Abitur 1937. Als letzter noch lebender Gymnasiast, der 9 Jahre lang Latein auf den Bänken des Realgymnasiums Blasewitz gedrückt hat, gratuliere ich meiner alten Schule zu ihrem 100. Geburtstag und wünsche ihr im neuen Haus – mit, für mich, neuem Namen – alles Gute für die Zukunft.
Wie war es 1937, vor über 70 Jahren?
Mit Abschluss des Abiturjahrgangs 1937 wurde die künftige Schuldauer der höheren Schulen von bisher neun auf acht Jahre verkürzt. Mit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1936 war der Bedarf an Offizieren sprunghaft gewachsen, und da für die Berufslaufbahn des aktiven Offiziers das Abitur Vorraussetzung war, standen Ostern 1937 gleich zwei, wenn auch schwache im ersten Weltkrieg geborene Jahrgänge für Offiziersbewerber zur Verfügung (…)
Die Klassen wurden nicht wie heute nach den Schuljahren von 1 – 12 gezählt, sondern gymnasialmäßig lateinisch Sexte, Quinta, Quarta, Unter-, Obertertia, Unter-, Obersekunda und Unter- und Oberprima genannt. In der 63. Grundschule war damals die Blasewitzer Höhere Mädchen Schule (abgekürzt BlHM = „bloß hübsche Mädchen)“ im Schulgebäude an der Wägnerstraße untergebracht, aber mit Blick auf die Kretschmerstraße zum gegenüberliegenden Realgymnasium, was in unseren Pausen zu Blicken und Winken zum weiblichen Gegenüber eifrig genutzt wurde. Leider war damit 1933 oder 34 Schluss, da die BlHM in das Schulgebäude in der ehemaligen Markgraf-Heinrich-Straße nach Striesen verlegt wurde.
Ganz wichtig ist noch zu erwähnen, dass das Realgymnasium wie auch andere Dresdner höhere Schulen über ein Schullandheim in Kleingießhübel in der sächsischen Schweiz verfügte. In jedem Schuljahr, Sommer wie Winter, ging jede Klasse für fünf Tage ohne Unterricht ins Landheim. (…) Das Heim war Besitz des Vereins Ehemaliger Blasewitzer Realgymnasiasten. Es wurde nach dem Krieg mit dem Verbot privater Vereine vom Landkreis Pirna enteignet und wird seitdem als Altenheim genutzt.
Tempora mutantur et nos in illis.
(…) Möge dem Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium im neuen Haus, seinen Lehrern und Schülern eine ebenso unvergessliche Zeit beschert sein wie wir sie in unserer alten Schule erleben durften und an die wir noch heute gern zurück denken.
Helmut Eberding
(München, Jahrgang 1918)