„Der Elbhang ist literatur- und bühnenreif“ meinte der Elbhang-Kurier im August, als die Uraufführung des dramatisierten Peter-Richter-Romans „89/90“ im Dresdner Staatsschauspiel angekündigt wurde.
Das Geschehen um die „Wende“ 1989/90 – aus der Perspektive eines hellwachen Loschwitzer Teenagers betrachtet – war wirklich erzählenswert.
Nicht von ungefähr wurde deshalb der Romanautor Peter Richter für sein Buch mit dem jährlich zu vergebenden „Arras-Preis“ 2015 geehrt – „für Kunst und Kultur in Dresden“. Aber diese Dresdner Auszeichnung wird in der Uraufführungsankündigung des Staatsschauspiels mit keiner Silbe erwähnt. Vielmehr verließ man sich hinsichtlich Textbearbeitung, Regie, Bühneneinrichtung und Rollenbesetzung (fast) ausschließlich auf eine „zugereiste“ Theatermannschaft, die – biografisch bedingt – sich den Stoff ohne „Vorbelastung“ erarbeiten musste.
Das bewahrt den Theaterabend vor regionalem Tunnelblick, beschert aber einige überzeichnete Einseitigkeiten – und leider auch eine Lücke: Die allen Dresdner Insidern bekannte Romanfigur „der große M.(atz Gr.)“ kommt im Stück gar nicht vor – und hätte doch als altersweise, über den Dingen stehende Integrationsfigur einige zeitgeschichtliche Tipps artikulieren und stellenweise die überlaute Poppband-Tonkulisse relativieren können.
Dennoch: Die jugendlichen Akteure legen sich mitreißend ins Zeug und hinterlassen u. a. die ernüchternde Einsicht, dass bereits 1989/90 eine gewalttätige, nicht lernfähige Rechte aktiv werden wollte – attackiert von gewaltbereiten Linken – , die Beide nicht die Früchte der „Friedlichen Revolution“ im Auge hatten.
Solch eine Rückblende ist lehrreich und hoffentlich auch motivierend. Deshalb die Empfehlung: Hingehen, anschauen, nach- und mitdenken – und notfalls das Gehör mit Ohrstöpseln schützen (die werden am Theatereingang gratis bereitgehalten). Danke, Peter Richter (im „Loschwitzbuch“ steht er noch nicht drin, dafür aber „der große M.“)!