Die Knoopstraße am Elbhang – wer war Wilhelm Knoop?

Der Loschwitzer Wohltäter starb im März 1913

Knoops inmitten ihrer neun Enkelkinder und weiterer Familienmitglieder. Foto: Sammlung Ute Häse

Knoops inmitten ihrer neun Enkelkinder und weiterer Familienmitglieder.
Foto: Sammlung Ute Häse

Gleich vorweggenommen: Konsul Knoop (1836 – 1913) war ein reicher Dresdner Bürger; er wohnte zur Miete auf der Ferdinandstraße im Stadtzentrum und besaß – zunächst – ein Sommerhaus in Loschwitz. Als Mäzen und Wohltäter engagierte er sich vielfältig, auch zum Wohle für Loschwitz.

Die nach ihm benannte Knoopstraße befindet sich in Loschwitz, führt auf die Schevenstraße und diese mündet in die Schillerstraße. Die Knoopstraße ist eine 1934 erbaute, nicht durchführende Straße. Die umliegenden Grundstücke wurden damals parzelliert und bekamen neue Flurnummern. So entstanden die neuen Grundstücke für eine Neubebauung. Diese Flurstücke gehörten zum ehemaligen Knoopschen Anwesen. Das Stammgrundstück von Knoop war die heutige Schillerstraße 31.

Garten des Knoopschen Anwesens, Elbseite. Foto: Sammlung Ute Häse

Garten des Knoopschen Anwesens, Elbseite.
Foto: Sammlung Ute Häse

Die Anregung, über Knoop zu berichten, erhielt ich durch das Erinnerungsbuch „Die Bemme“ von Michael Schwalbe, in dem er über seine Kindheit berichtet. Die Familie Schwalbe wohnte in der Knoopstraße und später auf der Schillerstraße 31 in der ehemaligen Sommervilla von Konsul Knoop.

Wilhelm Knoop (geboren am 2. 6. 1836 in Hamburg – gestorben am 10. 3. 1913 in Dresden) übersiedelte mit 25 Jahren von Hamburg nach Dresden. Er war Mitinhaber des Bankhauses Thode & Co, das später an die Dresdner Bank überging. In einem Zeitungsartikel von 1910 steht u. a. geschrieben: „Konsul Knoop hat sich schon vor fast 40 Jahren ins Privatleben zurückgezogen. Er gehört aber einer größeren Anzahl von Verwaltungen des Handels und der Industrie an. Das Knoopsche Haus bildet seit vielen Jahren mehr oder weniger den Mittelpunkt eines vornehmen internationalen Gesellschaftskreises, in welchem, dank der großen Vorliebe des geistig vielseitig anregenden Ehepaares Knoop, die Pflege von Literatur und Kunst vorherrschend ist. Konsul Knoop ist u. a. ein reges Mitglied und Förderer der Goethe-Gesellschaft.“

Der 1859 erbaute Festsaal des „Linckeschen Bades“ war gerade groß genug, um die Gäste der Goldenen-Hochzeits-Feier von Madeleine und Wilhelm Knoop am 27. September 1910 aufzunehmen. Im gleichen Jahr wurde Konsul Knoop Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dresdner Bank (die opulente Feier wurde somit standesgemäß ausgerichtet, bei näherem Hinsehen scheint das Durchschnittsalter der Festgäste relativ niedrig gewesen zu sein).  Foto: Archiv Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek

Der 1859 erbaute Festsaal des „Linckeschen Bades“ war gerade groß genug, um die Gäste der Goldenen-Hochzeits-Feier von Madeleine und Wilhelm Knoop am 27. September 1910 aufzunehmen. Im gleichen Jahr wurde Konsul Knoop Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dresdner Bank (die opulente Feier wurde somit standesgemäß ausgerichtet, bei näherem Hinsehen scheint das Durchschnittsalter der Festgäste relativ niedrig gewesen zu sein).
Foto: Archiv Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek

Als Konsul vertrat er in Dresden die Vereinigten Staaten von Nordamerika und auch Mexico. Um nur einige von ihm ausgeführte Tätigkeiten aufzuzählen: er war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Dresdner Bank, Aufsichtsrat der Sächsischen Malzfabrik, der Aktienbierbrauerei Reisewitz sowie der Vereinigten Bautzner Papierfabriken und er war auch Mitglied im Ortsverein Loschwitz.

Gemäß dem (Feldpost-)Journal „Die Heimat grüßt“ (Dezember 1942) muss Knoop schon 1861 in Loschwitz gewohnt haben. Somit erklärt es sich, dass Konsul Knoop 1873 das Projekt „Loschwitzer Wasserwerk“ förderte. Bergdirektor Karl Friedrich Engler hatte kostenlos den Grundbesitz für das Wasserwerk auf dem Körnerweg 24 zur Verfügung gestellt, er selbst wohnte nebenan in der Nr. 22. Die Wasserwerk-Finanzierung erfolgte mit einer Aktiengesellschaft. Wegen der geringen Anzahl der Wasserabnehmer (50) drohte die Liquidation des Unternehmens. Die sieben Aktionäre, darunter Konsul Knoop, retteten das Werk durch finanzielle Hilfe. Sogar die Direktion wurde von dem Rentier Hugo Bartels kostenlos verwaltet. Die Wassserversorgung in Loschwitz war demnach ein schwieriges Unterfangen.

Der Knoop-Enkelin Gwendolen Steuer (geb Knoop, 1889 – 1975) wird eine Schauspielerinnenkarriere in Dresden und Leipzig nachgesagt. Sie sprach fließend Englisch und starb (nach ihrer Rückkehr aus Leipzig) in ihrem Alterswohnsitz Schillerstraße 31.  Foto: Sammlung Ute Häse

Der Knoop-Enkelin Gwendolen Steuer (geb Knoop, 1889 – 1975) wird eine Schauspielerinnenkarriere in Dresden und Leipzig nachgesagt. Sie sprach fließend Englisch und starb (nach ihrer Rückkehr aus Leipzig) in ihrem Alterswohnsitz Schillerstraße 31.
Foto: Sammlung Ute Häse

An der heutigen Schillerstraße 31 (vor 1895 nannte sich die Schillerstraße Stadtweg) erwarb Knoop 1876 vom Weinbergbesitzer Heinrich Friebel ein großes Grundstück mit dem 1866 erbauten Haus; dieses Anwesen nutze er zunächst als Sommersitz. 1884 plante er ein Gewächshaus, 1895 folgte ein Anbau am Haus. Für diese letztere Baugenehmigung musste er kostenlos von seinem Areal ein Stück an die Gemeinde Loschwitz abtreten zu Gunsten der Erweiterung der Carolastraße (jetzt Schevenstraße). Seinen Grundbesitz vergrößerte er weiter durch ständige Ankäufe (es sollen wohl 11 Grundstücke gewesen sein).

So erstreckte sich das Anwesen von der Schillerstraße bis hinunter an die Carolastraße. An dieser Straße stand ein altes Fachwerkhaus (Nr. 10), das als Gärtnerhaus diente (1945 zerstört). In Richtung Carolastraße befand sich auch ein eigener Tennisplatz für die sportliche Betätigung der Familie (die um 2007 neuentstandene private Tennisanlage an der Schillerstraße 31 führt diese „Tradition“ fort). 1897 wird die Villa erneut erweitert. Bei dieser Gelegenheit musste wiederum kostenlos Gelände für die Verbreiterung der Schillerstraße abgetreten und zur Sicherung eine Kaution von 1500 Mark an die Gemeinde Loschwitz hinterlegt werden.

Knoop-Anwesen Schillerstraße 31. Foto: Archiv Ute Häse

Knoop-Anwesen Schillerstraße 31.
Foto: Archiv Ute Häse

Anlässlich der Goldenen Hochzeit des Ehepaares Knoop am 27. September 1910 kamen hunderte Gratulanten nach Loschwitz auf die Schillerstraße zum schönen Sommersitz. Die Villa trug den Namen „Bimini“. Das goldene Brautpaar feierte das Ereignis abends, mit ca. 300 Gästen, bei erlesenen Speisen und kultureller Umrahmung im Festsaal vom „Linckeschen Bad“ (dieses Restaurant befand sich an der Bautzner Straße in der Nähe der heutigen „Drachenschänke“). Zur Goldenen Hochzeit zeigte sich das Ehepaar besonders spendabel; es würde den Rahmen sprengen, um hier vollständig aufzuzählen, wen das Ehepaar Knoop mit Spenden und Geschenken bedachte. Besonders interessant für Loschwitz war die Schenkung von 10.000 Mark an den Verein zur Errichtung eines Körner-Schiller-Denkmals an der Schillerstraße.

Ein größerer Betrag wurde auch dem Gemeindevorsteher Näther übereignet zur Verteilung an eine Anzahl im Dienste der Gemeinde stehender kleinerer Beamte und Straßenarbeiter (32 Personen). Weiterhin flossen Gelder an Vereine und Institute, z. B. 6000 Mark mit 3% Sächsischer Rendite an ein Unterstützungs-Institut für die Witwen und Waisen der „darstellenden Mitglieder an der Königl. Sächs. Musikalischen Kapelle“. Weiterhin gab es Spenden für den Militärverein, den Töchterhort, die Innere Mission, den (heimatlichen) Hamburger Kunstverein, das Sächsische Krüppelheim, die Orthopädische Heilanstalt, die Dresdner Pensionsanstalt deutscher Journalisten und Schriftsteller etc. Man sieht, auch damals ging es nicht ohne „Sponsoren“.

Hans „Bimini“ an der heutigen Dostojewskistraße, unten rechts der damalige Tennisplatz nahe der Schevenstraße. Foto: Archiv Ute Häse

Hans „Bimini“ an der heutigen Dostojewskistraße, unten rechts der damalige Tennisplatz nahe der Schevenstraße.
Foto: Archiv Ute Häse

Wilhelm Knoop war verheiratet mit Madeleine geb. Witt aus Hamburg. 1900 ließen Knoops ein großes Ziegelhaus für ihre einzige Tochter, die 1871 geborene Magdalene, erbauen. Diese heiratete ihren Cousin, den Rentier Hermann Knoop, war also eine geborene und verheiratete Knoop (so blieb das Vermögen in der Familie). Das Haus – das Magdala-Haus – steht noch heute an der Parkstraße 7 (später Hausenstraße, heute Dostojewskistraße). Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor – mit einer noch heute existierenden Nachkommenschaft.

In den Erinnerungen der 1896 geborenen Marie-Elisabeth Hoch, geb. von Hausen, aus der Villa „Rosenhof“ an der Schevenstraße ist zu lesen, dass „Bimini“ ‘Insel der Glückseligen’ bedeutet, dass sich vorn im Grundstück ein Teich befand und auch ein Birkenwäldchen das Gelände schmückte. Sie berichtet auch, dass die „moderne“ Villa an der früheren Parkstraße 7 mit Telefon und auch mit elektrisch Licht (sogar auf dem Boden!), ausgestattet war, was Anfang des 20. Jahrhunderts noch als Besonderheit galt.

Grabstätte der Familie Knoop im Urnenhain Dresden-Tolkewitz. Foto: Ute Häse

Grabstätte der Familie Knoop im Urnenhain Dresden-Tolkewitz.
Foto: Ute Häse

In der Gedenkschrift des Ortsvereins Loschwitz zum 50-jährigen Vereinsjubiläum 1882/1932 wird folgendes berichtet: „Eine weitere Ehrung stellt das Körner-Schiller-Denkmal dar. Die Anregung zu diesem Erinnerungsmal ging von der Versammlung am 31. Mai 1906 aus. Ein besonderer Ausschuß innerhalb des Gesamtvereins hat sich um die Verwirklichung des Males bemüht. In Bezug auf seine Gestaltung waren anfangs Meinungsverschiedenheiten vorhanden; es ist aber doch bei dem Entwurf des Bildhauers Prof. Oskar Rassau und des Architekten Martin Pietsch geblieben. Auch hinsichtlich des Standortes gab es verschiedene Wünsche, zuletzt fand man sich doch zusammen auf dem Platz, wo vor der Verbreiterung der Schillerstaße – dem Schillerhäuschen gegenüber – das Gipsmodell der von Chr. Rauch geschaffenen und beim Brande des Hoftheaters mit untergegangenen Plastik von Schillers sitzender Figur viele Jahre lang gestanden hatte. Die hochherzige Schenkung eines Geldbetrages durch das Mitglied Consul Knoop ließ nach vielseitigen und langen Bemühungen um Beschaffung der Geldmittel das Denkmal endlich entstehen, so daß es 1912 feierlich enthüllt werden konnte.“

Aus all dem bisher Angeführten ist wohl zu vermuten, dass Konsul Knoop seinerzeit zu den einflussreichsten Mitgliedern der Gemeinde Loschwitz zählte. Das stattliche Grabmal der Familie Knoop befindet sich auf dem Urnenhain in Tolkewitz (im unteren Teil links – Wilhelm Knoop war Mitbegründer des Dresdner Feuerbestattungsvereins).

Ute Häse

  • Für Auskünfte danke ich Jutta-Christine Rissland, Christoph Mögel, Michael und Stefan Schwalbe.
  • Literaturhinweis: Michael Schwalbe, „Die Bemme – Erlebnisse am Dresdner Elbhang“, HochlandVerlag Pappritz, 2007
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