Noch bis zum 25. November ist Franz Zadnićeks Fotografie-Ausstellung „Einschnitte“ in der Loschwitzer Galerie am Damm zu sehen. Dazu schrieb (und sprach zur Vernissage am 26. September) der bekannte Rundfunkjournalist Wolfram Nagel den folgenden einführenden Text:
„Eine Gruppe schwarz gekleideter Männer und Frauen steht an einem steinernen Grab. Links daneben viele weitere Gräber. Über ihnen erhebt sich der Tempelberg mit der goldenen Kuppel des Felsendoms, dazwischen das Kidrontal. Ein typischer Blick vom Ölberg hinüber zur Altstadt von Jerusalem. Doch das wäre Franz Zadnicek zu wenig. Er erzählt mit seinem Foto die Geschichte frommer Juden, die einen Toten beklagen. So mag das schon vor 2000 Jahren gewesen sein, denkt der Betrachter vielleicht. Oder Petra, die Wüstenstadt im heutigen Jordanien. In der Zeit Herodes des Großen ein magischer Ort mit Tempeln und Wohnhöhlen, heute ein riesiges Museum.
Zwei Touristen streben dem sonnenvergoldeten Gebirge zu; ein junger Beduine kommt, auf einem Kamel reitend, zurück, im Schlepptau ein Tier ohne Reiter. Links auf einer schattenverdunkelten Bank eine schwarz gekleidete Frau, vielleicht auf Almosen wartend. Ganz anders die vielen leicht bekleideten Leute, die das Pantheon in Rom belagern. Drei mächtige Säulen staken in den Himmel. Links eine brüchige Ziegelwand. Doch die antike Kulisse hat Risse; Häuser aus neuerer Zeit, mit Läden und Cafés; ein Boulevard aus Mussolinis Zeiten, der eine Schneise in die Stadt geschlagen hat.
Es sind nicht nur die großen, geschichtsträchtigen Panoramen, die Franz Zadniceks Fotografenleben markieren. Die meisten Einschnitte geschehen vor unserer Haustür. Auf dem Heller, am Straßburger Platz, zwischen Neustadt und Johannstadt, wo die Stahlbewehrung von Brückenfundamenten aus der Aue spießen. Fast intim wirkt eine kleine mit dem iPhone gemachte Aufnahme; ganz nüchtern dokumentiert sie ein Krankenzimmer, formal durchkomponiert wie ein Gemälde, als habe der Fotograf auf den richtigen Moment des Sonnenstrahls gewartet, der das Fensterkreuz auf den Borden projiziert.
Diese Geduld und der sichere Blick für lebendige Bilder zeichnen Franz Zadniceks Fotos aus.“