Dreht sich’s zünftig – dreht sich’s künftig!

Das Elbhangfest-Festgelände

Das Elbhangfest-Festgelände

Das Fest mit dem sagenhaften „Dreh“ vom 27. bis 29. Juni 2008: Von „Polarkreis 18“ bis „Zar und Zimmermann“

Handwerk und Gewerbe beim 18. Elbhangfest

Nachdem die „Schönen Gärten“ des Vorjahres allgemein gut angekommen sind, wächst deshalb auch das Thema des kommenden Elbhangfestes aus dem gastfreundlichen Hang. Nicht mehr nur die Gärtner – sondern auch andere Gewerke werden einladen: Das Thema heißt: Handwerk und Gewerbe am Elbhang. Die Anwohner werden aufgerufen, sich mit ihren Berufen zu präsentieren, wieder Grundstücke und Gärten zu öffnen. Traditionelle Gewerke sollen am historischen Ort dargestellt werden. Ein verbindender Gedanke zwischen den vielen fleißigen Gewerken und dem Festtreiben wurde gesucht und ge­funden:

Überall dreht sich was

Die Kurbel an der Wäschemangel, die Wagenräder der Händler, die Locken beim Friseur werden gedreht. Fahrräder, Getriebe, Zahnräder, Wasserräder und Mühlsteine, die Spindeln der Weinpressen drehen sich. Gewerbetreibende „müssen sich dreh’n“ heutzutage – und bei jeder Arbeit drehen sich die Zeiger der Uhr. Aber auch im Tanz dreht man sich gern! Glücksräder, Riesenräder und Kettenkarussels drehen sich mit Schwung – und bei etwas zu viel Wein dreht sich gleich mal der Hang um den Kopf. So darf sich dieses Fest um das Arbeitsleben am Hang drehen – und gleichzeitig schwungvoll gefeiert werden:

Überall soll sich was dreh’n! Kurz und flott lenkt das Motto den Blick vom Drehen bei Arbeit und Festtreiben auch in die Zukunft: Nur wenn sich etwas zünftig dreht – sich fleißig immer weiter entwickelt – , wird es Bestand haben. Dies gilt für Gewerbe-Unternehmen wie für das Elbhangfest.

Vom Wäsche-Labyrinth bis „Zar und Zimmermann“

Ein großes Wäsche-Labyrinth aus weißen Laken auf den Elbwiesen soll an die „Waschplauzen“ erinnern, die hier ihre Weißwäsche zum Bleichen und Trocknen auslegten und ihre Männer zu deren Bewachung aufstellten. Dazu erklingen zarte Töne inmitten einer zur Elbe offenen Weißwäsche-Architektur. Abends könnten Lichtschlangen die Konturen illuminieren und einen herrlichen Anblick bieten. Tintenfabriken, Schreibwaren und Buchdruck, die Entwicklung des Schreibens vom Brief bis zur E-Mail werden Thema der Ausstellung in der Orangerie Pillnitz sein. Die Friseure feiern „110 Jahre RESSEL“ in Pillnitz.

Schmieden, Metall und Blech(autos), Fahrrädern wird man wohl bei Zschiesche in Hosterwitz zum Schmiedebums, beim Rockkonzert, BMX und den einheimischen Radspezialisten Päperer/Loschwitz und Tietz/Pillnitz begegnen. Zu den bereits beim Fest aktiven Baugewerken ge­hören SteinWenzel, Zimmermann Rohr, Lutz Flemming und SPOT – weitere originelle Beiträge werden gesucht! Vom Bauern über den Müller zum Bäcker führte einst der Weg des Mehls. Seit langem ist die Bäckerei Wippler mit Filialen in Hosterwitz und Loschwitz ein wichtiger Partner des Elbhangfes­tes. Sie und weitere Bäcker könnten Kuchen- und Brot-Back-Aktionen,  „Konzerte in der Backstube“ oder „Bäcker einmal anders“ zeigen.

Obstbau, Weinbau, Fassmacher und Töpfer zeigen sich um und in den Weindörfern und Weingärten – und ganz besonders im Königlichen Weinberg Wachwitz als Originalschauplatz Königlicher Weinfeste zwischen 1826 und 1853. Mit dem Neffen des »Botanikerkönigs« setzt Hella Ulrich ihr Konzept vom letzten Jahr fort: Fried­rich August II., König ab 1838, tritt auf in einem Spiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Der König führte damals den Wein­erntezug an, trank das erste Glas frischgepressten Weinsaftes an der Presse.

Als Festgeber eröffnete er den Tanz mit einer jungen Wachwitzerin. Ihm wurde traditionell der „Sackmützentanz“ vorgeführt. Der „Dreh- und Angelpunkt“ der Fischer, Fährleute und Schiffer, Treidler und Angler wird wohl in Wachwitz liegen. Bootskorso und Bomätscher-Tauziehen werden ent­lang der Elbe stattfinden. Ein besonderer Vertreter der  Uhrmacherzunft war der Hofuhrmacher Jean Francois von Poncet, gestorben 1804 in Loschwitz.

Josef Hegenbarth: Im Fleischerladen. Fünfziger Jahre. Abbildung aus: „Josef Hegenbarth“, 1980

Josef Hegenbarth: Im Fleischerladen. Fünfziger Jahre.
Abbildung aus: „Josef Hegenbarth“, 1980

Der Festumzug als eine „verdrehte“ Geschichte

Der Festumzug wird sich dem Thema von einer vorwiegend phantasievollen Seite nähern. Eine Geschichte soll erzählt werden, eine Geschichte vom Handwerkerleben und Gewerbetreiben am Elbhang, wie wir es uns vorstellen. Dabei wird sich eine ganz eigene Chronologie ergeben, welche nicht einfach in einer Aneinanderreihung von Bildern zu den verschiedenen Gewerken bestehen wird, sondern welche die Dinge miteinander verwebt, „verdreht“ und mit Humor und Überraschung in Bewegung geraten lässt.  Dabei wird Historisches wie Erdachtes seinen Platz finden. Ein Erzähler wird die Geschichte in Worte kleiden, die Bilder werden für sich sprechen und Figuren werden den Umzug pantomimisch, spielerisch eingreifend, agierend und kommunizierend begleiten.

Rock: Polarkreis 18

Das Rockkonzert wird wieder stattfinden. Dafür gelang bereits die Verpflichtung einer Band, die am Elbhang gegründet wurde und heute bundesweit Beachtung findet: »POLARKREIS 18« – Freitag, 21 Uhr. Der Veranstaltungsort steht noch nicht fest.

In den Dörfern dreh’n sich Handwerk und Gewerbe

Der Hang kommt in Bewegung im Juni 2008. Überall dreht sich was: Die Idee eines Riesenrad für Loschwitz, Kinderriesenrad in Wachwitz, Glücksräder in den Weindörfern, Papiermühlen in den Kinderoasen, Rhön-Räder, Hams­terräder… Handwerker mit überraschenden Fähigkeiten werden das Festgelände durchwandern. Auch die Bühnen sollen ihnen zeitweise  für die eine oder andere „Bärformänz“ überlassen werden. In jedem Dorf will der Elbhangfest e. V. einen »gemischten Rundgang« gestalten: eine durch Handwerksdemonstrationen, Umtrunk, kleine künstlerische Darbietung und Besuche bei einem Gewerbetreibenden erweiterte Führung.

Die Meister und die Elemente – am Abend

Die Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde spielen für alle Gewerke eine wichtige Rolle – als zu bearbeitendes Material, als Nährstoff- und Energielieferant. Man braucht „Luft zum Atmen“ – auch umgangssprachlich verwendet. Die vier Elemente stellen, immer mit dem phantasievollen Bezug zur Arbeit, zum Handwerk, den Kern der Darbietungen dar.

Auch Glücksräder sollen sich drehen beim 18. Elbhangfest, so wie auch zum Erfolg jeden Handwerkers ein Quentchen Glück gehört. Foto: Rolf Friebel

Auch Glücksräder sollen sich drehen beim 18. Elbhangfest, so wie auch zum Erfolg jeden Handwerkers ein Quentchen Glück gehört.
Foto: Rolf Friebel

Es wird tintenblau in der Orangerie

»Hinweg mit Tint’ und Feder – mit dem PC schreibt jeder« – so könnte man den alten ERIKA-Schreibmaschinen-Slogan heutig abwandeln. Einer der Besitzer der Herstellerfirma »Seidel & Naumann«, Bruno Naumann, war zeitweise Besitzer des heutigen Lingner-Schlosses. Für die Ausstellung sind angedacht: Mitmach-Aktionen für Groß und Klein, beispielweise bei der Papierherstellung, dem Papier-Schöpfen oder auch die Betätigung als Kalligraphen beim Schreiben mit Pinseln und Schreibfedern. Auf einer Großfläche könnte daraus »Mein handgeschriebener Satz für Euch« werden, wo am Ende viele Botschaften ein großes kalligraphisches Wandbild ergeben.

Über die Tintenfabriken am Hang  ist zu berichten. Weitere Themen sind die hangnahe Erfindung von Füllhalter und Kugelschreiber. Natürlich gehört in diese Ausstellung eine mechanische Schreibmaschine Erika von S&N. Wie geht es weiter mit dem Schreiben im Zeitalter von PC und E-Mail? Will jemand zurück zum Brief? Briefe von Elbhang-Persönlichkeiten könnten zum Lesen gezeigt werden und anregen, am Schluss noch einmal etwas selbst zu schreiben: »Mein Brief an das Elbhangfest«, der in einen großen GELBEN Briefkasten eingeworfen wird.

Das Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft organisiert im Rahmen des Begleitprogramms der UN-Naturschutzkonferenz 2008, die im Mai in Deutschland stattfindet, unter dem Motto „Biologische Vielfalt – für unsere Zukunft“ verschiedene themenbezogene Veranstaltungen und möchte dazu auch die Plattform Elbhangfest nutzen. Im Laufe des Wochenendes wird es verschiedene Vorträge zum Thema geben. Ein Flügel der Orangerie wird  mit einer „Mitmach-Aus­stellung“ zur biologischen Vielfalt belegt.

Auch um die Kinder dreht sich’s

Auch alles, was sich – spielerisch – dreht, gehört in diesem Jahr dazu: Brumm- und andere Kreisel, »Ringelrein«, Basteln und Bemalen von Papiermühlen, Riesen-Jojos. Zeichnen und Schreiben mit Tinte und Tusche, mit Federn und Pinseln. Drehbilder – das Bild dreht sich und wird mit Farbe bespritzt, bemalt, beschmissen – könnten entstehen. Kugeln drehen sich beim Kegeln und Boccia. Handwerkliche Tätigkeiten sollen spielerisch kennengelernt und ausprobiert werden können.

Und ein Zar kommt nach Dresden

Das Abschlusskonzert wird eine – für Dresden seit langem nicht dagewesene – Aufführung der Oper »Zar und Zimmermann« in bewährter Zusammenarbeit mit dem „Festival Mitte Europa“ sein – mit genügend Sitzplätzen, auf der Bühne am Bergpalais im Schloss­park Pillnitz.

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Elbhangfest, Handwerk, Kunst und Kultur