Zum neuen Album von Philipp Makolies’ Musikprojekt Lestat Vermon
Steinmetz, Popstar, Straßenbauer, Theatermusiker, Musikproduzent – Philipp Makolies alias Lestat Vermon hat mit seinen 30 Jahren schon Einiges erlebt. Mal war er pleite, mal freute er sich über dicke Vorschüsse, mal arbeite er bei strömendem Regen unter freiem Himmel, mal schlief er wochenlang in den teuersten Hotelbetten. Zunächst als ausgebildeter Steinmetz/Steinbildhauer in die Arbeitswelt entlassen, folgte eine rasante Fahrt als Gitarrist von Polarkreis 18 – Indie-Darlings, die 2008 plötzlich Millionen Deutschen Mitsumm-Hits ins Ohr setzten. Derzeit gibt er als Theatermusiker mit seiner Band „Woods of Birnam“ am Staatsschauspiel Dresden den musikalischen Unterbau einer „Hamlet“-Inszenierung.
Dazwischen hat er unter dem Namen Lestat Vermon in nur eineinhalb Jahren zwei Soloalben veröffentlicht und unzählige Konzerte allein oder in Duobesetzung gespielt. In all den Jahren und während dieser verschiedensten Jobs und Bandkonstrukte ist Lestat Vermon Makolie’´ persönlichstes Projekt geblieben. Seine Spielwiese und seine Vision vom perfekten Song, bei der er völlig frei seinem musikalischen Bauchgefühl nachgehen kann. Als Fundament dient die alte Nylonsaiten-Gitarre, wenngleich die auf dem zweiten Album „Hillside“ durchaus atmosphärischere, schwebendere Wege einschlägt, als noch auf dem reduziert gehaltenen Vorgänger „Clouds“ von 2012.
Auf „Hillside“ bilden sorgsam ausarrangierte Instrumentalparts eine natürliche Waage zu Makolies’ zurückgelehntem Gesang, formen sich zu kompletten Instrumentalstrophen oder mogeln sich als Gitarrensoli und pointierte Vibraphone-Melodien in die 11 Songs des Albums. Für Vibraphone, Tasten und Bläser ist erneut Makolies’ langjähriger Weggefährte Ludwig Bauer verantwortlich, der für „Hillside“ auch einige Streicher-Arrangements geschrieben hat, die das Album noch näher an die Hochphase klassischer Singer/Songwriteralben der späten 60er und frühen 70er Jahre rücken.
Auch konzeptionell wagt sich der Dresdner in komplexere Themen als noch beim Debüt vor zwei Jahren, lässt sich bei „When The Molecules Are StoppedD“ von der aufbrausend bedrohlichen Stimmung des Films „Der Eissturm“ inspirieren oder schreibt in „White Water“ über die Abwanderung und strukturelle Verödung ostdeutscher Landstriche wie Weißwasser. Mit „Waiting For The Moon“ findet sich erstmals ein politisches Lied auf der Platte, welches das am Ende oft vergebliche Leben entlang einer politischen Ideologie thematisiert.
Das selbstproduzierte „Hillside“ ist in mehreren Studios (u.a. auch im Radio Buellebrueck Studio von Tobias Siebert und im hauseigenen Hotel Albert Studio) entstanden, um so nah wie möglich an den Klang heranzukommen, den Makolies für das Album im Kopf hatte. Hierfür spielten auch verschiedenste E-Gitarren-Sounds eine tragende Rolle, mit deren Hilfe er bestimmte Atmosphären präziser ausformulieren konnte, als mit klassischen Folk-Gitarren. Im Zentrum von Lestat-Stücken steht aber nach wie vor ein filigranes Fingerpicking. Ziel ist es, ein erstes, direkt ergreifendes Gefühl mit der größtmöglichen kompositorischen Finesse auszuformulieren, wobei Makolies und Bauer zusätzlichen Elemente, gerade die Tasten, sehr genau untersuchen und viel mehr verwerfen, als letztlich in jene matt glänzenden, idiosynkratischen Gebilde Eingang findet.
Die Lieder sind zu keiner Zeit ziellos aufgebläht und sollen stets auch allein mit einer Gitarre spielbar bleiben. Ob ihn ein Nightliner oder ein Fahrrad zum Auftrittsort bringt ist Philipp Makolies nämlich vollkommen
egal. Wohin es ihn in den nächsten Jahren auch verschlagen wird: solange er auf einen derartig harmonisch ausbalancierten Rückzugsort wie Lestat Vermon zurückgreifen kann, wird sich alles zum Guten wenden. Selbst wenn er wieder irgendwo im Regen steht und Pflastersteine klopft.
Lestat Vermon – „Hillside“
- Veröffentlichungstermin: 25. April 2014
- Label: K&F Records
- Vertrieb: Broken Silence / Hoanzl (Österreich) / Godbrain Distribution (Schweiz)
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