Zum Werden des Festumzuges 2011

„Odole mio – Lingner in aller Munde?“ …

Pferdebespannte Werbegefährte, um 1920.  Foto: SmithKline Beecham AG, Goldach (Schweiz)

Pferdebespannte Werbegefährte, um 1920.
Foto: SmithKline Beecham AG, Goldach (Schweiz)

Nachdem im vergangenen Jahr am Elbhang in allen Varianten überaus erfolgreich „geträumt“ wurde, hatten die Gestalter des Festumzuges (die „Umzugsrunde“) wieder ein schier unerschöpfliches Thema: ein Festumzug zu Ehren des 150. Geburtstages am 21. Dezember 2011 – Seiner Excellenz der Wirkliche Geheime Rat Karl August Ferdinand Lingner, Ehrendoktor der Medizin und Ehrenbürger der Stadt Dresden, der nur 54 Jahre alt wurde.

Aus der Konzeption für das Fest erschienen: Odol und Mundpflege, Hygiene, ein Lingner-Schloss nicht nur in Dresden, sondern auch im Engadin in der Schweiz, seine musikalischen Ambitionen, seine künstlerische Seite, und so ergab sich eine Fülle von Anregungen für die Gestaltung des Festumzuges. Aus diesen Anregungen heraus, ergänzt durch die Lektüre von Walter A. Büchis Biografie „Karl August Lingner – Das große Leben des Odolkönigs“, ergab sich die Qual der Wahl für die Bilder des Festumzuges: Welche Akzente „verdienen“ es, in einem Festumzug dargestellt zu werden? Wie kann die Biografie dieses vielseitigen Mannes in einem Umzug dargestellt und seinen Intentionen entsprochen werden? Viele Fragen und Ideen wurden in abendlichen und nächtlichen Sitzungen geboren, bewegt, diskutiert, verändert, wieder verworfen oder auch ganz neu gestaltet. Aus den vielen Gesprächen ist nun eine Konzeption für den Festumzug herauskristallisiert, die den verschiedenen Ansätzen, Schwerpunkten und Bemühungen Lingners gerecht zu werden versucht: So wird die 1. Internationale Hygieneausstellung 1911 im Dresdner Hygiene-Museum neben Lingners Engagement um Hygiene mit der Vermarktung von Odol, der Mundhygiene und Zahnpflege ein Themenbereich in Bildern sein. Das Dresdner Lingnerschloss, seine damalige Bürgerschaft, der Umbau des Schlosses…

„Schnupperte“ im Vorjahr schon mal rein ins Fest: Lothar Stenzel als Karl August Lingner im Festumzug. Foto: Jürgen Frohse

„Schnupperte“ im Vorjahr schon mal rein ins Fest: Lothar Stenzel als Karl August Lingner im Festumzug.
Foto: Jürgen Frohse

Durch Studenten der Hochschule für Bildende Künste Dresden unter der Leitung von Prof. Eißner wird das Zentrum der Mundhygiene gestaltet: Ein riesiger Kussmund – der kann sprechen, genießen… – wird von Losch­witz bis Pillnitz den Elbhang entlangfahren – begleitet von Kindern der 88. Grundschule Dresden-Hosterwitz – als Zähne, die sich hineinbegeben, sich putzen oder wieder herausbegeben aus dem Mund… Nach dem Festumzug soll der Mund als Treffpunkt und Fotomotiv auf den Elbwiesen der Dinge harren, die da auf ihn zukommen… Lingner und Erfindungen seiner Zeit finden sich in einem Schaufenster: Kaffee-Filter, Bierfilze – heute Bierdeckel, Zahnpasta in Tuben, Büstenhalter etc., ebenso wie eine transportable Standseilbahn, sanft und niedlich, Näh- und Schreibmaschinen aus der damaligen Zeit…

Das Thema Volksgesundheit wird in verschiedenen Facetten dargestellt werden: Turnverein anno dazumal mit alten Sportgeräten, Mutterschutz und Säuglingspflege 1907, Reinlichkeit in ihrer besten damaligen Art, die ersten Wasserklosetts standen in den Elbhangschlössern in Dresden…

Lingner war nicht nur ein begeisterter Autofahrer – heute Oldtimer genannt –, sondern auch von der Musik seiner Zeit begeistert in der Unterstützung der Uraufführung des „Rosenkavaliers“ in Dresden, auch begnadet für seine Anliegen, Werbung zu gestalten und in die Welt tragen zu lassen – in Bildern dargestellt begleitet das den Festumzug…

Plakat für die Hygiene-Ausstellung 1911 von Franz von Stuck.  Foto: wikipedia

Plakat für die Hygiene-Ausstellung 1911 von Franz von Stuck.
Foto: wikipedia

Musikalisch begleitet – angeführt von der „1. Dresdner Gugge-Musik“ unter der Leitung von Frieder Schmidt, die 2010 mit ihrem Premieren-Auftritt glänzte und sehr großen Zuspruch fand – wird der Festumzug durch Lingners Jehmlich-Orgel, das Franz-Lasch-Ensemble, Musik aus dem „Rosenkavalier“ des Musikvereins Dresden 71 und die Silberberg-Musikanten und – keine musikalische Entgleisung, sondern Ergänzung durch Lingners Nacheiferer in der dritten Generation: Dre Imbicz!

Für die Vorstellung der Mitwirkenden und Initiativen, für die genaue Bezeichnung und Aussage der Bilder werden wir wieder einen Umzugs-Flyer drucken und an die Fest-Gäste verteilen. Um den Einblick zu vertiefen: Die ehrenamtlich wirkenden Mitstreiter der „Umzugsrunde“, legen, wie in vergangenen Jahren  selbst Hand an – nicht nur mit der Idee des Bildes, sondern auch mit Tatkraft und Werkzeug – angefangen von Nadel und Faden bis hin zu Säge und Hammer… an der Gestaltung der einzelnen Bilder des Umzuges haben sie seit Oktober letzten Jahres insgesamt etwa 300 Stunden (15 Termine x 8 Teilnehmer x etwa 2.5 h) zusammen verbracht, um den Festumzug 2011 zu gestalten, abgesehen von den individuellen Aktivitäten Einzelner.

Der von Studenten der Hochschule für Bildende  Künste Dresden gestaltete Kussmund.  Foto: Roland Seefried

Der von Studenten der Hochschule für Bildende Künste Dresden gestaltete Kussmund.
Foto: Roland Seefried

Doch ist für jeden noch sehr viel zu tun in der Ausgestaltung der einzelnen Bilder – wir freuen uns darauf, freuen uns auch darauf, wenn alles gelingt bis zum Punkt – Start 25. Juni 2011 – 11 Uhr – darauf, dass die Dresdner und ihre und unsere Gäste das Geschaffene annehmen – auch darauf, dass uns – wie so oft – der Himmel gewogen ist und Sonne und Wärme über den Elbhang schickt an diesem Wochenende…

Danke allen Mitstreitern in der Umzugsrunde, den kompetenten Fachberatern, den beteiligten Schulen, Institutionen, Vereinen, Kindern und Eltern, Darstellern, Musikern – und einen besonderen Dank an Bernd Schmidt im Pferdehof Dresden-Wachwitz, der mit seinen Gefährten und Kutschen und Mitarbeitern seit Jahren diesen Festumzug immer wieder prägt, mitgestaltet und bereichert.

Für die Mitstreiter der Umzugsrunde:
Roland Seefried

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Elbhangfest