Akademischer Maler und Innenarchitekt Fritz Walter (1894 – 1970)

Der aus gutbürgerlichem Haus stammende Fritz Walter, sein Vater führte in Guben ein Baugeschäft und ein Sägewerk, interessierte sich schon zeitig für das Malen von Bildern.

Fritz Walter  Foto: Archiv

Fritz Walter
Foto: Archiv

Nach dem Gymnasium und dem Einsatz als Matrose im Ersten Weltkrieg bewarb er sich zum Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden. In den Jahren 1919 bis 1924 studierte er u. a. bei Professor Oskar Seyffert (1862 – 1940) Malerei und bei Professor Alexander Baranowsky (1874 – 1941) Interieurstudien. Von 1925 bis 1943 wirkte Fritz Walter freischaffend in Dresden an dem künstlerischen Ausgestalten zahlreicher Kirchen, Schlösser, Rittergüter und Villen sowie von Hotels und Apotheken in Schlesien, Ostpreußen, Sachsen und Thüringen.

Aus der großen Fülle der Objekte seien nur folgende Beispiele genannt: das Bemalen der Taufkapelle der Kirche St. Georg in Glauchau; pompejanische Malerei im Zandersaal des Schlosses Bergfried in Saalfeld; große bemalte Panneaus (Füllungen) in einer Sitznische des Rittergutes Wardin in Pommern; Ausgestalten von Räumen der Villen von Kammersängern, wie beispielsweise der Plaschkes von der Osten in Cossebaude oder Elfriede Trötschels in der Rugestraße. Das Gestalten der Eingangshalle des Hotels „Roter Hirsch“ erfolgte in Saalfeld mit Deckengemälden von 20 thüringischen Burgen, watteauartige Landschaften des Saales, Landschaftsbildern für Spielzimmer sowie Malereien auf Schleiflack verschiedener Wandschirme der Weinstube.

Er bemalte Paravents (Wandschirme) auf Schleiflack und Goldrahmen des Weinabteils sowie holländische Blumenbilder in altitalienischen Rahmen in einem Speisezimmer des Leipziger Hauptbahnhofes; er gestaltete Möbel und Türfries der Mohrenapotheke Großenhain. Auch den Einband einer Klaviersonate, die Frau Konsul Pfund dem türkischen Präsidenten Mustafa Kemal Pascha widmete, gestaltete er.

Schaufenster Café Toscana Foto: Archiv

Schaufenster Café Toscana
Foto: Archiv

Noch im August 1944 zur Luftschutzpolizei einberufen, musste er das Inferno des 13. Februars 1945 mit Frau und Kind in der Striesener Nicolaistraße erleben und konnte nur das nackte Leben retten. Notdürftige Unterkunft erhielt die Familie in Hosterwitz, später in einem Nebenhaus der Dresdner Straße 13. Diese Erlebnisse, aufgeschrieben für seine Nachfahren, enthielten die Hefte 2 und 3/2003 des Elbhang-Kuriers.

Nach dem Krieg wirkte Fritz Walter, u. a. unterstützt durch die Kunsthändler Schellenberg & Jentsch, an dem künstlerischen Ausgestalten zahlreicher Hotels und Gaststätten, wie „Waldparkhotel“, „Hotel Demnitz“, „Gast-stätte am Münchner Platz“ und „Kaskade“ sowie dem FDGB-Ferienheim in Kipsdorf. Auch die Gestaltung der Kindertagesstätte des Sachsenverlages in der Großenhainer Straße, der Kantine der Sächsischen Landesbank in der Tiergartenstraße oder der Adler-Apotheke in Pirna und der Hirsch-Apotheke in Heidenau realisierte er.

In Blasewitz gestaltete er zum Advent 1952 zusammen mit dem damaligen Inhaber, Konditormeister Werner Anders (siehe Elbhang-Kurier 2/2008) die Schaufenster des „Café Toscana“. Das Foto zeigt links den Weihnachtsstand mit Äpfeln, Südfrüchten und Geschenken, betreut von einer älteren Frau. Rechts winkt das gefüllte Schaufenster der Metzgerei Anton Kalb zum Schlachtfest und im Hintergrund erkennen wir den Altar mit Orgel und umwandernden vier Engeln sowie acht Kurrende-Sängern.

Fritz Walter hatte enge, vertrauensvolle Beziehungen zum Ehepaar Werner und Viktoria Anders. Ebenfalls gute Kontakte pflegte er mit der Familie des Barons Manfred von Ardenne. Im Heringsdorfer Haus der von Ardennes gestaltete er ein Zimmer in altitalienischer Bauernmalerei, im Dresdner Haus war es ein Kabinett und dessen Kamin mit indischer Malerei.

Nach dem Krieg schuf Fritz Walter auch viele Gemälde, so das Selbstporträt und das seines Zwillingsbruders Hermann, Bilder des früheren Dr. Kühnschen Hosterwitzer Landhauses, in dessen Nebenhaus er lebte, Aquarelle seiner Heimatstadt Guben und viele Blumenbilder. Zahlreiche alte Möbel bemalte und gestaltete er. Nach einem schaffensreichen Leben verstarb Fritz Walter am 9. April 1970 in Dresden.

Dr. Sieghart Pietzsch

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