Ein Stück Zeitgeschichte

Willkommen und Abschied: Von Kirchendiplomaten, (Installateuren) und Domherren im Elbhang-Umfeld

Eduard Berger, der 1965 wegen versuchter Republikflucht zu 15 Monaten Haft verurteilt wurde, war neben seinen vielen Ämtern seit 1998 auch Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Deutschland für die Seelsorge bei der Bundespolizei. Foto: Landeskirchenamt Dresden

Eduard Berger, der 1965 wegen versuchter Republikflucht zu 15 Monaten Haft verurteilt wurde, war neben seinen vielen Ämtern seit 1998 auch Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Deutschland für die Seelsorge bei der Bundespolizei.
Foto: Landeskirchenamt Dresden

Am Elbhangfest-Sonnabend lud der Blasewitzer Oberkirchenrat Eduard Berger, der am 22. Juni seinen 65. Geburtstag beging, zum „Abschiedsgottesdienst“ in die Loschwitzer Kirche ein. Hier nahm er, nunmehr Ruheständler, auch Abschied vom Amt des Beauftragten der Evangelischen Landeskirchen beim Freistaat Sachsen, das er seit acht Jahren wahrgenommen hatte. Im gleichen Zeitraum ist er regelmäßiger „Gastprediger“ in Loschwitz gewesen und hat in diesen Jahren den „Geist der großen weiten Welt“ über der Loschwitzer Gemeinde wehen lassen.

Eduar Berger ist ein Seelsorger, der sein Amt „von der Pike auf“ versteht. 1944 in Posen geboren, zu DDR-Zeiten zunächst als Elektroinstallateur, aber schließlich zum evangelischen Theologen (und „nebenbei“ zum Germanisten und Historiker) ausgebildet, wurde er nach Pfarrdiensten in der Altmark und in Dresden-Trachenberge (in der dortigen Weinbergkirche sozusagen am westlichen Elbhang) Superintendent in Meißen (1983 – 1990). Nach der „Wende“ bedurfte das pommersche Bischofsamt in Greifswald unbedingt einer Neubesetzung. Eduard Berger (mit seinen „sächsischen Erfahrungen“, zu denen auch böse Stasi-Begegnungen gehörten), erwies sich dort als der geeignete Mann (1990 – 2001). Nicht minder souverän nahm er danach die Kontakte zwischen evangelischer Kirche und Sächsischer Staatsregierung in Dresden wahr (2001 – 2009).

Den Staffelstab konnte er jetzt gleichsam vor Ort in Blasewitz weitergeben. Die beteiligten Landeskirchen ernannten zu seinem „diplomatischen“ Nachfolger Pfarrer Christoph Seele (45), übrigens auch gelernter Installateur, der seit neun Jahren in der Blasewitzer Tauscherstraße in der dortigen „Bischofsvilla“ persönlicher Referent des Landesbischofs gewesen ist – Seele kennt also die meisten seiner künftigen Gesprächspartner.

Ob aber ungeachtet aller Kirchendiplomatie den Loschwitzern ihr bisheriger „Gastprediger“ erhalten bleibt, ist abzuwarten. An dieser Stelle sei dankbar – und mit besten Wünschen zum 80. Geburtstag am 6. Juli – dem vormaligen Loschwitzer „Gastprediger“ Dr. Christoph Wetzel gedankt, der dieses Ehrenamt ebenfalls von Blasewitz aus (1983 – 2001) ausübte. Auch mit ihm waren die Loschwitzer gut „bedient“, hatte er doch außer seiner langjährigen Praxis als sächsischer Pfarrer und Dresdner Superintendent vielseitige Erfahrungen und Einsichten als „Studiendirektor“ in Leipzig und Dresden (hier an der Blasewitzer Kirchenmusikschule) einzubringen. Diese schlugen sich auch in zahlreichen Publikationen über Kirchenmusik und (Dresdner) Kirchengeschichte nieder; sein Festvortrag zum 300-jährigen Loschwitzer Kirchenjubiläum dürfte noch in Erinnerung sein, und die Besucher der Dresdner Frauenkirche schätzen seine dortigen Führungen und Andachten.

Ein besonderes Ehrenamt wurde ihm zuteil, als er 1987 vom sächischen Landesbischof als Domherr des renommierten Meißner Domkapitels berufen wurde, das seit der Reformation, als älteste kirchliche Institution in Sachsen, für die Bewahrung und Repräsentanz des Domes zuständig ist.

Da die auf Lebenszeit ernannten Domherren mit dem Erreichen des 75. Lebensjahres ihr „Stimmrecht“ den jüngeren Domkapitel-Mitgliedern überlassen, müssen von Zeit zu Zeit jüngere Nachfolger berufen werden. Diese Ehre wurde kürzlich dem Blasewitz-Striesener Pfarrer Dr. theol. habil. Hans-Peter Hasse zuteil – das Elbhang-Umfeld ist also personell weiterhin im Meißner Domkapitel zugegen, in dem u. a. solche Kapazitäten wie die Professoren Heinrich Magirius und Karlheinz Blaschke vertreten sind und auf ihre Weise den sächsischen Protestantismus repräsentieren – „Schätze der Freiheit“ im weitesten Sinne. Der Elbhang-Kurier beglückwünscht die Jubilare und neuen Amtsträger.

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