Mit den »Sabinerinnen« von Blasewitz ins Schauspielhaus

Kurzrezension

Von Blasewitz ins Große Haus – mit den »Sabinerinnen«

Am 20. Februar hatte Franz von Schönthans im bürgerlichen Metier angesiedelte Kömödie „Raub der Sabinerinnen“ Premiere im Dresdner Staatsschauspiel. Der aus Wien stammende Autor (der gemeinsam mit seinem Bruder Paul das Theaterstück verfasste) ließ sich 1891/92 – wahrscheinlich dank reichlicher Tantiemen – in Blasewitz an der heutigen Goetheallee 24 eine schlossähnliche Villa als Wohnsitz bauen, die gemäß seinem Adelstitel „Edler von Pernwald“ ursprünglich „Pernwaldhaus“ und später von ihm Haus „Muttersegen“ genannt wurde (wir wissen nicht, wieviel Kinder er hatte). Außerdem entstand 1894 gegenüberliegend sein Gärtnerwohnhaus (Goetheallee 43) mit einem dreigeschossigen Treppenturm. Das großzügige Areal regte die Dramaturgie des Staatsschauspiels dazu an, die beiden Hauptdarsteller der turbulenten „Sabinerinnen“-Inszenierung, Ahmed Mesgarha und Torsten Ranft, in verschiedenen Posen am ehemaligen Wohnsitz Franz von Schönthans zu fotografieren. (siehe „Theaterzeitung“ Nr. 61/Februar 2016). Eine solche Authentizität, von der der Autor nur träumen konnte, ist eine Rarität im Dresdner Theaterspielplan. Insofern kann sich das einst bürgerliche Blasewitz „auf den Brettern, die die Welt bedeuten“ wiederfinden(?) – zunächst am 10., 22. und 28. März – und die österreichische Regisseurin Susanne Lietzow, die „Spaß am Inszenieren“ hat, setzt noch „einen drauf“ und übertrifft ihren Landsmann, indem sie den eigentlichen „Sabinerinnen-Tumult“ am Ende wirklich auf die Bühne stellt – da bleibt kein Auge trocken, und kein Bühneneffekt wird ausgelassen – „Theater im Theater“. Dürfen wir das zulassen in „Unserem Schönen Blasewitz“? Die einstmals Emser Allee genannte Goetheallee war schon eine feines (groß)bürgerliches Quartier …

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