Der König der Loschwitzer, er lebe hoch!

Matthias Griebel zum 75.

Matz Griebel Foto: Birgit Arnold

Matz Griebel
Foto: Birgit Arnold

Meine erste Begegnung mit „Matz“ fand vor über 30 Jahren statt – als Abiturient und Bauhelfer bei der Sanierung des Wieckhauses durfte ich seine legendäre Klingelkneipe im Kohlenkeller des Seitengebäudes am Alten Fährgut betreten. – Unvergessen die „Soleier“, Stück zu 50 Pfennig der DDR. Matz als Gastgeber – bis heute ist er das für uns gern. Wenn damals auch Jugendliche zwischen einem bunten Künstlervölkchen eher geduldet waren, gab es jedoch für sie einen extra „Jugendklub“: Einmal pro Woche tagte der im Wohnzimmer eine Etage höher – statt Alkohol mit Tee und einem gerüttelt’ Maß an Ortsgeschichte dazu – ich hörte das erste Mal etwas vom sächsischen Königshaus.

Allmählich lernten wir uns besser kennen: Ich erfuhr, dass Matthias, der zu dieser Zeit im Körnergarten als Koch arbeitete, 1937 als drittes Kind des Malers Otto Griebel geboren wurde. In den 50er Jahren zunächst solide zum Landwirt ausgebildet, war doch sein künstlerisches Familienerbe stärker. Matz betätigte sich als Spieler und Texter bei der „Herkuleskeule“. In den 70er Jahren suchte er sich eine systemferne Nische als Lagerarbeiter bei Eisen-Richter in Bühlau. Seine Arbeit für die Loschwitzer Kunst- und Ortsgeschichte stand im Mittelpunkt. Matz machte Stadtführungen und hielt Vorträge. Seine wichtigen Bücher zu Otto Griebel und August Kotzsch erschienen, letzteres eine Initialzündung für eine ganze Generation von Heimatforschern. Jahre später begegneten wir uns wieder. Matz zeigte mir eine meiner Grafiken – vor der Vernichtung durch die Staatssicherheit bewahrt im doppelten Boden des runden Jugendclubtischs. Die friedliche Revolution befreite uns bald überraschend schnell vom Überwachungsstaat – auch die Presse. Der Elbhang-Kurier wurde geboren. Matz trug die Erstausgabe mit aus.

Zwölf Jahre war Matthias Griebel dann als Stadtmuseumsdirektor im Dienst der Stadt – bis zu seiner Versetzung in den von ihm selbst so bezeichneten „Unruhestand“ ab 2002. Er ist bis heute jemand geblieben, der Menschen für Geschichte begeistern kann – man denke an seine Führungen zu den Elbhangfesten mit bis zu 500 Gästen. Er kann immer noch Säle füllen: Zum letzten Stammtisch des Ortsvereins zur Loschwitzer Kneipengeschichte reichten im Ortsamtsgebäude die Stühle nicht aus…

Obwohl auch viele „höhere“ Themen – von August Kotzsch bis zur Neuen Sachlichkeit – seine Arbeitsstube weiter heimsuchen, freuen wir uns sehr, ihn wieder in die Arme der Dorfgeschichte schließen zu dürfen. Als Anreger  und Bewahrer ist Matz „seinem“ Loschwitz verbunden geblieben: Gemeinsam mit weiteren Auto­ren und unserem Verlag arbeitet er fleißig an einer neuen Chronik – dem Losch­­witz-Lexi­kon, das ein König unter den Büchern werden möge. Von Herzen Dank und zum Geburtstag Glück­ und Gesundheit – auch im Namen der Redaktion und des Ortsvereins Losch­witz-Wachwitz.

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