren die gleichaltrigen Kinder der Familie Unger aus der anderen Doppelhaushälfte am Rodelweg.

Weiterhin habe ich Erinnerungen an Lisl Schneider, die Tochter vom Gasthof Rochwitz. Mit dieser habe ich oft als Kind im großen Saal des Gasthofes Rochwitz „gekreiselt“. Später bin ich hier regelmäßig Sonntagnachmittag zum Tanz gewesen, da war immer viel los! Auch im Kurhaus Bühlau und in „Donaths Neuer Welt“ in Laubegast habe ich in den 20er und 30er Jahren das Tanzbein geschwungen.

Jugend-Erinnerungen habe ich auch an die Kaufmannsfrau Frau Pätzold, die einmal die Kellertreppe heruntergefallen war und seit dieser Zeit mit steifer Hand relativ laut das Wechselgeld vom Tresen in die Schublade „fegte“. Daneben kann ich mich auch noch gut an die beiden Bäckereien König, den späteren Bäcker Ringel, und Stumpe in Rochwitz erinnern, bei denen ich zu Jugendzeiten immer Brot kaufen musste. Zur Inflationszeit kostete dort ein Brot mehrere Tausend Reichsmark. Weiterhin gab es zu meinen Kind- und Jugendzeiten direkt neben der Bäckerei König einen Pferdebeschläger, der die Tiere der Umgebung versorgte.

Liesbeth als junge Frau, etwa 20 Jahre alt, um 1918. Foto: Familienarchiv Theiler

Liesbeth als junge Frau, etwa 20 Jahre alt, um 1918.
Foto: Familienarchiv Theiler

Erlebten Sie in Ihrer Kindheit/Jugend auch das nahe gelegene Dresdner Zentrum? War ein Ausflug vom Hang in die Stadt normal oder etwas Besonderes?

Ein Ausflug nach Dresden von Rochwitz aus war für mich in meiner Jugend auf jeden Fall etwas Besonderes. Die alltäglichen Dinge spielten sich doch in Rochwitz ab. Ich kann mich gut dran erinnern, dass mein Onkel mich regelmäßig mit auf die Vogelwiese auf den Dresdner Elbwiesen mitnahm, wo dann mit Begeisterung Karussell gefahren oder an der Wurfbude die Dosen abgeworfen wurden. In Erinnerung dabei ist mir geblieben, dass ich während meiner Schwangerschaft – meine Tochter Ursula Elisabeth wurde am 29. Oktober 1936 in Rochwitz geboren – an einer Wurfbude einen ganzen Aal gewonnen hatte, zu der Zeit doch etwas Besonderes. Der wurde dann zusammen mit den Eltern und meiner Schwester in Rochwitz genüsslich verspeist.

Ansonsten waren die Besuche zur Jugendzeit in Dresden doch sehr begrenzt, da sehr wenig Geld für Extra-Vergnügungen vorhanden war.

Fritz und Elisabeth Rätze mit Tochter Liesbeth im Garten vor Haus Rodelweg 5, um 1913/14. Foto: Familienarchiv Theiler

Fritz und Elisabeth Rätze mit Tochter Liesbeth im Garten vor Haus Rodelweg 5, um 1913/14.
Foto: Familienarchiv Theiler

Wie kamen Sie zu dieser fast vergessenen Berufswahl? Und bei wem lernten Sie das Hutmacherhandwerk?

Nach meiner Schulzeit, die ich von 1915 bis 1919 zunächst an der Rochwitzer Volksschule und dann von 1919 bis 1923 an der Bürgerschule/Schillerschule in Loschwitz absolvierte, habe ich von 1923 bis 1926 eine Lehre als Hutmacherin bei der Firma Hermann Mühlberg auf der Dresdner Wallstraße gemacht. Diese Firma war königlicher Hoflieferant. Da ging es zu Fuß um 7 Uhr früh in Rochwitz los, um 8.30 Uhr war ich im Lehrbetrieb. Mein täglicher Weg ging vom Rodelweg über die König-Fried­rich-August-Straße (heute Krügerstraße), den Steinweg, Veilchenweg bis zum Körnerplatz. Von dort ging es mit der Straßenbahn bis zum Lehrbetrieb. Ich hatte eine Sechs-Tage-Woche, musste also auch sonnabends arbeiten.

Ich hatte damals Glück, dass langsam der Trend aufkam, junge Leute auszubilden, denn davor ging man einfach „in Stellung“. Da mich schon von Kind an Hüte interessiert hatten, habe ich auf Vermittlung einer Tante diese Lehrstelle bekommen. Man kann sich vorstellen, dass so etwas mit Hüten damals bei jungen Frauen sehr begehrt war.

Doppelhaus Rodelweg 3 und 5, Blick von Osten Richtung Dresden etwa 1920, gebaut 1912. Foto: Archiv Theiler

Doppelhaus Rodelweg 3 und 5, Blick von Osten Richtung Dresden etwa 1920, gebaut 1912.
Foto: Archiv Theiler

Welcher Hut bzw. welche Hutform war Ihr Gesellenstück?

Mein Gesellenstück 1926 war ein Damenhut, der sich „Mateto“ nannte. Dies war ein rund aufgeschlagener Hut mit breiter glatter fester Krempe. Ich musste erst ein Drahtgestell für den Kopfring als Untergestell biegen, das Unterstück des Hutes nannte man „Sparterie“, dies war wie Spanholz, das feucht verarbeitet werden musste. Das Obermaterial des Hutes war aus Brokat, die Farbe ging so in das orange- und braunfarbene. Am Tag der Gesellenprüfung musste ich wie alle anderen Mädchen auf die Grunaer Straße zum Gewerbeamt, wo die Prüfung abgenommen wurde. Je nach Vorgabe des zu fertigenden Hutes hatte man drei bis zehn Stunden Zeit für die Herstellung, danach erfolgte die Bewertung.

Da das Material für das Gesellenstück durch den Lehrbetrieb gestellt wurde, durfte man den Hut leider nicht selber behalten, mein Hut ist dann kurz danach im Laden verkauft worden. Tragen Sie Hüte und war der Hut für Sie auch ein nobles Geschenk für Freunde und Verwandte?

In meiner Jugendzeit und als junge Frau habe ich natürlich auch selbst gerne alle Arten von Hüten, entweder aus Samt oder Seide, getragen. Ich kann mich erinnern, dass ich sogar auf dem Fahrrad Hüte aufhatte, die saßen einfach nur fest. Um später den nicht gerade hohen Verdienst der Arbeitsstelle nebenbei etwas aufzubessern, wurden dann für viele Rochwitzer auch ältere Hüte wieder aufgearbeitet.

Aufgrund der doch teilweise sehr teuren Materialien war ein Hut als Geschenk von mir für andere leider nicht möglich, dafür gab es für gute Freunde immer frische Marmelade von Obst aus dem eigenen Garten. Heute trage ich im Winter lieber eine Mütze, die ist doch wärmer um den Kopf und die Ohren. Ist doch in meinem Alter auch irgendwie gesünder und etwas passender.

Doppelhaus Rodelweg 3 und 5, Blick von Westen. Die linke Hälfte gehörte der Familie Rätze/Theiler, etwa 1920. Foto: Archiv Theiler

Doppelhaus Rodelweg 3 und 5, Blick von Westen. Die linke Hälfte gehörte der Familie Rätze/Theiler, etwa 1920.
Foto: Archiv Theiler

Gab es Hutgeschäfte auch am Elbhang oder arbeiteten Sie nur in der Stadt?

Nach der Lehre habe ich bis zum Zweiten Weltkrieg in drei Hutmacherfabriken in Dresden gearbeitet, zuerst bei Simson und Stern in der Schlüterstraße, danach bei Bergmann und Selo in der Gabelsberger Straße und zuletzt bei Marscheves. Diese Arbeitsstellen lagen alle nahe dem Zentrum von Dresden und waren unter jüdischer Leitung. Es waren alles große Hutfabriken, daneben erinnere ich mich aber auch noch an kleine Hutgeschäfte mit eigener Herstellung wie die Firma Karl Seyfert, Bautzner Straße; die Firma Anna Kupfer, Ostra-Straße und an die Firma Dinger auf der Blasewitzer Straße.

Können Sie sich an klangvolle Namen erinnern, die Sie mit „behüteten“?

Als einziger klangvoller Name ist mir Frau Konsul Mühlberg, die Frau des Hutfabrikanten, in Erinnerung geblieben, die sich von mir einen Hut fertigen ließ. Ansonsten wurde in den 20er und 30er Jahren auch viel „Massenware“ gefertigt, da die Nachfrage sehr groß war.

Gasthof Ober-Rochwitz mit Konzertsaal in den 20er Jahren. Links daran vorbei führte der Rodelweg mit dem Startplatz der Rodelbahn hinter dem Saal. Foto: Archiv Theiler

Gasthof Ober-Rochwitz mit Konzertsaal in den 20er Jahren. Links daran vorbei führte der Rodelweg mit dem Startplatz der Rodelbahn hinter dem Saal.
Foto: Archiv Theiler

Zum Elbhangfest trägt man mehr und mehr Hut; die Damen Strohhüte mit Verzierungen und die Männer so genannte „Kreissägen“. Wie finden Sie das?

Die alten Zeiten werden wohl wieder modern. Wenn ich den Faden noch durch die Nadel bekäme, könnte ich gleich wieder anfangen – ich denke schon, dass ich das Handwerk nicht verlernt habe. Nein, aber im Ernst, ich finde es schön, wenn jetzt nach längerer Zeit der Hut-Abstinenz das Hüte-Tragen wieder schick ist…

Gibt es noch von Ihnen gefertigte Hüte?

Das ist mir nicht bekannt, es ist einfach schon so lange her. Es wurden ja auch nur die Namen der Hutfabrikanten, nicht aber die der einzelnen Herstellerpersonen in den Hut eingenäht, so dass, falls heute noch ein alter Hut auf irgendeinem Dachboden gefunden wird, sich dies leider nicht mehr nachvollziehen lässt.

Womit beschäftigten Sie sich, nachdem Sie nicht mehr als Hutmacherin tätig waren?

Aufgrund der schweren Nachkriegszeit gab es keinen Bedarf mehr an Hüten. Um meinen Le-bensunterhalt zu sichern, hatte ich mir eine neue Arbeitsstätte als Reinigungsdame im Armee-Lazarett „Weidner’s-Sanatorium“, dem spä­teren Krankenhaus an der Krügerstraße in Rochwitz in Richtung Schwebebahn, gesucht. Dort habe ich bis zu Beginn meiner Rentenzeit Ende der 60er Jahre gearbeitet, oft auch an Wochenenden.

Liesbeth Theiler (26 Jahre) und ihr Mann Herbert Theiler bei ihrer Hochzeitsfeier 1935. Foto: Archiv Theiler

Liesbeth Theiler (26 Jahre) und ihr Mann Herbert Theiler bei ihrer Hochzeitsfeier 1935.
Foto: Archiv Theiler

Und was machten Sie dann als Rentnerin und noch heute als sehr rüstige Seniorin in Ihrer freien Zeit?

Nachdem ich pensioniert war, bin  ich oft in Ungarn in den Thermalbädern und auch zu Besuch bei meiner Tochter im „Westen“, in Leverkusen, gewesen. Dies war zu DDR-Zeiten immer eine aufregende Zeit, da man doch in eine andere Welt fuhr. Aber ich bin immer wieder gerne nach Rochwitz zurückgekommen.

Bis zu meinem 94. Lebensjahr konnte ich auch noch durch die Hilfe der Nachbarn und anderer Rochwitzer im elterlichen Haus Rodelweg 5 wohnen. Aber 2002 bin ich dann doch zu meiner Tochter und meinem Enkel nach Leverkusen gezogen. Dort bewohne ich jetzt im Evangelischen Altenpflegeheim ein sehr schönes Einzelzimmer mit Balkon und Gartenaussicht. Ich wurde gleich in den Heimbeirat der Einrichtung gewählt und nehme immer noch gerne an allen Aktivitäten teil. Es wird hier regelmäßig wöchentlich gekegelt, es gibt Gedächtnistraining, ich beobachte gerne die Eichhörnchen und Vögel auf meinem Balkon und bin auch gerne noch im Sommer beim Grillen in Tochters Garten. Mein Enkel ist da der Grillmeister und versorgt mich bestens mit leckeren Würstchen oder Grillsteaks. Auch ein Bierchen dazu schmeckt noch…

Die Tage gehen eigentlich ganz gut und kurzweilig vorbei. Wenn ich auf meinem Balkon sitze und ins Grüne schaue, schwelge ich natürlich auch gerne in Erinnerungen an mein altes Rochwitz. Mein Enkel meint allerdings, man müsste dann stets fragen, ob ich mich gerade in den 20er und 30er Jahren befinde oder doch schon in der „Neuzeit“ – na ja, ich bin halt auch schon etwas  älter mit 98 Jahren…

Sie haben fast 95 Jahre in Rochwitz gewohnt. Wie erlebten Sie Rochwitz?

In der Jugend war Rochwitz für mich ein sehr schönes kleines Dorf mit Bauern und Zusammenhalt unter den Leuten. Rochwitz war umgeben von vielen Feldern und Wiesen, von der Großstadt Dresden war noch wenig zu spüren. Ich erinnere mich noch lebhaft an die geselligen Runden in unserem Garten, wenn der selbst gemachte Beerenwein abgezogen wurde.

Höhepunkte waren auch unsere sonntäglichen Spaziergänge in der Jugendzeit, bei denen wir mitunter sogar König August mit seinen drei Töchtern begegneten. Die königliche Familie wohnte ja damals in einer Villa im Wachwitzer Weinberg.

Später, als erwachsene Frau, bin ich dann natürlich auch öfters nach Dresden gefahren. Mit Bus und Straßenbahn fuhr ich gerne durch die Stadt, vieles wurde natürlich auch noch „erlaufen“. Aber es wäre mir nie in den Sinn gekommen, in die Stadt zu ziehen. Dafür war ich halt mein Leben lang Rochwitzerin…

Mein Elternhaus verkaufte ich 1965 an die junge Familie Rothe, die sechs Kinder hatte. Ich selbst zog in den ersten Stock und bewohnte dort zwei Zimmer mit Bad. Die Rothes kümmerten sich bis zu meinem Wegzug 2002 sehr um mich und ich habe auch heute noch Kontakt zu ihnen.

Liesbeth Theiler; Mitglied im Turn- und Sportverein Loschwitz (TSL); Abteilung Schlagball, etwa 1929/30; hintere Reihe 2. von rechts direkt neben dem Trainer. Foto: Archiv Theiler

Liesbeth Theiler; Mitglied im Turn- und Sportverein Loschwitz (TSL); Abteilung Schlagball, etwa 1929/30; hintere Reihe 2. von rechts direkt neben dem Trainer.
Foto: Archiv Theiler

Wie erlebten Sie die nahe gelegene Rodelbahn, waren Sie als Kind eine ängstliche oder mutige Rodlerin?

Die Rodelbahn bin ich ab 1920 als Kind und später als Jugendliche oft selber runter gefahren. Mehrere Kinder und ich hatten vom Betreiber die Möglichkeit, die Bahn umsonst morgens oder nachmittags „glatt“ zu fahren; für alle anderen kostete die Fahrt zwei Pfennig. Unten am Auslauf der Bahn war eine kleine Quelle mit einem kleinen Teich, der im Winter schneebedeckt war und oftmals von Auswärtigen, die dies nicht wussten, angefahren und mit nassen Sachen wieder verlassen wurde. Das Gelächter der Einheimischen war ihnen dann gewiss. Betrieb war rund um die Woche, abends auch bei elektrischer Beleuchtung.

Wie haben Sie sich noch anderweitig sportlich betätigt?

Von 1929 bis 1934 war ich aktives Mitglied im Loschwitzer Turn- und Sportverein, Abteilung Schlagball. 1928 nahm ich sogar am Turnfest in Köln teil. In meiner Jugend habe ich auch oft in den Badeanstalten an der Elbe gebadet. Regelmäßig besuchte ich auch das Bühlauer Freibad, das Freibad Marienbad und die Seen in Ullersdorf.

Als junge Frau bin ich im Winter oft zu Fuß zum Skifahren ins Erzgebirge nach Kipsdorf gelaufen. Dort kostete eine private Übernachtung damals eine Reichsmark. Und als Rentnerin, so etwa ab 1965 bis zum Jahre 2000, – da war ich immerhin schon stolze 91 Jahre alt – besuchte ich einmal wöchentlich die Sauna auf dem Weißen Hirsch.

Was empfinden Sie, wenn Sie heute in Leverkusen den „Elbhang-Kurier“ mit der Post bekommen?

Ich freue mich immer auf die monatliche Ausgabe des „Elbhang-Kuriers“, da ich damit – trotz meines Umzugs nach Leverkusen – immer noch viele Berichte über Personen, Gebäude und Veranstaltungen aus der eigenen gelebten Vergangenheit der letzten fast zehn Jahrzehnte aus „meiner Ecke“ mitbekomme.

Außerdem telefoniere ich noch jeden Sonntag genau um 10 Uhr mit meiner langjährigen sehr guten Freundin Frau Gretl Kühne in Rochwitz. Sie ist die Tochter des ehemaligen Stangeneislieferanten Hippe, der sein Geschäft bis zu Beginn der elektrischen Kühlschrankzeit in der Grundstraße betrieb. Frau Kühne ist gewissermaßen meine letzte telefonische Kontaktbrücke in die geliebte Heimat Rochwitz.

Da stellt sich jedes Mal für mich auch wieder die Frage, ob es noch andere Leute gibt, die mich aus meiner Rochwitzer und Loschwitzer Zeit kennen. Ich würde mich natürlich sehr über weitere Post aus der Heimat freuen. Vielleicht trägt dieser Artikel mit dazu bei.

Ich bin zu erreichen im Evangelischen Altenpflegeheim Leverkusen, Ulrichstraße, 51381 Leverkusen oder per Telefon unter der Nummer 02171-501118, möglichst immer erst ab 17 Uhr, da ich vorher viel im Heim unterwegs bin.

Hat man in Ihrem betagten Alter noch Wünsche?

Ja natürlich, ab und zu immer mal bei meiner Tochter Kartoffeln mit Quark, Griesbrei mit Butter, Mettbrötchen mit Zwiebel oder auch Heringsstipp. Alte Gewohnheiten aus Rochwitzer Zeiten… Und dass ich möglichst lange gesund in Kopf und Körper bleibe: Meinen 90. feierte ich in der „Schmiede“ in Klotzsche, den 95. im Kreise der Familie in Leverkusen und zum 100. kommt doch sicherlich der „Elbhang-Kurier“ oder gar der Dresdner Oberbürgermeister?!

Ich werde das in Ihrem Sinne der Redaktion übermitteln. Aber noch schöner wäre es doch, wenn Sie als 100-jähriger Ehrengast zum Elbhangfest 2009 einen Hut „Rochwitzer Urgestein“ kreieren würden! Abschließend bitte ich Sie ganz kurz, in drei Sätzen, das zu sagen, woran Sie zu allererst denken, wenn Sie von Dresden, von Rochwitz und dem Elbhang hören?

Dresden: Tolle Stadt – Elbflorenz – meine Heimat. Bekannt durch Zwinger, Blaues Wunder, Frauenkirche, Schloss und Brühlsche Terrasse – leider aber auch durch den Bombenangriff und die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Rochwitz: Gedanken an die schöne Aussicht aus dem Küchenfenster des Hauses am Rodelweg in Richtung Weißer Hirsch.

Elbhang: „Luisenhof“ und der schöne Blick auf das gesamte Dresden.

Herzlichen Dank Ihnen, Frau Theiler, und Ihrem Enkel, der ja alles vermittelte, für dieses Interview und weiterhin alles Gute bis zum persönlichen Kennenlernen 2009.

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Handwerk, Porträt