Man nannte ihn HGW – ein Nachruf

Dereinst ein Synonym für Tanzmusik in Dresden

Das Hans-Günter-Werner-Sextett, HGW ganz rechts. Foto: Pressefoto Rolf Heynemann, Halle

Das Hans-Günter-Werner-Sextett, HGW ganz rechts.
Foto: Pressefoto Rolf Heynemann, Halle

Man nannte ihn HGW. Seine Freunde fingen damit an, sein Publikum wusste, wer gemeint war: Hans-Günter Werner, ein mitreißend jazziger Trompeter, ein musikalisch beständiger Orchesterchef, ein viel gelobter Vollblutmusikant.

Eher der Umstände halber kam der 1929 in Dresden geborene Hans-Günter Werner zur Unterhaltungsmusik. Ursprünglich war der Sohn eines Handwerkers ein reiner Klassikfan. Während des Musikstudiums am Dresdner Konservatorium belegte er die Fächer Klavier und Trompete. Aus finanziellen Gründen stieg er beim Orchester Jo Dixie ein. 1954 gründete er sein eigenes 14 Mann starkes Tanzorchester nebst einer daraus gebildeten Jazzformation. Die Auftritte jenes Be-Bop-Quintetts im Parkhotel sind heute noch in bester Erinnerung.

Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger Jahre war Hans-Günter Werner Solotrompeter beim Rundfunk-Tanzorchester Alo Koll. Er arrangierte, komponierte, brachte eine Single mit dem Titel „Abseits“ heraus. Die nächste höchst produktive Phase begann 1967 mit dem Hans-Günter-Werner-Sextett. Die erlebte Anfang der Siebziger einen weiteren Aufschwung der sich für den Chef auch ganz persönlich auswirkte. Damals stieß Brigitte Kriesche dazu, eine ehemalige Kürschnerin und Amateursängerin, die bereits mit 16 auf der Bühne gestanden hatte. Als Bandsängerin und Solistin war sie ein Gewinn, ausgezeichnet u. a. mit einer Bronzemedaille vom Ministerrat der DDR, Ministerium für Kultur. Als spätere Frau Werner wurde sie die genau richtige Frau an seiner Seite.

Sehr gefragt war das Sextett auch als Begleitorchester bei GroßveranstaItungen der KGD, bei Auftritten im Dresdner Kulturpalast, im Steintor-Variete Halle, im Café Prag und an der Ostseeküste, bei Jugend- und Schulkonzerten, hier auch mit Beat.

Mit dem Schritt von der E- zur U-Musik hatte sich Hans-Günter Wemer bald schon ausgesöhnt. Was er tat, machte ihm Freude – auch oder gerade weil er die heitere Muse so ernst nahm wie die ernste. Dem Big-Band-Sound gehörte seine besondere Liebe, doch festgelegt auf eine Richtung hatte er sich nie. Wichtig war ihm immer Stil. Das schätzten auch die Artisten, die HGW auf Tourneen u. a. nach Polen und in die Sowjetunion begleiteten. Grundlage alles dessen war natürlich ein genaues, aufeinander abgestimmtes Arbeiten. Hans-Günter Werner bekannte sich dazu, ein Perfektionist zu sein. Auch spielte er Posaune und Tuba, manchmal in der linken Hand die Trompete und rechtshändig am Keyboard. Dafür klangen dann seine Titel wie die Originale. Woran sich, wie gesagt, noch viele gern erinnern.

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