Zur angespannten Verkehrssituation am Barteldesplatz (zwischen Goetheallee/Käthe-Kollwitz-Ufer und Schillerplatz) legte das Straßen- und Tiefbauamt Dresden einen vorläufigen Zwischenbericht vor (per Pressemitteilung)
Gesamteinschätzung
Die geänderte Verkehrsregelung hat eine ganze Reihe positiver Effekte für alle Verkehrsarten erzielt. Hierzu zählt die Erhöhung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer durch die Reduzierung der Konfliktsituationen im gesamten Straßenverlauf und vor allem am Barteldesplatz. Eine Unfallauswertung der Polizei liegt noch nicht vor. Der drastische Rückgang der Konfliktsituationen durch den Wegfall der Linksabbieger legt nahe, dass die Hauptunfallursache – Kollisionen zwischen den Linksabbiegern aus der Naumannstraße in die Prellerstraße Süd und KFZ in der Geradausspur zum Schillerplatz – eliminiert werden konnte. Dies wird durch Einschätzungen der unmittelbaren Anwohner unterstützt. Die positiven Effekte für Fußgänger und Radfahrer wurden bereits oben dargestellt.
In einem komplizierten und komplexen Gesamtsystem, wie es der Schillerplatz und sein weiteres Umfeld darstellt, gehen als positiv zu wertende Veränderungen aber auch zwangsläufig mit Belastungen bzw. Verschlechterungen gegenüber dem bisherigen Zustand einher. Hierzu zählt die Verlängerung der Staulänge um 100…150 Meter und die Verlagerung eines Teils des bisher über die Regerstraße abgeleiteten Verkehrs auf die Prellerstraße und die Goetheallee.
In der Goetheallee ist der Abstand zwischen der Fahrbahn und den Grundstücksgrenzen deutlich größer als in der Prellerstraße. Somit ist der Lärmeintrag in die Grundstücke geringer. Bei der Prellerstraße wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass sich dort zwei Kindertagesstätten und ein Seniorenheim befinden. Abgesehen davon, dass die Spitzenverkehrszeiten meist außerhalb der Zeiträume, in denen sich die Kinder im Freigelände aufhalten, liegen, sind beide Kindertagesstätten so gestaltet, dass sich die Spielplätze im rückwärtigen straßenabgewandten Grundstücksteil befinden.
Häufig wurde der Zustand der Gehwege kritisiert, die für Senioren mit Rollstühlen und Rollatoren kaum passierbar sind. Deshalb sind diese gezwungen, die Fahrbahn zu benutzen, was wiederum zu Konflikten mit dem KFZ-Verkehr und zu Gefahrensituationen führt. Dies ist ein Problem der Straßenunterhaltung und der dafür erforderlichen Mittelbereitstellung. Erschwerend kommt hinzu, dass von KFZ oft mit einem Radpaar auf dem Gehweg geparkt und damit der Gehwegzustand weiter verschlechtert wird.
Die täglich stattfindende Überlastung des Gesamtsystems Schillerplatz-Blaues Wunder-Körnerplatz einschließlich des weiteren Umfeldes geht unmittelbar auf die Verkehrsmittelwahl jedes einzelnen Verkehrsteilnehmers zurück. In unmittelbarem Zusammenhang damit steht die Problematik Grenzwertüberschreitung bei Feinstaub und Stickoxiden am Schillerplatz. Zur Verringerung dieser Belastungen hat sich die Stadt einschließlich des Stadtrates politische Ziele gesetzt. Da sich die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems Schillerplatz-Blaues Wunder-Körnerplatz nicht erhöhen lässt, kann nur die Veränderung des Modal Split (Verhältnis von Individual- zu öffentlichem Verkehr) eine Linderung der Probleme bringen.
Ein Schritt dahin ist die Verbesserung der Attraktivität der Hauptfahrradroute, die in der ersten Phase des Verkehrsversuchs getestet wurde. Die ermittelten Belegungswerte und die Steigerung gegenüber der Zählung von 2008 zeigen, dass der Lösungsansatz in der Praxis von den Verkehrsteilnehmern akzeptiert und durch die individuelle Verkehrsmittelwahl honoriert wird. Auffällig ist, dass offenbar viele Radfahrer auch unabhängig von der Witterung täglich unterwegs sind. Dafür spricht neben der persönlichen Ausstattung auch das Ergebnis einer Stichprobenzählung bei schauerartig verstärktem Dauerregen mit fast 90 Radfahrern in der Spitzenstunde.
Hintergrundinformationen
Dem Verkehrsversuch gingen bereits zwei Verkehrsführungsphasen aufgrund von Baumaßnahmen voraus, die in der Versuchsvorbereitung berücksichtigt wurden.
- Baumaßnahmen Medienverlegung und Gehwegbau Regerstraße: Regerstraße wurde als Einbahnstraße in Richtung Barteldesplatz betrieben, Baumaßnahme wurde zur Zählung der Verkehrsmengen in der Goetheallee und der Prellerstraße genutzt (Zählungen vom 25.08.2009)
- Baumaßnahme Fahrbahninstandsetzung Goetheallee im April 2010 : es war in allen Bauphasen immer eine Spur gesperrt, die Sperrung ging in der Regel bis an die Grenze Barteldesplatz/Goetheallee, parallel wurden Verkehrsbeobachtungen und die Radverkehrszählung am 14.04.2010 durchgeführt
Erst diese Ergebnisse haben gemeinsam mit den Ergebnissen eines Sicherheitsaudits vom September 2009 (Verfasser: Stadtplanungsamt) zur abschließenden Festlegung des Versuchsinhalts geführt.
Weitere Aspekte/Ziele des Verkehrsversuchs:
- es sollte eine kostengünstige Lösung geschaffen werden, insbesondere Vermeidung einer LSA
- (Lichtsignalanlage) wegen der hohen Bau- und Betriebskosten
- deutliche Erhöhung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsarten
- Senkung der Unfallzahlen am Barteldesplatz (Unfallhäufungsstelle mit vielen Abbiegeunfällen)
- Erhöhung der Attraktivität der Hauptradroute
Hauptkritikpunkte der BI Barteldesplatz und in Bürgerschreiben:
- Reduzierung der Fahrspuranzahl Richtung Schillerplatz
- die Mittelinsel wäre stauverursachend : ist falsch, weil sie in der ehemaligen Linksabbiegespur der Naumannstraße in die Regerstraße Süd errichtet wurde
- zu wenig Fußgänger : Akzeptanz der Querungshilfe stieg erst allmählich, die Verkehrssicherheit wurde aber deutlich erhöht, entsprechendes Feedback aus vielen Gesprächen mit Anwohnern und Passanten
- zu wenig Radfahrer : wird durch die Zählungen widerlegt
Erste Einschätzung der Situation in der jetzigen Phase des Verkehrsversuchs mit Fußgänger-Lichtsignalanlage:
- Rückstaulänge hat sich reduziert, aber in Spitzenzeiten immer noch Rückstau bis Käthe-Kollwitz-Ufer
- zeitweise zweispuriger Rückstau bis zur Prellerstraße – Fußgänger nehmen die sicherere Querungsmöglichkeit an Drängeleien zwischen Kraftfahrern sowohl zwischen Barteldesplatz und Schillerplatz als auch im Knoteninnenraum Schillerplatz (hineinwechseln in die Linksabbiegespur aus der Geradeausspur) – durch den zweispurigen Rückstau hat sich die Belastung der unmittelbaren Anwohner hinsichtlich Lärm und Abgasen wieder spürbar erhöht
Für Radfahrer stellt sich die Situation wie folgt dar:
- der Schutzstreifen ist entfallen, so dass es nun wieder viele Überholvorgänge trotz der nur 3,0 Meter breiten Fahrspuren gibt : Bedrängen, Abdrängen, Radfahrer weichen auf den Gehweg aus
(Ende der Pressemitteilung)
Resümee der Redaktion Elbhang-Kurier
Die Verkehrssituation Barteldesplatz/Schillerplatz ist ein komplexes, derzeit nur bedingt lösbares Problem. Dem Straßen- und Tiefbauamt muss bescheinigt werden, dass ohne Polemik nach vertretbaren Lösungsansätzen gesucht wird.