Der Freitagabend war so, wie man sich Elbhangfest-Wohlfühlwetter vorstellt, entsprechend strömten die Besucher und floss auch der Wein in Strömen. Ein fantastisches Eröffnungskonzert „La Calisto“, Gartenkonzerte und Bühnenrock gerieten im Überschwang der Töne auch in Konkurrenz.
Mitunter war es auf der Weindorfbühne Loschwitz zu viel an Lautstärke, die „Sound-of-Dresden-Gewinner“ Alice Roger waren hier an der falschen Adresse. Der Stimmung im Weindorf insgesamt tat das wenig Abbruch. Überall Treffen, Gespräche mit Freunden, Nachbarn, Künstlern bis in die Nacht hinein. Auch der Sonnabend geriet trefflich witzig: Festumzug mit vielen originellen Bildern von Matz Griebels Pfeifkesselhut bis zur Asphaltschwalbe mit den herrlichen Blondinenwitzen zeigte der Festumzug, was Engagement aus knappen Mitteln machen kann.
Der Besucherstrom zog mit nach Pillnitz, wo auch die Neugestaltung des Festgebietes rund um die neue Bühne am Wasser sehr gut angenommen wurde. Der große Markt mit Handgemachtem war ebenfalls eine Neuheit und eine passende Bereicherung. Abends gab es in Pillnitz ein hervorragendes Konzert mit AnnaMateur – jetzt kamen die ersten Tropfen und die Veranstalter begannen um ihren Höhepunkt, „Die große Reise“ der beiden Berliner Theater Anu und Magica, zu zittern. – Tausende Kerzenlichter waren in Überflutungsgefahr. Doch es ging gut – das magische Theater konnte stattfinden. Und wer ihm sein Herz öffnete, wurde reichlich belohnt.
Nach dem Lachen über den süß schnarchenden Narren am Tor ging es mit der Uhr im leuchtenden Reisekoffer auf einen Weg vorbei an phantasievollen, berührenden Bildern. Wer die Hand reichte, wurde mit einem Streicheln angerührt, wer sich im Spiegel zeigte, mit einem Sternengedicht belohnt. Eine Anleitung zum Fliegenlernen inklusive. Was für starke Bilder, was für ein faszinierendes Lichterspiel auf dieser großen Wiese am Chinesischen Pavillon. Das war Elbhangfest pur! Und in Wachwitz tanzte man noch im Regen auf der Straße zu den Nierentischen.
Leider wurde der (Wieder-) Spielort Wasserwerk trotz des Konzerterfolg noch zu wenig wahrgenommen, eine bessere Beschilderung könnte Abhilfe schaffen.
Ein Beatles-Song für Loschwitz
Über zwei glänzende Festtage zog sich dann der Regenvorhang des Sonntages. Trotz der daraus folgenden Unsicherheiten über das finanzielle Ergebnis hatte auch dieser dritte Tag viel zu bieten. Beim morgendlichen Gang auf der Suche nach Anwohner-Humor musste die Jury lange suchen, um wenigstens einige Beiträge zu entdecken. Es stimmt nachdenklich, dass so Wenige sich beteiligten und letztendlich die zwölfjährige Emilia aus Hosterwitz die beste Idee hatte – ein ganzes Haus zum lachenden Gesicht zu machen. Viel Witz brachte dagegen der „Tag des jüdischen Humor“ in Wachwitz, wo Küf Kaufmann die Lacher auf seiner Seite hatte.
In Pillnitz luden die fröhlichen Bilder von Markuss Göpfert, die witzigen „Rauchschwalben“ von Carsten Bürger, die kuriosen Zeichnungen von Karl Siegemund und der Zweiklang zwischen Natur und Humor im Park zum Schmunzeln ein. Das Abschlusskonzert fand ein Wetterfenster, aus dem Ilse Bähnert ihre Weltreise zelebrierte. Tom Pauls brilliant in vielen internationalen Rollen zwischen fröhlichen klassischen Klängen des auch schon als Elbhang-Philharmonie eingemeindeten Orchesters – richtig: Elbland Philharmonie Sachsen unter GMD Christian Voss.
In Loschwitz brachte die neue Idee eines gemeinsamen Finales in der von Florian Mayer moderierten „Losch-Vegas-Show“ einen Abschluss-Knüller: AnnaMateur, Andreas Gundlach und Birgit Schaller, Tim Schreiber und Jan Heinke, die Jindrich Staidel Combo, Dieter Beckert u. a. waren dabei… Die Hymne „Losch-Witz“ nach der Melodie des Beatles-Songs „Hey Jude“ war ein herzerwärmendes Stück nach diesem Regentag.
Ein großer Dank geht an Geschäftsführerin Jorinde Unger, die nach dem Fest diese Tätigkeit beendet. An ihrer Seite hatte Programmkoordinatorin Ulrike Schüler ihre Elbhangfest-Premiere – Gratulation! Und die junge Frauenpower im Organisationsbüro wurde charmant, freundlich und humorvoll komplettiert durch Friederike Müller, Lisa Köhler und Katja Kruglikova – Danke!!! Ab Juli ist die aus dem Mutterschaftsurlaub zurückgekehrte Mandy Mitter wieder in der Funktion als Geschäftsführerin tätig. Herzlich willkommen!
Ein schlechter Witz?
Oberbürgermeisterin will das 25. Elbhangfest „700 Jahre Loschwitz“ wegen der OB-Nachwahl verschieben lassen
Drei Tage vor dem eben zu Ende gegangenen Elbhangfest flatterte ein Brief aus dem Rathaus ins Organisations-Büro. Tenor:
- Die Anregung des Vereins, die OB-Nachwahl 2015 am Wochenende nach dem Fest durchzuführen, wird abgeschmettert.
- Negative Anwort auf die Frage, ob bei „700 Jahre Loschwitz“ eine Sperrung des Blauen Wunders zugunsten einer großen Veranstaltung auf dem Körnerplatz denkbar wäre: Nein, wegen Brückensanierung der Albertbrücke.
- Schlussbemerkung: Man schätzt das Elbhangfest als bürgerschaftliches Kultur-Engagement sehr.
Nach einem Vorgespräch mit beteiligten Ämtern und der Ortsamtsleiterin hatte sich der Verein Hoffnung auf eine frühzeitige Verständigung über diese Fragen mit der Stadtverwaltung gemacht. Nun das!
Neben bereits verpflichteten namhaften Künstlern wie Ulla Meinecke und der 25-jährigen Tradition des Elbhangfestes gibt es gerade 2015 noch einen weiteren gewichtigen Grund, das Elbhangfest an seinem Ende-Juni-Termin zu belassen: Auf den 24. Juni datiert die erste urkundliche Erwähnung des damaligen Dorfes Loschwitz, auf deren Basis „700 Jahre Loschwitz“ gefeiert werden wird.
Die Verwaltung findet einen Nachwahl-Termin wichtiger. Dass die weit unter Prognosen ausgelastete neue Waldschlößchen-Brücke als Ersatzbrücke an einem Wochenend-Tag wohl mehr als ausreichend sein dürfte, hat sie nicht berücksichtigt. Hier stellt sich die Frage: Wer ist eigentlich für wen da? Sollte eine Stadtverwaltung als bezahlte Angestellte ihrer Bürger nicht gerade bürgerschaftliches Engagement – in diesem Fall das Elbhangfest – nach Kräften fördern?
Das Fest 2014 hat den Slogan des Vereins „Wir lieben Natur – Wir fördern Kultur“ eben erst vielfach mit Leben erfüllt. Die Stadtverwaltung befürchtet die Behinderung eines Nachwahlganges und vergisst, dass am Elbhang mindestens 50.000 Bürger ein selbstorganisiertes Fest in 25 Jahren zu einem Aushängeschild dieser Stadt haben werden lassen, zu einer Tradition mit einem festen Termin am letzten Juni-Wochenende.
Darauf haben sich die jährlich anreisenden Gäste, Händler, Mitwirkenden und auch andere Feste eingerichtet. Aber das ist kein Witz: Der Elbhangfest-Verein wird sich zur Klärung dieses Konfliktes an den Souverän Dresdens wenden – den Stadtrat.
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