Nach nur elf Jahren kam erneut die Flut
Die Vorhersagen
Es hatte im gesamten Einzugsbereich der Elbe seit zwei Wochen fast ununterbrochen geregnet. Die Elbe war dennoch am Donnerstag, dem 30. Mai, noch in ihrem Bett. An der Donau bahnte sich die Katastrophe schon an, als die Elbe einen Tag später erst langsam zu steigen begann und sich am Sonnabend die Elbwiesen genommen hatte. Doch noch am Sonntagnachmittag, dem 2. Juni, lagen die Prognosen bei einem mittleren Hochwasser. Auf der Internetseite des sächsischen Hochwasserzentrums konnte man sich direkt informieren, was viele – mit den Erinnerungen von 2002 – taten.
Doch die erste beängstigende Hochwasserwarnung war erst am späten Abend auf dieser Seite zu finden. Im Fernsehen oder im Radio hörte man nichts. In Pirna informierte die Feuerwehr die Bürger um Mitternacht per Megaphon und Blaulicht, am Elbhang war man auf „Flüsterpropaganda“ angewiesen. Viele begannen schon in der Nacht zu räumen und hatten somit fast 48 Stunden Zeit, sich vorzubereiten. Andere erfuhren es erst am Montag und mussten sich um so mehr beeilen. Die Prognosen waren unscharf, dennoch waren gerade sie der große Unterschied zu 2002. Viele wussten, was jetzt zu tun war. Routiniert wurden Wohnungen und ganze Häuser beräumt. Die Versicherungen gehen schon jetzt davon aus, dass der Schaden beim Hausrat wesentlich niedriger sein wird als 2002.
Der Katastrophenschutz
Der Katastrophenschutz für Dresden wurde, anders als 2002, komplett zentral organisiert. Die großen Probleme konnten in der Stadt professionell gelöst werden, keine Frage. Für einzelne Regionen, wie den Elbhang, war die Einsatzzentrale aber weit entfernt. Im Ortsamt Loschwitz, 2002 noch einer der dezentralen Stützpunkte, wurde keine „Untereinsatzabschnittsleitung“ gebildet, so wie es noch in einem Interview mit Jens Seifert, Abteilungsleiter im Umweltamt, im Elbhang-Kurier 8/2012, in Aussicht gestellt wurde.
Die Ortsamtsleiterin war im Urlaub, das Amt total unterbesetzt. Bei Anfragen waren die Mitarbeiter überfordert und konnten meist nur an die Zentrale vermitteln. Hilfseinsätze und -kräfte konnten schlecht organisiert werden. Wurden Sandsäcke notwendig, verwies man auf die nächste Sandsack-Abfüllstation auf der Hansa-Straße in der Leipziger Vorstadt, viel zu weit entfernt für schnelle Hilfe. Und wer ohne Strom ist, braucht verlässliche Informationen. So wurde u. a. das BuchHaus Loschwitz zur Auskunftsstelle.
Die Medienversorgung
Die Wasser- und Gasversorgung lief reibungslos. Ärgerlich war, dass noch immer einige Stromverteiler im Hochwasserbereich liegen. Dass der Verteiler in Wachwitz umgesetzt werden soll, war eine der Hoffnungen nach dem Hochwasser 2002. Ein großes Gebiet hatte so tagelang wieder keinen Strom.
Das große Aufräumen
Nach dem Wasser kam der Schlamm. Er muss schnell aus den Wohnungen und viele, meist Freunde, Kollegen und Bekannte, halfen. Aber auch die neuen Netzwerke im Internet wurden genutzt, Hilfen zu organisieren. Betroffene hatten oftmals mehr damit zu tun, Anweisungen zu geben, Hilfskräfte zu organisieren, Essen bereitzustellen usw. Diese Bereitschaft zu helfen war wieder faszinierend. Es widerspricht der gängigen Meinung, dass jeder nur an sich denkt.
Danach türmte sich der Müll auf den Straßen. Im Ortsamt Loschwitz versuchte man intensiv, die Beräumung zu forcieren, was nur stellenweise gelang.
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