Denkmalpflege aus privatem Antrieb

Weinberghäuschen am Körnerweg erneuert – das alte Ortssiegel von Losch­witz zeigt das biblische Sinnbild der beiden Kundschafter, die eine übergroße Weintraube herbeitragen, als Nachweis für das Gelobte Land. Dieses Dorfwappen wird noch heutzutage durch die Kirchgemeinde als Stempel oder Signum genutzt.

Bauherr Dr. Hans-Christian Hoch mit Zimmermann Andreas Heinke (Ruhland). Foto: H.-Chr. Hoch

Bauherr Dr. Hans-Christian Hoch mit Zimmermann Andreas Heinke (Ruhland). Foto: H.-Chr. Hoch

Dass die Loschwitzer Elbhänge mit ihrer Südlage einst dem Weinanbau dienten, daran erinnern die Winzerstraße an der Schule, die Winzersäule am Veilchenweg, die Weinpresse im Körnerhaus, vor allem aber der wiedererstandene Dinglinger-Weinberg, aber auch der Name „Eckberg“ für den einstigen Rebhang an der Ecke zum Stechgrund und ganz am Ende der Losch­witzer Flur der Weinberg unterhalb des Lingnerschlosses.

In diese Reihe gehört aber auch das in den letzten Jahren grundlegend restaurierte Weinbergs­häuschen über der Elbpforte des Grundstücks „Rosenhof“ am Körnerweg in  Höhe der heutigen Hafeneinfahrt. Das Alter des kleinen Fachwerkgebäudes lässt sich nicht genauer bestimmen. Ein Aquarell von Friedrich August Laurin vom Loschwitzhang, datiert mit 1789, lässt die Elbpforte mit dem Haus darüber gut erkennen. Laurin war ein Schüler von Adrian Zingg, dem unlängst eine Ausstellung im Dresdner Kupferstichkabinett gewidmet war.

Gerettet und für das Ortsbild bewahrt: Das Elbhäuschen restauriert, 2012. Foto: H.-Chr. Hoch

Gerettet und für das Ortsbild bewahrt: Das Elbhäuschen restauriert, 2012.
Foto: H.-Chr. Hoch

Die schlichte Schönheit des Gebäudes mit den rot getönten Balken und den vier Fenstern lässt an ein biedermeierliches Teehäuschen für die gesellige Nutzung durch die Eigentümer mit ihren Gästen denken. Die spätere Hafenmole (1864) muss man sich wegdenken. Vorher lag das Weinbergshäuschen direkt am Elbufer mit dem Blick auf die kleinen oder auch größeren Segelschiffe. Der behagliche, fast anheimelnde Innenraum in den Abmessungen eines kleinen Salons erinnert an ein Eldorado des empfindsamen Zeitalters. Jedenfalls ist es ein Ort der Stille, den man sich im matten Schein der Kerzen vorstellen muss – ohne Autolärm und ohne Dampfergeräusche. Aber die praktische Nutzung für die Mitarbeiter im Weinberg ist auch deutlich: Ein schützendes Dach bei Unwetter und Blitzschlag, ein Verließ für die wertvollen Geräte und Werkzeuge (ein kleines „Zeughaus“), ein Raum zum Umziehen nach getaner Arbeit.

Die heute noch erhaltenen Weinbergshäuschen, z. B. in der Lößnitz und an der Unstrut, sind allerdings niemals am Fuße, sondern auf der Höhe des Wein­- berges wegen des Überblickes auf die Rebhänge und wohl auch wegen des Fernblickes dort errichtet worden.
Auf den Hang und damit auf die Höhe des Weinbergs führt die gut erhaltene

Die Festgesellschaft und die beteiligten Handwerker bei der Einweihungsfeier am 1. Mai 2012 (3. v. r. der maßgeblich beteiligte Tischler Walter Schellhorn/Coschütz, der mit dieser Arbeit sein Berufsleben abschloss).Foto: H.-Chr. Hoch

Die Festgesellschaft und die beteiligten Handwerker bei der Einweihungsfeier am 1. Mai 2012 (3. v. r. der maßgeblich beteiligte Tischler Walter Schellhorn/Coschütz, der mit dieser Arbeit sein Berufsleben abschloss). Foto: H.-Chr. Hoch

Weinbergstreppe mit über 220 Stufen. Das Hauptgebäude – einst Solitude genannt – birgt noch heute den tiefen Weinbergskeller und daneben das Brunnenhaus – auch ein Fachwerkgebäude  – mit dem sehr tief aus Sandstein gemauerten Weinbergsbrunnen von 1723 mit einer Tiefe von ungefähr 41 Metern.

Die Eigentümer des Grundstücks sind seit der Zeit des 30-jährigen Krieges im Grundbuch von Losch­­witz (Staatsarchiv Dresden, Loschwitz 453, Bl.328, Flurstück 269) aufgeführt. Der erste Besitzerwechsel ist 1627 dokumentiert. Über ein Jahrhundert lang war die Familie Güntz Eigentümer. Der bedeutende Dresdner Mäzen Friedrich Justus Güntz (1801–1875) begründete die erste Dresdner Zeitung, den  Dresdner Anzeiger. An ihn erinnerte ebenfalls die Güntzstraße, die Güntzstiftung, das Güntzbad (und sein leider zerstörtes Grab auf dem Eliasfriedhof).

Tom Pauls (hier mit dem Bauherren) erfreute das Publikum zur Einweihung mit der Rezitation Foto: H.-Chr. Hoch sächsischer Balladen.

Tom Pauls (hier mit dem Bauherren) erfreute das Publikum zur Einweihung mit der Rezitation Foto: H.-Chr. Hoch sächsischer Balladen.

Die Initiative zur Rettung des in seiner Kubatur erhaltenen, aber sonst ziemlich maroden Elbhäuschens ging von dem jetzigen Besitzer, Dr. med. Hans-Christian Hoch, aus und war praktisch ein Wiederaufbau von Grund auf, mit vielen fleißigen und kun­digen Mitarbeitern und Handwerkern. So war es möglich, den darunter liegenden Zugang mit einem Korbgewölbe zum Körnerweg in seinem Bestand zu sichern und das Fundament mit den originalen Sandsteinen zu erhalten. Ebenso gelang es, etwa 40 Prozent der alten Holzbalken wieder in das Fachwerk zu integrieren. Die Fenster wurden nach dem letzten noch erhaltenen originalen Befund wieder hergestellt. Das Weinberggebäude kann nunmehr, abends auch beleuchtet, als Ergebnis einer denkmalgerechten Rekonstruktion und als ortsgeschichtliche Leistung betrachtet werden.

Das marode, über 200 Jahre alte Weinberghäuschen vor seiner  Sanierung. Foto: H.-Chr. Hoch

Das marode, über 200 Jahre alte Weinberghäuschen vor seiner
Sanierung. Foto: H.-Chr. Hoch

Am 1. Mai 2012 wurde die Einweihung mit allen beteiligten Handwerkern bei sommerlichem Wetter festlich begangen. Neben der Dankesrede des Eigentümers erfreute Tom Pauls in nachbarschaftlicher Verbundenheit das „Publikum“ mit der Rezitation sächsischer Balladen, ehe die Dresdner Flottenparade an der Festgesellschaft vorbei zog.  Anschließend gab es ein zünftiges Essen im Park des Rosenhofes.

Dr. theol. Karl-Ludwig Hoch

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