Die Geschichte(n) der „Dresdner Buchkinder“

Von kopflosen Reitern und Wäsche waschenden Walen

Zur Geschichte von Clara Lindner zeichnete Bela Rosa Puchert den Esel.

Zur Geschichte von Clara Lindner zeichnete Bela Rosa Puchert den Esel.

Auf der alljährlich im Frühjahr (in diesem Jahr vom 13. bis 17. März 2009) stattfindenden Leipziger Buchmesse kann man nun bereits seit sieben Jahren die „Leipziger Buchkinder“ finden. In Dresden gründete sich im vergangenen Jahr ein „Ableger“, die „Dresdner Buchkinder“ (www. buchkinder-dresden.de). Die Kurse finden in der Alten Feuerwache in Loschwitz (montags von 15.30 bis 17 Uhr) und im Atelier Wachsbleichstraße 22 statt. 

Zum letzten Elbhangfest präsentierten sich die „Loschwitzer Buchkinder“ erstmals am Dorfplatz, verkauften eigene Ansichtskarten und wer wollte, konnte das Drucken üben. Jetzt können Buchseiten im „Kaffee Wippler“ am Körnerplatz bestaunt werden.

„Es war ein mal ein Mann. Der gang ein mal in Den Buchladen. er frakte op es Das Buch ,Ragna in der Schule‘ gipt. Der Ferkolfer sakte nein. Der Mann frakte, könen sie das Bestelen? In einer Wore fileicht. Der Mann sakte tüs und gang. Drausen dachte der Mann wen das Buch erst nach einer Wore komt, mach ich mir selber eins.“

Ragna (8) von den „Buchkindern Dresden“ arbeitet mittlerweile an ihrem dritten Buch. Einmal in der Woche sitzt sie zusammen mit anderen Kindern im Grundschulalter in der Grafikwerkstatt der Alten Feuerwache Loschwitz und greift zu Stift und Linolschnittmesser, um den Krokodilkoch, die Gabel Gabana und noch viele andere Wesen zum Leben zu erwecken.

Die Buchkinder zum Elbhangfest 2008. Foto: Jürgen Frohse

Die Buchkinder zum Elbhangfest 2008.
Foto: Jürgen Frohse

Der Verein „Buchkinder Dresden e.V.“ ist eine Werkstatt für Kinder, die ihre eigenen Bücher schreiben und gestalten – von der ersten Idee zu einer Geschichte bis hin zum fertig gebundenen Text. Der wird von Bildern illustriert, die in Lino­leum geschnitten und dann auf die vorbereiteten Blätter gedruckt werden. Zum Schluss werden die Seite von Hand geheftet, zu einem Leporello gefaltet oder zu einem richtigen Buch gebunden. Ob gereimt oder in Prosa, schwarz auf weiß oder ganz bunt, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Vorgaben gibt es keine. Auch die Rechtschreibung spielt hier – im Gegensatz zur Schule – eher eine Nebenrolle. Die Kinder arbeiten nach ihrem eigenen Tempo und bekommen Anregungen und Hilfestellungen nur, wenn es nötig und erwünscht ist.

Die Buchpresse in der Buchkinder-Werkstatt.Foto: Bettina Lindner

Die Buchpresse in der Buchkinder-Werkstatt. Foto: Bettina Lindner

Als Teil eines bundesweiten Netzwerkes, das seinen Ausgang in Leip­zig nahm und das mittlerweile Standorte in neun Städten hat, wurde der Verein vor knapp einem Jahr gegründet. In der Alten Feuerwache Loschwitz und in der Wachsbleichstraße in Dresden-Friedrichstadt bietet er Kurse für Jungen und Mädchen im Alter von 5 bis 18 Jahren an. Was für bilderstarke Welten dort aus Buchstaben entworfen und gezaubert werden, kann gegenwärtig im Kaffee der Bäckerei Wippler am Körnerplatz besichtigt werden. Da reitet ein Kopfloser mit blutigem Auftrag nach Paris, kocht ein Krokodil im ZAZA, treibt ein Boot über den Ozean, während andernorts Wale Wäsche weiß waschen (in der Elbe wohlgemerkt).

Ein fertiges Buch.

Ein fertiges Buch.

An Ideen und Einfällen mangelt es den „Buchkindern“ nicht; über diese staunen und schmunzeln nicht selten auch die anleitenden „Buchmütter und -väter“, für die die Arbeit mit den Kindern eine wunderbare, wenngleich nicht immer leichte Aufgabe ist, denn „Kinder sind wie ein ganz schweres Haustier, auf einem hohen Level musst Du da sein.“

Wie wahr!

Isabell Kraut

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Kunst und Kultur