Wir erinnern …

Wir erinnern an Heinz Heinisch, Alexander Alfs, Jürgen Seidel, Hubertus Richter, Gunther Emmerlich und Egon Pukall

Wir erinnern…

… an die Loschwitzer Biologin Dr. Jutta Meichsner (1929 – 2014, lange Jahre an der Franz-Curti-Straße und der Kottmarstraße zu Hause), die am 14. September ihren 85. Geburtstag gehabt hätte, aber unerwartet am 29. Juli gestorben ist. Über viele Jahre war sie geschätzte Mitarbeiterin des vormaligen Bezirkshygieneinstitutes an der Reichenbachstraße in Dresden. Ihre schulische Ausbildung hatte die gebürtige Leipzigerin an der (von den Nazis geschlossenen) Dresdner Waldorfschule erfahren und folgerichtig 1948 an der wiedereröffneten Dresdner Rudolf-Steiner-Schule das Abitur abgelegt. Die dabei aufgenommene anthroposophische Prägung bestimmte maßgeblich ihr weiteres Dasein. Als Mitglied der „Christengemeinschaft“ (Bewegung für religiöse Erneuerung) hatte sie neben ihren gemeindlichen Aktivitäten noch zu DDR-Zeiten wesentlichen Anteil an der Gründung und Einrichtung des „Altersheimes der Christengemeinschaft“ an der Rochwitzer Wachbergstraße (einschl. des Baues der dortigen Michael-Kapelle) und verhinderte auf diese Weise den endgültigen Verfall der Bausubstanz des ehemaligen Gasthofes „Kamerun“. Außerdem initiierte und begleitete sie nach der „Wende“ die Wiederbelebung der Waldorf-Pädagogik in Dresden.

… und gratulieren nachträglich dem ehemaligen Solotrompeter der Dresdner Staatskapelle Kammerviruos Heinz Heinisch zum 80. Geburtstag. Den Festtag (6. August) konnte er im Garten seines Hauses, das Ende des 19. Jh. der Holzbildhauer Alfred Schön in Neugruna an der Tauscherstraße errichten ließ, mit einem weitschallenden Geburtstagskonzert begehen. Dieses musikalische Geschenk überbrachten ihm seine blechblasenden Mitstreiter aus der Staatskapelle. In diesem Orchester war der gebürtige Torgauer – nach Stationen in Stralsund und Berlin – von 1962 bis 1999 tätig.

… an die beiden fast gleichaltrigen Künstler Jürgen Seidel († 2014) und Alexander Alfs († 2010), die am 1. bzw. 25. September ihren 90. Geburtstag gehabt hätten. Der Maler Jürgen Seidel wohnte fast bis zum Lebensende in seinem Haus an der Schevenstraße; die galerie am blauen wunder widmete ihm einen Teil ihrer diesjährigen Sommerausstellung. Der Grafiker und Kunsterzieher Alexander Alfs wohnte zunächst in Pillnitz, zwischen 1968 und 2002 am Körnerweg 8, danach in Tolkewitz, und dürfte vielen Lesern noch als Illustrator von Büchern und Tageszeitungen (DIE UNION) in Erinnerung sein (seine Witwe Marianne Alfs beging im Juni im Seniorenpflegeheim am Blasewitzer Waldpark ihren 85. Geburtstag).

Dietrich Buschbeck

Ergänzung zu Alexander Alfs von U. H. (Loschwitz)

Alexander Alfs mit Modellflugzeug Foto: U.H.

Alexander Alfs mit Modellflugzeug
Foto: U.H.

Alexander Alfs, 1924 in Döbeln geboren, wohnte von 1968 bis 2002 in Loschwitz. Er war gelernter Maschinenschlosser und wurde 1942 in der „Fliegerschule des Heeres“ zum Piloten ausgebildet. Er flog bis zum Kriegsende 1945 die Ju 52. Danach folgten zwei Jahre Kriegsgefangenschaft. Von 1948 bis 1952 konnte er endlich ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden bei Josef Hegenbarth, Hans Theo Richter und Erich Fraas aufnehmen. Schon als Student skizzierte und malte er oft und gern im Theater. Seine ersten Aufträge als freischaffender Künstler waren u. a. Illustrationen in Programmheften für die Landesbühnen Sachsen in Radebeul sowie für das Kabarett „Die Herkuleskeule“ in Dresden.

Er bevorzugte es, seine Illustrationen und freien Arbeiten in Bleistift- und Federmanier sowie im Holz- und Linolschnitt auszuführen, auch die Aquarelltechnik und die Monotypie setzte er ein. Seine zahlreichen Illustrationen erschienen in Zeitungen und Büchern, z.B. des Schriftstellers Ingo Zimmermann (*1940), oder mit etwa 700 Zeichnungen für den im Rheinland geborenen und in Sachsen tätigen katholischen Priester und Schriftsteller Johannes Derksen (1898 – 1973). In dieser Zeit konvertierte Alfs von der evangelischen zur katholischen Kirche und trat der damaligen CDU bei.

Alexander Alfs Anliegen war es auch, sein Wissen an kunstinteressierte Menschen weiterzugeben, indem er als Kunsterzieher acht Jahre an der Pädagogischen Hochschule in Dresden unterrichtete. Er leitete 35 Jahre den Mal- und Zeichenzirkel in der Druckerei Völkerfreundschaft, auch über viele Jahre den Zeichenzirkel des Klubhauses Pentacon, und als Mentor bekleidete er die Dresdner Sommermaltage.

Besondere Freude hatte der Künstler an seinem Hobby, Modelle zu basteln. So entstanden Burgen, historische Flugkörper, Modellsegelflugzeue und eine kleine Modelleisenbahn. „Nebenbei“ betätigte sich der gelernte Pilot auch als Segelflieger. Seine Kunst wurde in verschiedenen Personalausstellungen präsentiert. 1983 erhielt er den Martin-Anderson-Nexö-Kunstpreis der Stadt Dresden. Alexander Alf starb am 27. Mai 2010 und fand seine letzte Ruhe auf dem Urnenhain in Tolkewitz.

U. H.


… und gratulieren dem Kunstglaser, Metallbild-Künstler, Kunsthandwerker und Gitarrenkünstler Christoph Graefe zum 50. Geburtstag am 11. September. Im entstehenden „Loschwitz-Lexikon“ (er ist allerdings mit seiner Familie auf dem Weißen Hirsch zu Hause) wird er mit Anderen die „junge Generation“ vertreten (siehe auch Elbhang-Kurier November 2006). Eine weitere Besonderheit unterscheidet ihn von anderen Dresdner Künstlern: In der ständigen „Galerie“ des Berliner Bundeskanzleramtes ist er mit dem farbigen Metallbild „Yes, two minutes“ vertreten. Unsere Gratulation gilt auch dieser nicht alltäglichen Präsentation, deren Titel wohl nicht auf die Dauer ihrer Hängung, sondern eher auf eine Äußerung der Bundeskanzlerin hindeutet.

… und gratulieren dem mehrfachen EHK-Gastautor und heimatverbundenen „Rückkehrer“ Professor Dr.-Ing. Hubertus Richter zu seinem 70. Geburtstag am 14. September. Als Spross der traditionsreichen Eisenhandlung Richter (Weißer Hirsch und Bühlau) dürften ihn ältere Leser noch in Erinnerung haben, auch manche Kommilitonen und Mitarbeiter der TU Dresden, die der reisefreudige und erlebnishungrige Weltbürger allerdings Anfang 1989 verließ, um sich an der TU Stuttgart auf seinem Spezialgebiet TGA/Gebäudeenergietechnik neu etablieren zu können. Die Wende war jedoch der Anstoß zur Rückkehr an die TU Dresden (1994 – 96) und einer mehrjährigen Tätigkeit in Erfurt. An der dortigen Fachhochschule wurde er Professor für das komplexe Fachgebiet der Wassertechnik und „erwartete“ dort seinen Ruhestand. Den verbringt er nunmehr in der alten Heimat auf dem Weißen Hirsch, sofern es den gebildeten Weltreisenden und Globetrotter am Ort hält. Soeben kehrte er, nachdem er das Nordkap angesteuert hatte, von seiner dritten China-Fahrradtour zurück. „Nebenbei“ ist er auch Mitglied im Sächsischen Bergsteigerbund. Umso erstaunlicher ist es, dass ihm immer wieder „alte Geschichten vom Weißen Hirsch“ einfallen (u. a. nachzulesen im Elbhang-Kurier 12/2009 und 1/2010) – auf „neue Geschichten“ darf man gespannt sein.

… und grüßen den Bauingenieur Heinz Metzner zum 90. Geburtstag am 15. September. Obschon einst in Lörrach geboren, verkörpert der Absolvent der vormaligen Dresdner Staatsbauschule (1950) auf seine Weise die weitverzweigte Dresdner Baumeisterdynastie Metzner, deren stolze Weißer-Hirsch-Residenz an der Berglehne 1 (1896/97 vom Loschwitzer Großvater Ernst Heinrich Metzner erbaut) er bis 1996 bewohnen durfte; da blickte er bereits auf ein vielfältiges Berufsleben in Dresden, Berlin, Prora, Bautzen, Karl-Marx-Stadt und schließlich in Freital zurück. „Wendebedingt“ verließ er das Haus, das inzwischen neben „Jahns Bergstiege“ festungartig (aber statisch und gestalterisch höchst fragwürdig) ausbetoniert wurde (was hätte der Großvater wohl dazu gesagt?). Er verbringt – als der „Alte vom Berge“? – seinen Ruhestand in geistiger Frische gemeinsam mit seiner Frau nunmehr in Bühlau.

… und gratulieren dem Entertainer, studierten Sänger (und Bauingenieur) Gunther Emmerlich zum 70. Geburtstag am 18. September. Mit seinem Eintritt 1977 ins Ensemble der Dresdener Staatsoper begann der gebürtige Thüringer sein Dasein auf dem Weißen Hirsch, wo er seine „Villa Marie“ derzeit als Single bewohnt. Der Elbhang-Kurier verzichtet auf alle diesbezüglichen Kommentare, aber auch auf die Schilderung seiner kaum überschaubaren vielseitigen und engagierten künstlerischen Arbeit – an dieser Stelle dürfte keine zusammenfassende Darstellung unterzubringen sein. Eines darf aber gesagt werden: Wenn es heißt „Künstler für den Weißen Hirsch“, dann gilt das ohne Einschränkung auch für den Mitbürger Gunther Emmerlich – der offensichtlich nie Nein sagen kann.

… an den 25. Todestag des aus Ostpreußen stammenden und seit 1961 im Künstlerhaus wohnenden und arbeitenden Malers und Grafikers Egon Pukall (1934 – 1989) am 23. September (am 10. März dieses Jahres wäre er 80 geworden). Als „Elbhangkünstler“ wird er eher selten wahrgenommen, aber als solchen würdigt ihn Dieter Hoffmann in dieser Elbhang-Kurier-Ausgabe (Seite 18), zumal mehrere Pukall-Werke in der derzeitigen Ausstellung der Galerie Himmel zu betrachten sind.

… an die vor 90 Jahren in der Blasewitzer Villa „Fliederhof“ (ehemals Emser Allee 5/heute Goetheallee 26) am 24. September 1924 gefeierte Hochzeit von Irina Rachmaninow (Tochter des berühmten Komponisten und Pianisten) mit dem russischen Fürsten Pjotr Wolkonskij (einst von Leo Tolstoi literarisch porträtiert). Ein 90. Hochzeitstag bedarf i. d. R. keiner Erwähnung, aber im vorliegenden Fall illustriert das Ereignis die schicksalreiche und historische Verquickung von Geschehnissen im einmalig-einstigen, heute nicht mehr existenten Hause „Fliederhof“. Seine langjährigen Besitzer (und Rachmaninow-Freunde) Wilhelm und Wilhelmine Schuncke hatten es 1918 von offenbar jüdischen Erb-Eigentümern erworben. Seit den 1940er Jahren beherbergte die Witwe Wilhelmine Schuncke in ihrem Haus das Dresdner jüdisch-deutsche Ehepaar Hepner und dessen Sohn Peter als Untermieter – offensichtlich am Rande der damaligen Legalität. Der jüdische „Vater Hepner“ – so tituliertern ihn die übrigen Hausbewohner – wurde noch Ende 1944 in ein Nazi-KZ deportiert, aus dem er aber im Mai/Juni 1945 – schwerkrank und traumatisiert – in die Emser Allee zurückkehren konnte. Die verzweifelte und desillusionierte Familie Hepner wanderte noch 1946 in die USA aus und brach demonstrativ jegliche Kontakte nach Deutschland ab, sie galt bis vor wenigen Jahren als „verschollen“.

Zur Erinnerung an das seinerzeitige unmenschliche Geschehen sollen am Donnerstag, 11. September, zwischen 16 und 17 Uhr (geplant 16.20 Uhr) vor dem ehemaligen Grundstück „Fliederhof“ (Goetheallee 26) in einem feierlichen Akt drei an jüdische Opfer erinnernde symbolische „Stolpersteine“ verlegt werden.

Dietrich Buschbeck

… und gratulieren dem Heimatforscher, Postkarten- und Briefmarkensammler Horst Milde zum 90. Geburtstag am 28. September. Kürzlich konnte er – wie ein Geschenk – die Eiserne Hochzeit mit seiner Frau Gisela feiern. Sagenhaft sind seine jahrelang gesammelten Unterlagen zum Weißen Hirsch, vor allem in jener Zeit, als deren Wert nur Wenige kannten und schätzten. Besonders stolz kann er auf die in Jahrzehnten erarbeitete Kartei sein, die den Postzustellbezirk Bad Weißer Hirsch nach dem Stand von 1941 umfasst. Darin ist jedes Haus mit jetziger Straße und Hausnummer, eventuellen früheren Namen und Villenbezeichnungen, den Grundstücks- und Brandkatasternummern und den Eigentümern vermerkt. Mit dieser Kartei, zahlreichen Publikationen zum Weißen Hirsch und den vielen weiteren bewahrten Geschichtsdokumenten, die heute zum Bestand u.a. des Archivs des Verschönerungsvereins Weißer Hirsch/OL gehören, hat sich Horst Milde selbst ein Denkmal gesetzt.

MB

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