Vorsicht, Schild(er)bürgerstreiche!

Umbenennung von Straßen in den Ortsamtsgebieten Loschwitz und Blasewitz

Die Winzerstraße erinnert an die Regional- und Flurgeschichte. Mit einer Änderung würden sich auch die Anschriften von Schule und Kindergarten ändern – Aufwand unbekannt. Foto: Jürgen Frohse

Die Winzerstraße erinnert an die Regional- und Flurgeschichte. Mit einer Änderung würden sich auch die Anschriften von Schule und Kindergarten ändern – Aufwand unbekannt.
Foto: Jürgen Frohse

Die Stadtverwaltung plant, die durch die Eingemeindungen mehr­fach vorkommenden Straßennamen im Stadtgebiet zu ändern. Die lange Liste betrifft auch mehrere Straßen in den Ortsamtsgebieten Loschwitz und Bla­se­witz. Besonders betroffen ist die Siedlung in Rochwitz, die bei ihrer Entstehung Straßennamen von Orten des Schönfelder Hochlandes bekam. In der Diskussion im Ortsbeirat wurde vor allem darauf gedrängt, Bürger bei der Entscheidung einzubeziehen. Es sei aber fragwürdig, den Sandweg (an der Plattleite in Losch­­witz) in Kiesweg oder den Waldweg (Oberpoyritz) in Pratzsch­­witzer Straße für einen Pfad ohne Häuser, der nicht nach Pratzschwitz weise, umzubenennen. Auch die Winzerstraße (Losch­witz) soll geändert werden, die aber in einem Kontext zur Rats- und Amtsstraße steht. Die Straßen wurden nach den einst selbstständigen Rats-, Amts-, und Winzergemeinden des Ortes benannt. Bürger und Ortvereine wissen oft besser, welche Bedeutungen den Wegen zukommen. Das trifft auch auf den Vorschlag zur Benennung einer Straße nach einem Frauennamen zu, der nur unter großem Widerstand (!) und auf Drängen der Gleichstel-lungsbeauftragten aufgenommen wurde: Hilde-Rakebrand-Straße. Grundsätzlich wur­de der Vorschlag begrüßt; die Straße sollte aber nicht in Hosterwitz, sondern in Wachwitz sein, wo die Künstlerin einst wohnte. Der vakante Eichbuschweg in Hosterwitz könnte Paula Modersohn-Becker gewidmet werden, die hier zeitweise bei Verwandten lebte.

Im Ortsamtsbereich Blasewitz ist die Sache einfacher, da nur die in Alt-Gruna liegende Wiesenstraße zur Debatte steht, (die eine „Doppelgängerin“ in Weißig hat). Dieser Name erinnert an die einst ausgedehnte Grunaer Wiesenlandschaft, in der vormals auch der bekannte Landgasthof  „Zur Grünen Wiese“ lag. Hier entging im Siebenjährigen Krieg Preußenkönig Friedrich II. nur knapp einer Gefangennahme durch sächsische Kürassiere (wie die an der Wiesenstraße wohnende Historikerin Dr. Sigrid Schulz-Beer berichtet) – die Gegend in den WIESEN ist also geschichts­trächtig! Auch die Bewohner der sanierten seniorengerechten „Wiesenhäuser“ (getragen von WG Aufbau, Volkssolidarität und Arbeiter­samariter­bund) „ver­­teidigen“ ihren regionalen Bezug und sind vielleicht mit dem Vorschlag des Ortsbeirates Blasewitz einverstanden, künftig an einer „Wiesenhausstraße“ zu wohnen.

Jürgen Frohse/ Dietrich Buschbeck

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