Ideen für einen „Dr.-Lahmann-Park“

Auswertung des Architekturwettbewerbes der Baywobau

An das Erscheinungsbild der großen Ostseebäder lehnt sich der Entwurf von Heuer+Ille für das Damenbad an. Grafik:Heuer+Ille

An das Erscheinungsbild der großen Ostseebäder lehnt sich der Entwurf von Heuer+Ille für das Damenbad an.
Grafik:Heuer+Ille

Mit einer beeindruckenden Effizienz gehen die Planungen am ehemaligen Lahmann-Sanatorium voran. Kein halbes Jahr nach dem Kauf des Areals durch die Baywobau konnte jetzt ein Architekturwettbewerb im einst repräsentativen und jetzt maroden Speisesaal präsentiert werden. Beteiligt waren zwölf Architekturbüros für drei Aufgabenbereiche und eine neunköpfige Jury, bestehend aus leitenden Mitarbeitern des Landesamtes für Denkmalpflege, des Stadtplanungs- und Denkmalschutzamtes, der Architektenkammer und des Bauherrn, wählte die Preisträger. Im Unterschied zu öffentlichen Wettbewerben kann es sich der Bauherr leisten, auch aus unterlegenen Entwürfen gute Ideen zu übernehmen und diese Architekten einzubeziehen. Die Bauherren hoffen, für einige Gebäude noch in diesem Jahr die Baugenehmigungen zu erhalten und im Frühjahr nächsten Jahres mit dem Bau der ersten Häuser beginnen zu können.

Vorstellung des Architekturwettbewerbes durch Volker Hofmann im ehemaligen Speisesaal. Foto: Jürgen Frohse

Vorstellung des Architekturwettbewerbes durch Volker Hofmann im ehemaligen Speisesaal.
Foto: Jürgen Frohse

Hirschhaus, Doktorhaus und Damenbad

Die drei Gebäude bildeten das Entree des Lahmann-Sanatoriums und die Neugestaltungen dieser Häuser werden auch nach Fertigstellung des neuen „Dr.-Lahmann-Park“ wesentlich das Erscheinungsbild prägen. Zwei Auffassungen, sich stark an den historischen Vorgaben zu orientieren oder sich davon zu lösen, prägten hier die Entwürfe. „Für diese Stelle sei der Rückbau und die Trennung von alten Beständen nicht die richtige Lösung“, sagte der Moderator des Wettbewerbes, Volker Hofmann.

Mit ihren, an das alte Lahmann-Sanatorium angelehnten, klar strukturierten Entwürfen gewann das Architekturbüro Heuer + Ille. Ihre weißen Außenfassaden erinnerten an die Bäderarchitektur an der Ostsee und mit wenigen architektonischen Mitteln erreichten sie auch in den Innenräumen eine hohe Vornehmheit und Exklusivität.

Ein zweiter Turm am Herrenbad wird entstehen, aber zum Entwurf von Röder+Dobrenz verändert sein.  Foto: Jürgen Frohse

Ein zweiter Turm am Herrenbad wird entstehen, aber zum Entwurf von Röder+Dobrenz verändert sein.
Foto: Jürgen Frohse

Herrenbad, Heinrichshof und Turnhalle

Drei Architekten wurden für die Planungen der drei solitären Gebäude bestimmt. Für das Herrenbad mit seinem komplizierten Grundriss bestand die Aufgabe, Wohnungen günstig zu erschließen und den Turm durch einen, vom Bauherrn gewünschten, zweiten Turm zu ergänzen. Das Architekturbüro Röder + Doberenz löste diese Schwierigkeiten am besten und entwarf hochwertige Wohnungen. Der neue Turm stieß aber noch auf Zurückhaltung. „Hier muss man noch mal ran“, sagte der Geschäftsführer der Dresdner Niederlassung der Baywobau, Berndt Dietze. Vier Turmwohnungen mit jeweils etwa 120 Quadratmetern sollen entstehen.

Kein Zweifel bestand, die her­ausragende Villenarchitektur des „Heinrichshofes“ unbedingt zu erhalten. Das Architekturbüro Strangmann & Schneider, das sich schon mit der Sicherung der Lahmannschen Gebäude in den letzten Jahren Verdienste errang, konnten mit den geringsten Eingriffen in die Struktur des Hauses wunderbare Grundrisse für großzügige Wohnungen erzielen. Auch die sensible Öffnung des Daches an einer Stelle und die Integrierung eines Fahrstuhls gelangen und wurden von der Denkmalpflege mit getragen. Das Architekturbüro Dr. Köckeritz erhielt den Zuschlag für die Turnhalle und das Wirtschaftsgebäude im unteren Teil des Areals, wobei sich für den Betrachter die Gründe nicht erschlossen. Die gezeigten Pläne waren nicht aussagekräftig genug, um sich ein Urteil bilden zu können.

So könnten die modernen Häuser mit geneigten Dächern in der neuen Siedlung aussehen.   Grafik: Wörner & Partner

So könnten die modernen Häuser mit geneigten Dächern in der neuen Siedlung aussehen.
Grafik: Wörner & Partner

Neubauareal mit Wohnvillen und Einfamilienhäusern

Für das etwa 14.000 Quadratmeter große Gelände bestand die Aufgabe, ein städtebauliches Konzept für 17 Ein- und vier Mehrfamilienhäuser mit etwa 50 Eigentumswohnungen zu planen und Häusertypen zu entwickeln. Nach Ansicht der Jury soll die Kombination zweier Lösungen, des städtebaulichen Konzepts von Wörner & Partner sowie deren Entwürfe für Einfamilienhäusern und die Haustypen der Mehrfamilienhäuser von Heike Böttcher + AG Zimmermann, angestrebt werden. Der Plan des Blasewitzer Architekturbüros Wörner, im Eingangsbereich von der Stechgrundstraße einen „Lahmannplatz“, flankiert von Damen- und Herrenbad, mit der dahinter gelegenen neuen Siedlung zu schaffen, sei sehr überzeugend. Die dahinter gelegene neue Siedlung schaffe gute Rückzugsmöglichkeiten. Es bilde sich ein eigenes Quartier in der Stadt. Für die entstehenden Einfamilienhäuser entwickelte das Büro einen Haustyp, „der nach ,vielen Jahren des Flachdachs‘ das geneigte Dach für moderne Häuser wieder gesellschaftsfähig machen soll“. Der Charakter der von Böttcher + Zimmermann geplanten Mehrfamilienhäuser gefiel wegen ihrer klaren, edlen und Ruhe ausstrahlenden Sprache.

Modell des Neubau-Areals Wirner+Partner

Modell des Neubau-Areals Wirner+Partner

Abschließend drückte Bernd Dietze seine Freude über die Ergebnisse des Wettbewerbes aus. Er habe eine hohe Qualität erreicht, die auch den Vorstandsvorsitzenden der Mutterfirma in München beeindruckt habe, der das Projekt anfänglich eher skeptisch betrachtet hatte.

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