Bald wird der Frühling erwachen. Die Dresdner wird es zu Scharen in den Pillnitzer Park ziehen, um, wie jedes Jahr, die Kamelienblüte zu bewundern. Nur wenige Wochen später blühen die Rhododendren und an einem sonnigen Tag wird ein Spaziergang auch zum Wachwitzer Weinberg mit seinem Rhododendrongarten führen. Viele Anwohner, Dresdner aber auch Gäste lieben diesen Park und beobachteten in den letzten Jahren mit Sorge sein stiefmütterliches Dasein. Die Besucher werden aber auch neugierig sein, wie sich das sanierte und am 15. Dezember 2012 eingeweihte Schloss, die Villa und die weiteren Häuser präsentieren.
Gigantische 30 Millionen Euro werden nach Abschluss der Bauarbeiten für die Sanierung des Wachwitzer Schlosses, der dazugehörigen Villen, Häuser und zweier Neubauten zu Buche stehen. Eine Summe, die mit dazu beitrug, dass der Bauträger Insolvenz anmelden musste und jetzt von einer Auffanggesellschaft mit gleichem Namen die Sanierung zu Ende gebracht wird. Roland Weiß, der neue Geschäftsführer der V.V.K. beantwortet, ganz anders als sein Vorgänger, offen alle Fragen und führt uns durch das ehemalige Schloss. Wir können die Keller besichtigen, wo noch die vom König angelegten Weinregale, der für die Gruft einst vorgesehene Raum und der massive Tresor zu finden sind. Wir gehen durch die geräumige Tiefgarage, die Platz für zwei Autos pro Wohnung bietet, bevor wir in das restaurierte Treppenhaus kommen, in dem die Geländer und Leuchter in neuer Schönheit strahlen. Von hier gelangt man in Filzpantoffeln, um das neue Parkett zu schonen, in einige der insgesamt 19 entstandenen Wohnungen mit zum Teil über 100 qm Wohnfläche. Die originalen Türen mit den Griffen wurden aufgearbeitet, der Stuck, so er noch vorhanden war, erhalten. Balkone in den oberen Etagen wurden restauriert oder, wenn sie nicht mehr vorhanden waren, in Anlehnung an die alten neu hergestellt. Bei einigen der einst repräsentativen Räume des Schlosses wurden die Zuschnitte der Zimmer verändert, was sie noch höher erscheinen lassen. Schon bei der Überlegung, diese Wohnungen einrichten zu wollen, merkt man, dass es besonderer Ideen bedarf. Durch die hohen Fenster zum Elbtal bietet sich aber auch die Chance, Natur und Wohnraum verschmelzen zu lassen. Die Bäder sind zeitgemäß und die gleichen Fliesen finden sich in allen Wohnungen des Schlosses. Die Uhr im Turm zeigt wieder die Zeit, aber schlägt, um die Bewohner nicht zu stören, nicht die Stunde.
In den Seitenflügeln wurden zwei neue Treppenhäuser eingebaut. Die Wohnungen hier sind gut strukturiert und Ideen für diese werden sich schnell finden.
Eine der Wohnungen im Erdgeschoss zeichnet sich dadurch aus, dass die ehemalige Kapelle des Schlosses jetzt als Wohnzimmer fungieren kann. Die Deckenmalereien des Münchner Malers Heinrich Pickel sind erhalten und strahlen von der Decke. Mit dem Geschäftsführer Roland Weiß setzen wir uns hier auf eine der kleinen Treppen und er beantwortet unsere Fragen:
So erfahren wir, dass die Terrassen des Schlosses noch im Frühjahr gebaut werden. Auch die Freiflächen um die anderen Häuser werden weiter gestaltet. Für den Rhododendrongarten wurde ein Pflegevertrag mit der Firma Strauß abgeschlossen und ein Budget über zwei Jahre festgelegt. Parallel soll eine Pflegekonzeption erarbeitet werden, die im Ortsbeirat Loschwitz vorgestellt wird. Dass derzeit der Kotzschweg als Zufahrtsstraße zum Schloss dienen muss, sei ein Provisorium. Da die DREWAG Zuleitungen baue, sei die andere Straße nur für kleinere Zeitfenster zu befahren. Eine der großen finanziellen Posten war der Ausbau der Straßen. Auch die kleine Brücke zwischen Villa und Presshaus mit dem historischen Geländern und Lampen musste neu gebaut werden. Die von vielen als störend empfundene Ampelanlage zum Schloss sei eine Forderung der Stadt gewesen.
Zwei Neubauten mit je sechs Wohnungen pro Haus werden in diesem Frühjahr noch auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei entstehen, wovon eines bereits komplett verkauft sei.
Der Wald wurde an das Forstamt verpachtet und der Teil des im Besitz der V.V.K. befindlichen Weinberges wird verkauft. Aber die Sorgen der Winzer will Roland Weiß zerstreuen. Die Kaufverträge werden langfristige Pachtverträge mit den jetzigen Winzern als Bedingungen enthalten. Auf die Frage, wer einen Weinberg kaufe, auf dem dieser selber keinen Wein anbauen kann, reagiert Roland Weiß gelassen. Es gäbe sehr viele Bewerber.
Bei einem Besuch des ehemaligen Königlichen Wachwitzer Weinberges wird man in diesem Jahr noch Baustellen finden. Zur Rhododendronblüte 2014 soll alles fertig sein und strahlen. – So auch zum 23. Elbhangfest, wenn auf der Wiese unterhalb der Villa zur Freude Vieler wieder das Parkfest – diesmal als „Wagnerwiese“ – stattfindet.
Jürgen Frohse