Leserbriefe zu den geplanten Eintrittsgebühren in Pillnitz

Leserzuschrift zum Thema: Eintritt für den Schlosspark Pillnitz

Schloss vorm Schloß

Wege, die Jahrhunderte lang Pillnitz mit Hosterwitz bzw. Pillnitz mit Pillnitz verbinden, Arbeitswege, Schulwege, Kirchwege, Spazierwege durch den Pillnitzer Schlosspark, sollen unterbrochen, gesperrt werden. Die Ost-West-Verbindung durch den Park wird nur noch mit Eintrittsgeld passierbar sein. Die anderen fünf Pforten bleiben geschlossen.

Das einmalige, unbegrenzte Ineinanderübergehen von Dorf und Schloss Pillnitz und der Landschaft zwischen Elbe und Weinbergen erleben wir Pillnitzer und unsere Besucher als etwas sehr Besonderes. Diese freie Natur- und Kunstlandschaft ist unser Lebensraum, und wir leben bewusst und leidenschaftlich gern in ihr. Sie hat uns und unsere Kinder geprägt, und auch unsere Enkel und Urenkel sollen sie so erleben. Deshalb lehnen wir verschlossene Parktore – mit und ohne Eintritt – ab.

Weil wir uns mit Schlosspark und Landschaft verbunden fühlen, ihre natürliche und von Menschen gemachte Schönheit lieben und uns sehr wohl bewusst ist, dass deren Erhaltung und Pflege Geld kosten, hatten sich Mitglieder des Ortsvereines Pillnitz e.V. und Pillnitzer Bürger zu einer Arbeitsgruppe zusammengefunden, als die Schlosspark-Schließ-bzw. Eintrittsgeldidee der Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen (SBG) im Jahr 2005 – ebenso überraschend jetzt 2012 erneut – auf uns zukam.
Aufgrund einer politischen Entscheidung auf Landesebene konnte die Schließung damals abgewendet werden, aber nur temporär.

Die Arbeitsgruppe machte es sich zur Aufgabe, alternative Geldquellen aufzuzeigen, diskutierte diese mit der SBG, erfuhr viel Ablehnung, forderte von der Schlösserverwaltung, sich ebenfalls um Alternativen zum Eintrittsgeld als Verdienstquelle zu beschäftigen.
7 Jahre geschah nichts, und nun in der Stille des Januar 2012 erreichte uns die Information – inoffiziell zunächst – dass neuerlich das Schloss vors Schloss montiert werden soll. Bis heute stehen Antworten auf die letzten Vorschläge der Arbeitsgruppe an die Schlösserverwaltung von 2007 aus.

Dass die SSBG die Zusammenarbeit mit der AG vor ihrem neuerlichen Schloss-Vor-Schloss nicht suchte, empfinden wir als unfair, unsensibel und der Sache nicht dienlich.
Wie in der kurzfristigst angesetzten Bürgerversammlung im kalten Kuppelsaal des Pillnitzer Schlosses von den ca. 300 „Schlossparkbewegten“ (auf 80 Sitzplätzen…) deutlich zum Ausdruck gebracht wurde, lehnten sie die Vorgehensweisen, Vorhaben und ermüdenden, wenig ermutigenden Vorträge der Veranstalter ab. Als den genervten Zuhörern dann noch ein Gartenspezialist aus Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) die längst bekannte Materie erneut erklärte – wenn nichts mehr geht, kommt einer aus Berlin – machten sie der unerträglichen Situation durch Protestbeifall eine Ende.

Auf endlich zugelassene Fragen aus der Bürgerschaft, die von guter Vorbereitung, Kenntnis der Problematik und Verantwortungsbewusstsein für die ihr anvertrauten Kulturgüter zeugten, gab es meist keine und wenn, dann nur unbefriedigende oder peinliche Antworten wie z.B. das Angebot Dr. Strieflers, den in der Sache engagierten Vorständen der ortsansässigen Vereine freien Eintritt zu gewähren. Der Saal reagierte auch an dieser Stelle mit Empörung. Angebote der Bürgerschaft zur Zusammenarbeit unter der Bedingung der Aussetzung der Schließung prallten an den Angefragten ab.

Die Schlösserverwaltung verspielte in dieser traurigen Veranstaltung das engagierte und sicher auch materielle Potenzial der ca. 300 Schlossparkbewegten – sie waren enttäuscht, empört, erschüttert. Aber: Wir bewegen uns weiter…

Gabriele Flade

 

Was soll das Schloss vor dem Schloss? – Was zur Wahrheit der Erhebung von Eintrittsgebühren für den Pillnitzer Park dazu gehört!

Eine Menge Fragen gab es zur Bürgerversammlung am 19. Januar 2012. Eingeladen hatte die Schlösserverwaltung in den eiskalten, nur mit 80 Stühlen ausgestatteten Kuppelsaal des Pillnitzer Schlosses, mindestens 300 Menschen waren erschienen. War es Absicht, uns im Kalten stehen zu lassen? Sollte die Veranstaltung schnell beendet sein? Zumindest drängen sich diese Fragen auf. Und bürgerfreundlich war diese Einladung jedenfalls nicht.

Mit großer Ausführlichkeit und an dieser Stelle auch innerer Beteiligung erzählten die Veranstalter von der vorhandenen Finanzierungslücke, aber es hatte ja nie jemand daran gezweifelt, dass das so ist. Bereits vor 7 Jahren hatte sich eine Arbeitsgruppe gebildet, in der durch die örtlichen Vertreter umfangreich zu den verschieden Aspekten der Erhebung von Eintrittsgebühren in den Pillnitzer Schlosspark recherchiert, gerechnet, begründet und ein ausführliches Bewirtschaftungskonzept erarbeitet und an die Schlösserverwaltung weiter geleitet wurde. Nie gab es dazu eine Rückmeldung, obwohl der Landtag seiner Zeit einen Auftrag zur Erarbeitung dieses Konzeptes an die erteilt hatte, das Kabinett sich mit dieser Angelegenheit befasst und auch der damalige Finanzminister Dr. Metz darauf hingewiesen hatte, dass „im Interesse der Erhaltung von Schloss und Park Pillnitz als einzigartiges Ensemble der sächsischen Schlösser- und Gartenkunst der bisher beschrittenen Weg der Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe fortzusetzen ist“. Das ist nicht erfolgt. Im Gegenteil, genau wie 2005 spielt sich in diesem Jahr dasselbe Prozedere ab: Durch Rundfunk und Tageszeitung erfuhren die Bürger von der Erhebung der Eintrittsgebühren zu einem bereits festgelegten Zeitpunkt. Dabei scheinen bestimmte rechtliche Fragen überhaupt noch nicht geklärt, u. a. die Beteiligung des Denkmalschutzes, denn die notwendigen Einlasshäuschen passen wohl nicht so richtig in das Ensemble, das bereits vor dem Eintrittsbereich beginnt.

Aus vernünftigen Gründen wurde damals die Erhebung der Eintrittsgebühren erst einmal ausgesetzt. Und heute? So gut wie keine konkreten Fragen der Anwesenden wurde von den Vertretern der Schlösserverwaltung beantwortet, so als seien diese nicht gestellt. Was aber noch zu beobachten war: die FDP, die damals mit in unserem Boot saß, unterstützt heute die Erhebung von Eintrittsgebühren, was sie vor 7 Jahren vehement abgelehnt haben. Ist es deshalb, weil sie jetzt mit regieren?

Neben uns stand ein junger Mann, der die ganze Zeit nur den Kopf schüttelte, wie wenig ernst die Fragen der Bürger von den Veranstaltern genommen wurden! Entsteht so Politikverdrossenheit? Für die jungen Menschen ist es so wichtig, dass sie Erfahrungen von ernsthafter Auseinandersetzung zwischen Regierenden und Bürgern machen. Nur so entstehen Glaubhaftigkeit und Vertrauen in die Politik und damit kann Bereitschaft zur Mitgestaltung unserer Gesellschaft wachsen. Es ist allerhöchste Zeit, dass die Menschen wieder merken, dass der öffentliche Dienst eine Dienfunktion hat (Sächs. Verfassung Art. 82: Die Verwaltung ist dem Wohl der Allgemeinheit verpflichtet und dient dem Menschen.) Wir haben ein Engagement der Verwaltung in unserer Sache nicht bemerkt.

Der Haushalt für 2012 ist bestätigt. Warum erfahren wir erst jetzt von den Kürzungen? Warum ist ausgerechnet der Pillnitzer Park das Bauernopfer? Wo ist die Verantwortlichkeit der Politik für den Erhalt guter Traditionen aus gutem Gründen zu erkennen? Warum wurden ergänzende andere Finanzierungsvorschläge nicht aufgegriffen?. Eigentlich man muss nur wollen! Stiftung, Sponsoring, Förderverein – 7 Jahre sind inzwischen dafür verloren.

Wir sind jedenfalls tief enttäuscht darüber, dass eine Verwaltung jetzt meint, ohne die Mitarbeit ihrer Bürger auskommen zu können und bürgerschaftliches Engagement einfach so im Papierkorb verschwindet. Wir werden uns dagegen wehren mit einem Schreiben an den Finanzminister unseres Landes und mit einer Petition an den Sächsischen Landtag.

Ute Irmscher
Bürgerinitiative Pillnitzer Park

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