Statements ehemaliger MANOS-Schüler

Wie wir um unsere Mädchen kämpften · Abitur mit Hilfestellung

Wie wir um unsere Mädchen kämpften

Noch im 10. Schuljahr zierte die Anwesenheit von sechs Mädchen unsere Klasse. Wenn es auch wenige waren, so war das doch besser als „nichts”. Der Leitung der Schule waren aber die Mädchen bei der Stundenplangestaltung im Wege, und sie sollten auf andere Klassen aufgeteilt werden. Das hätte uns zur reinen Jungen-Klasse „degradiert” und uns die Daseinsfreude im tristen Schüleralltag genommen. Das durfte nicht sein.

Eine Petition bei der Schulleitung blieb ohne Erfolg. Unsere Eltern konnten uns nicht helfen, da der unsere Klassengemeinschaft spaltende Schlag ohne Vorankündigung am ersten Schultag des neuen Schuljahres gegen uns geführt wurde und der Elternabend erst Wochen später stattfinden sollte. Also mussten wir – wie einst die alten Ritter – um unsere Schönen selbst kämpfen. Wir waren faire Gegner und kündigten der Schulleitung an, dass wir die erste Schlacht am Nachmittag des ersten Schultages im Schulamt schlagen werden.

Die Schulleitung merkte, dass es uns ernst war. Sie wollte eine Kontroverse mit dem Schulamt vermeiden. Dem Stundenplanmacher kam doch noch eine Erleuchtung. Ehe der Schultag zu Ende war, war das Problem gelöst. Die Mädchen hatten mit einer anderen Mädchenabteilung Musik, Zeichnen und Turnen und blieben Mitglieder unserer Gemeinschaft. Den Sieg, den wir ohne eine Schlacht schlagen zu müssen, errungen hatten, feierten wir am Nachmittag bei einem Kinobesuch. Es wurde „Das Mädchen von der Tankstelle” gegeben.

Dieter Oleschinsky, Jg.1936


Abitur mit Hilfestellung

Vor einiger Zeit sorgte ein Ereignis an einer Schule in den Medien für Schlagzeilen: Schülern war es gelungen, vor der Prüfung an Abitur-Fragen heranzukommen. Das erinnert mich an unser Abitur im Jahre 1952. Hauptfächer waren damals Deutsch, Geschichte und Gegenwartskunde. Eine Vier in diesen Fächern bedeutete „durchgefallen”. In den anderen Fächern konnte man sich insgesamt eine Vier leisten. Eine mündliche Prüfung in Geschichte und Gegenwartskunde war obligatorisch – Prüfungsangst war also vorprogrammiert. Wenn man nur wüsste, was drankommt…

Die Schüler der Kreuzschule, damals am Wettiner Platz, mussten drei Wochen vor der Oberschule Ost zum mündlichen Abitur antreten. Irgendjemandem aus einer unserer Parallelklassen war es gelungen, an die je 30 Fragen in Geschichte und Gegenwartskunde heranzukommen. In der Hoffnung, dass bei uns die gleichen Fragen gestellt würden, begann nun ein Wettlauf mit der Zeit: Alle Fragen stichwortartig ausarbeiten und dann auswendig lernen.

Am Sonnabend, dem 14. Juni musste unsere Klasse 12 zur mündlichen Prüfung antreten. Jeder musste einen verschlossenen Umschlag ziehen, eine war zu beantworten. Steine fielen vom Herzen, als sich herausstellte, dass wir tatsächlich die gleichen Fragen wie in der Kreuzschule gestellt bekamen – die Paukerei hatte sich gelohnt! Ich hoffe nun sehr, dass meine Offenbarung nicht dazu führt uns das Abitur nachträglich abzuerkennen, aber nach 50 Jahren verjähren wohl auch schwere Vergehen…

Siegfried Reuter, Jg.1934

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