Editorial Juli 2014

So locker ging es bei der Fest-Eröffnung vor der Loschwitzer Kirche wohl noch nie zu: kaum Absperrung, jeder wusste, wo er zu gehen oder zu stehen hatte, selbst ein Erste-Hilfe-Konvoi konnte ele­gant passieren.

Dietrich Buschbeck

Dietrich Buschbeck

Vor Jahren begleiteten noch Reden der Schirmherren und OBs die Festeröffnung. Diesmal machte das der Verein in eigener (mitunter etwas flapsiger) Regie. Selbst der Erste Bürgermeister, dezent auf der VIP-Rampe platziert, widmete sich nur dem Kind auf seinem Arm, während die Oberbürgermeisterin vielleicht zur gleichen Zeit die Blumen in ihren Losch­witzer Balkonkästen goss. Und die Rathausspitze fordert für nächstes Jahr eine Elbhangfest-Terminverschiebung, um die anstehende OB-Nachwahl nicht zu stören. Da bewiesen die freistaatlich gelenkten Schlösser und Gärten mehr Humor und nahmen das Elbhangfest wieder freundlich auf.

Der Pill-Witz hat uns nicht den Verstand geraubt, sondern eher den Blick geschärft – auch auf den Elbhangfest-Karikaturenwettbewerb, der Erstaunliches aufs Papier gezaubert hat. Eindeutiger Gewinner: „Baselitz liest in Blasewitz“ (Seite 6). Der Elbhangfest-Funke ist wie so oft über die Elbe gesprungen und führt die Persönlichkeiten an, von denen es in dieser Ausgabe nur so wimmelt: Christine Karla Schröder, Franz Engel, Eberhard Münzner, Claudia Mittenzwey-Hänel, H. G. Griese, Annette Jahns, Rosemarie Hey, nicht zu vergessen die allmonatlichen „Erinnerungs“namen.

Das ist kein Personenkult, vielmehr Ausdruck der Vielfalt des Elbhangumfeldes, in dem immer wieder unüberhörbar auch eine italienische Note anklingt – aktuell an der Bilderwand der ambitionierten Volksbank-Galerie am Schillerplatz, im Villa-Marie-Areal oder am Tresen der kleinen Körnerplatz-Tagesbar; selbst die einstmaligen „Freunde der italienischen Oper“ um den Maler H. G. Griese erwachen aus dem DDR-Endzeitschlummer …

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