Die Kirche im Dorf und die Nähe zu den Menschen

Viel ist in Bewegung innerhalb der kirchlichen Strukturen am Hang. Durch die von der evangelischen Landeskirche geplante Strukturreform sehen sich die Kirchgemeinden am Elbhang vor die Frage gestellt, ob sie ihre Eigenständigkeit aufgeben und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Die Kirchgemeinde in Hosterwitz muss zudem bis Ende 2017 mit einer Vakanzvertretung leben. Die geplanten Strukturveränderungen wurden Anfang April auf der Frühjahrssynode für ein Jahr ausgesetzt, um mehr Diskussionszeit zu gewinnen.

  • Gemeindekonvent am 10 Juni
  • Podiumsdiskussion: 20 Juni, 19 Uhr im Ortsamt Loschwitz

Ein Gemeindekonvent am 10. Juni in Loschwitz soll nun Vorschläge und Aussagen liefern, wie es mit der Kirche am Hang weitergeht. Am 20. Juni beschäftigt sich eine Podiumsdiskussion um 19 Uhr im Ortsamt Loschwitz mit den Elbhanggemeinden. Die Veranstaltung, die traditionell dem Jahresmotto des Elbhangfestes verpflichtet ist, widmet sich der Frage: »Gehört die Kirche noch ins Dorf?«. Beide Kirchgemeinden haben wesentlich zur Gründung des Elbhangfestes beigetragen und sind aus dem Elbhangfestgeschehen nicht wegzudenken.

»Was würde Luther dazu sagen…?«, heißt es in der Einladung des Elbhangfest e. V., erwartet werden zu der von Frank Richter, Geschäftsführer der Stiftung Dresdner Frauenkirche, moderierten Podiumsdiskussion der langjährige Loschwitzer Pfarrer Dietmar Selunka, die Künstlerin Annette Jahns, Bäckermeister Andreas Wippler und Synodalpräsident Otto Guse.

Fragt man Dietmar Selunka, ob die Kirche noch ins Dorf gehört, ist die Antwort nicht überraschend: »Auf jeden Fall! Bisherige Gemeindegrößen haben sich über Jahrhunderte bewährt, weil sie auf einen bestimmten Lebensraum bezogen sind. Diese Strukturen haben das menschliche Maß. Man kann sich begegnen. Die Kirche ist von allen Seiten wahrnehmbar. Die Intention der Landeskirche, Großgemeinden mit 6000 Mitgliedern zu bilden, wird von uns nicht mitgetragen. Den gesamten Elbhang bis nach Weißig und Schönfeld mit einzubeziehen, ist für uns eine absurde Konstruktion. Wenn ein Pfarrer für mehrere Gemeinden zuständig ist und viele Stunden im Auto sitzt, geht diese Zeit für Begegnungen und Gespräche verloren.«

Auch Stadtsuperintendent Behr bestätigt: »Die Kirche gehört ins Dorf! Sie ist in den letzten Jahren gerade dort oft der letzte Anker gewesen, nachdem die kommunale Verwaltung zentriert und auch noch der letzte Konsum geschlossen wurde. Die Kirche kann aber nicht alle Defizite der Gesellschaft dadurch ausgleichen, dass überall Pfarrer vor Ort bleiben, die die geringer werdende Zahl an Gemeindegliedern nicht finanzieren kann. Dazu hat die Landeskirche ein Strategiepapier entwickelt: ‚Damit die Kirche im Dorf bleibt‘. Weil der Elbhang etwas Besonderes ist, blieb er von der letzten Strukturanpassung zum großen Teil verschont. Auch künftig soll die Kirche in Hosterwitz und in Loschwitz in aktiven Gemeinden präsent bleiben. Und das kann sie, auch wenn sie in eine andere Struktur eingebunden sein sollte. Die Struktur entscheidet nicht über die Aktivität vor Ort, das machen die Menschen. Die Kirchen am Hang werden geistliche Zentren des christlichen Lebens mit einem hohen kulturellen Anspruch bleiben, weil dort aktive Gemeindeglieder gemeinsam ihren Glauben leben und Teil des Lebens am Elbhang sind.»

Auch der Präsident der Landessynode, Otto Guse, bestätigt: »Selbstverständlich gehört die Kirche ins Dorf und das wird auch so bleiben. Die Frage ist, wie wir das am geschicktesten hinkriegen. Es gibt Gemeinden, die prosperieren, und Gemeinden, die deutlich abnehmen. Auch künftig soll es einen festen Ansprechpartner für die Gemeinde geben. Ob dieser immer vor Ort sein kann, ist eine andere Frage. Von dieser Vorstellung werden wir uns langfristig sicherlich lösen müssen, unabhängig davon, um welche Gemeinde es geht. Das ist ein Problem, das wir alle haben: Wenn die Kirche kleiner wird, muss Personal eingespart werden, das geht gar nicht anders.«

Bis 2040 wird die Zahl der Kirchenmitglieder aller fünf Jahre um 10 Prozent zurückgehen, so die Statistik. Sie geht davon aus, dass auch aktive Gemeinden wie Loschwitz künftig weniger Gemeindeglieder haben. Deshalb will die evangelische Landeskirche Gemeindestrukturen schaffen, die in 20 Jahren noch lebensfähig sind, und nennt das Strukturreform 2040.

Doch damit schaffe die Kirche sich selbst ab, meint Selunka: »Für mich ist das der selbst eingeleitete Prozess des Verschwindens. Die Statistik hat einen derartigen Stellenwert, sie schwebt noch über dem biblischen Wort«. Auch Kirchenvorstand Bernd Eckoldt von der Hosterwitz-Pillnitzer Kirchgemeinde gibt zu bedenken: »Wenn ich nur der Statistik vertraue, was fange ich dann mit dem Glauben noch an? Jetzt müsste man Geld in die Hand nehmen und sagen, wir füllen weiße Flecken, um Gemeinden aufzubauen und zu stärken, bevor der demografische Wandel einsetzt. Damit man gerüstet ist und weiß, was man bewirken kann.«

Stadtsuperintendent Christian Behr hatte sich ursprünglich dafür ausgesprochen, dass die Elbhanggemeinden kooperieren. Beide sind aufgefordert zu überlegen, wie sie sich künftig positionieren wollen. Eine Zusammenlegung wäre die intensivste Form einer neuen, größeren Gemeinde. Natürlich gibt es auch die Option einer Nachbarschaft mit dem Weißen Hirsch, Bühlau oder Graupa – alles Konstellationen, die man in diesem Jahr genau prüfen wird. Die Eigenständigkeit aufzugeben, ist jedoch nicht die Intention der Kirchenvorstände.

Die Kirchgemeinde Loschwitz will die Zeit nutzen, die mit der Aussetzung der Strukturreform gewonnen wurde. Was kann der Gemeindekonvent der Loschwitzer Kirchgemeinde am 10. Juni dazu beitragen? In diesen Wochen werden in einer Art Gemeindesynode alle Gruppen zu einem Gespräch eingeladen. Jede Gruppe innerhalb der Kirchgemeinde soll sich dazu positionieren, was sie für wichtig und was sie für veränderbar hält.

Alle Gruppen der Gemeinde diskutieren innerhalb vorgegebener Fragestellungen, welche Möglichkeiten sie für strukturelle Veränderungen sehen oder was dafür spricht, eigenständig zu bleiben. Das wird beim Gemeindekonvent mit je zwei Vertretern jeder Gruppe erörtert, die die Ergebnisse ihrer Gespräche mitbringen, um den Prozess der Willensbildung oder erst einmal der Erforschung des Willens voranzubringen. Aus diesen Ergebnissen wird der Kirchenvorstand ein Votum ableiten und dies als Auftrag nehmen, wie die Interessen der Kirchgemeinde künftig nach außen hin vertreten werden. Nach Ansicht von Dietmar Selunka gibt es ein großes Potenzial von Engagement und Ideen, das bisher bei der Strukturreform noch nicht in Anspruch genommen wurde; viele Möglichkeiten, auch bei einem Reformbestreben kirchliche Angebote zu erhalten.

Dazu Stadtsuperintendent Christian Behr: »Auch der Strukturausschuss möchte diese Zeit intensiv nutzen, um nicht am Ende terminlich zu sehr gedrängt zu werden. Der Gemeindekonvent und andere Beteiligungsformen der Kirchgemeinden sollen unbedingt mit Gehör finden, die daraus entstehenden Vorschläge eine Diskussionsgrundlage bilden. Die Entscheidung über eine zukünftige Struktur im Kirchenbezirk Dresden-Mitte wird die Bezirkssynode als Kirchenparlament im nächsten Jahr fällen. Diese wird als Vorschlag für unseren Kirchenbezirk an das Landeskirchenamt herangetragen.«

Ob die bisherigen Verhältnisse fortgeschrieben werden können, ob man darüber das Gebäude einer Art Schwesterkirche baut und Verwaltungsvorgänge zusammenlegt, muss beraten werden. Einige Formen der Zusammenarbeit funktionieren sehr gut und erfolgreich. Bei der Jungen Gemeinde kann man sich das Zusammenführen oder im Wechsel gestaltete Treffen vorstellen. Auf jeden Fall muss das Gefühl der Gleichwertigkeit bestehen bleiben. Es darf nicht der Gedanke entstehen, dass die kleinere Kirchgemeinde im Nachteil sein könnte.

»Man muss sich alle Lebensbereiche der Kirchgemeinde ansehen und bei jeder Sache schauen, was man im Falle einer Zusammenlegung verbessern könnte oder was sich verschlechtern würde. Man könnte die Eigenständigkeit der Kirchgemeinden unter dem Dach einer etwas größeren formalen Gemeinsamkeit erhalten. Spielräume dafür gibt es«, meint Dietmar Selunka. Dazu Christian Behr: »Die strukturellen Überlegungen müssen eine Eigenständigkeit nicht grundsätzlich in Frage stellen. Bisher gibt es für eine größere Struktureinheit die Möglichkeit eines Schwesterkirchverhältnisses, welches die größtmögliche Eigenständigkeit in einem Verbund ermöglicht, aber kommunikativ oft an Grenzen stößt. Das Kirchspiel wiederum bietet eine größere Verbindlichkeit in der Zusammenarbeit, lässt den Gemeinden aber auch großen eigenen Gestaltungsspielraum. Es käme auch eine Vereinigung von Kirchgemeinden in Frage, die nahe beieinander liegen, was ich mir für den Elbhang gut vorstellen kann.« Dazu Dietmar Selunka: »Es wäre töricht, vom Schreibtisch aus nur wegen der räumlichen Nähe Gemeinden zusammenzulegen. Wenn es sich um Gemeinden handelt, die kaum Berührungspunkte haben, dann konstruiert man etwas Fremdes, das machen die Menschen nicht mit. Man muss schauen, wo es harmonische Verbindungen gibt.«

Die Hosterwitzer Schifferkirche und die Weinbergkirche in Pillnitz haben eine bedeutsame kulturelle Funktion und stehen im touristischen Interesse. Die Kirchgemeinde ist durch besondere Beanspruchungen wie die vielen Trauungen und Konzerte geprägt. Wie in Loschwitz hilft eine von der Kirchgemeinde gegründete Stiftung dabei, die musikalischen Angebote und die Jugendarbeit mit eigenen Mitteln aufzufüllen. Die Gemeinde möchte eine gesicherte Perspektive, muss aber bis Ende 2017 mit einer Vakanzvertretung auskommen.

Doch ein Pfarrer repräsentiert die Gemeinde und ist in hauptamtlicher Tätigkeit der wichtigste Ansprechpartner und Vertreter der Kirche. Auch deshalb hat sich die Hosterwitz-Pillnitzer Kirchgemeinde Mitte April mit großer Mehrheit für eine weitere Eigenständigkeit der Gemeinde ausgesprochen und wünscht sich eine schnelle Nachbesetzung der Pfarrstelle. »Wir sind eine Gemeinschaft kleiner Dörfer, sodass das Territorium weit auseinanderliegt. Wir brauchen jemanden, der mit ganzem Herzen für die Gemeinde brennt und in unserem Sprengel lebt. Es gibt Bewerbungen für unsere Pfarrstelle, ohne dass diese überhaupt ausgeschrieben wurde; Pfarrer, die sehr gern bei uns wirken möchten«, weiß Bernd Eckoldt, der die Podiumsdiskussion am 20. Juni maßgeblich mit initiiert hat. Doch Einstellungen können nur durch die Landeskirche erfolgen.

Eine gesicherte Perspektive der Kirchgemeinden erhöht auch die Wahrscheinlichkeit weiterer Spenden für die Stiftungen beider Kirchgemeinden. Es gibt dann mehr Leute, die bereit sind, sich über die Stiftung mit ihrer Kirchgemeinde zu identifizieren. Denn ehrenamtliche Tätigkeiten darf man nicht überdehnen, weiß Selunka. »Dort, wo ein Pfarrer arbeitet und das auch einigermaßen gut macht, werden auch viele Ehrenamtliche arbeiten. Ein Hauptamtlicher bringt mehr Ehrenamtliche in Schwung, als wenn es keinen Pfarrer gibt. Als Ehrenamtlicher braucht man jemanden, der vor einem geht, der die Hauptlast der Verantwortung trägt. Dann beteiligt man sich gern im Rahmen seiner Möglichkeiten.«

Allerdings sollte man seiner Meinung nach Strukturveränderungen nicht um der Strukturveränderung willen durchführen: »Wichtig ist, was man dadurch gewinnt. Es müssen inhaltliche Gründe dafür sprechen, dass man etwas zusammen besser machen kann, dann lohnt eine Zusammenarbeit.« Wenn Gemeinden im Sinne der Strukturreform nur zusammengelegt werden sollen, um einer Tendenz Genüge zu tun, die sich aus Statistiken ableitet, sich dabei aber unter Umständen vieles verschlechtert, zum Beispiel nicht mehr regelmäßig Gottesdienste stattfinden können, dann sei das ein großer Nachteil. »Wenn man beginnt, die Kirchen nicht mehr regelmäßig zu öffnen, schafft man nachhaltige Irritationen für die Gemeinden. Für manche ist es sehr schmerzlich, wenn die Kirchentür zu bleibt«, weiß Dietmar Selunka.

Das bestätigt auch Bernd Eckoldt: »Ohne Pfarrer den sonntäglichen Gottesdienst und Taufen abzusichern, zehrt an der Substanz. Vielen Trau- und Taufanfragen kann im Moment gar nicht nachgekommen werden. Aber es gibt noch viel mehr, was nur hauptamtlich zu stemmen ist, allein der Überblick über die Dinge, die seelsorgerisch zu leisten sind. Der Pfarrer hat eine Vertrauensstellung, die wir als Kirchvorsteher nicht verkörpern können. Wenn das wegbricht, wenn die zentrale Person fehlt, wenn diese Person nicht mehr am Ort wohnt, wenn man weit fahren muss und wenn es keine Pfarramtskanzlei am Ort mehr gibt, wird auch die Gemeinde bröckeln und auseinanderfallen. Es muss ein Gemeindeleben vor Ort möglich sein, nicht an verschiedenen Terminen zu verschiedenen Zeiten. Dann kann man über alles andere reden.«

Zu der die Gemüter bewegenden Strukturdiskussion stellt Bernd Eckoldt klar: »Wir verweigern uns nicht, aber die Prämisse muss sein, dass das Gemeindeleben vor Ort nicht darunter leidet, sondern eher beflügelt werden muss. Wenn es Strukturen gibt, die das ermöglichen, sind wir dafür offen.« Die Hosterwitz-Pillnitzer Kirchgemeinde hatte dem Superintendenten den Vorschlag unterbreitet, bei der Strukturreform die vier Nagelkreuzgemeinden Dresdens zusammenzuschließen, die sich dem Thema Versöhnung widmen. »Für die Stadtgesellschaft finden wir das sehr wichtig«, sagt Eckoldt.

Aber auch das Thema Tourismus sei noch ausbaufähig, gerade vor dem Hintergrund der Dresdner Kulturhauptstadt-Bewerbung, um über Gemeindegrenzen hinaus zu wirken. »Viele Gedanken, Ideen und Konzepte haben wir im Hinterkopf, aber auch dafür ist eine Pfarrstelle nötig«, betont er das Hauptanliegen der Gemeinde.

Lange wurde prognostiziert, dass auch die Kirchensteuereinnahmen zurückgehen. Doch die Realität sieht anders aus. Das Kirchensteueraufkommen ist beständig gestiegen, durch wachsende Löhne und viele berufstätige, sozial gut verankerte Kirchenmitglieder. »Wenn die Kirche gute Arbeit leistet, werden die Leute auch nicht weggehen. Warum sollte jemand eine Kirchgemeinde verlassen, wenn er dort ein Stück Heimat für sein Leben, für seine Familie findet?«, so Selunka.

Wie wichtig es für die Gemeinde ist, einen Pfarrer vor Ort zu haben, weiß Kirchenvorstand Bernd Eckoldt aus eigenem Erleben: »Bevor die Pfarrerin Ulrike Birkner-Kettenacker über viele Jahre in der Gemeinde Hosterwitz-Pillnitz gewirkt hat, lag die Gemeinde darnieder und war zerstritten. Sie hat die Gemeinde mit heute knapp 1000 Mitgliedern wieder aufgebaut und auch wirklich im Ort verankert, das ist ihr großes Verdienst. Wir genießen es, dass wir nur kurze Wege haben, um den Gottesdienst zu besuchen. Für mich ist das ein geistliches Zuhause. In einer überschaubaren Gemeinde läuft man sich häufig über den Weg, sieht nicht nur das Sonntagsgesicht, sondern auch manche Schattenseiten. Dass man das miteinander trägt, macht den Wert der Gemeinde aus.«

Noch weiß niemand, wie sich die Strukturen im Rahmen der geplanten Reform verändern werden und was das für die Gemeindearbeit bedeutet. Aber es ist zu spüren, dass es einen Konflikt gibt zwischen dem, was die Landeskirche verkörpert, und dem, was die Gemeinden vor Ort bewirken möchten. Die Gemeinden am Elbhang möchten eine gesicherte Perspektive. Gibt es die überhaupt oder müssen sie sich langfristig dem Willen der Landeskirche beugen?

Christian Behr betont: »Eine gesicherte Perspektive hat für mich immer mit Veränderungen zu tun. In Loschwitz gibt es einen aktiven Kirchvorstand, eine Kantorin, die dort über Jahre eine große Wirkkraft entfaltet, einen Pfarrer und bald wieder eine Gemeindepädagogin. In Hosterwitz übernimmt ein Pfarrer als Vakanzvertretung den Dienst, bis die Anstellungsvoraussetzungen für eine Nachfolge in einer etwas anderen Struktur geklärt sind. Es geht nicht um Machtspiele, sondern um das Miteinander im Gefüge unserer Landeskirche, welche von ihren demokratischen Gremien her geprägt wird und nur Kirche vor Ort sein kann.«

Die Chancen liegen also darin, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Kirchgemeinden wünschen sich, mit dem Budget, das sie von der Landeskirche für Verkündigungsdienst, Jugendarbeit und Musik erhalten, selbst verantwortungsvoll so umgehen zu dürfen, wie sie es für richtig halten. Die Stiftungen beider Gemeinden können dabei vieles finanziell unterstützen. Jede Gemeinde wird andere Akzente setzen; deshalb wäre es gut, wenn für jede Gemeinde eine gewisse Gestaltungsfreiheit erhalten bleibt, ohne dass es eine Übervorteilung gibt.

»Wenn der Chor der Gemeinde wichtig ist und jedes Chormitglied freiwillig jeden Monat einen bestimmten Beitrag dazugibt, könnte man beispielsweise die Finanzierung der Kantorenstelle in einer sehr guten Weise erweitern, denn wenn mir etwas wichtig ist, dann gebe ich das gern«, schildert Selunka einen der möglichen Finanzierungsvorschläge. Auch für zweckgebundene Kooperationen zeigen beide Gemeinden sich offen. Wenn die Landeskirche einen Mitgliederschwund fürchtet, aber so aktive Gemeinden am Hang hat, sollte sie sich da nicht vielmehr fragen: Wie können wir das unterstützen?

»Die Kirchgemeinden am Elbhang sind aktive und ins Gemeinwesen wirkende Gemeinden. Deshalb bin ich immer gern dort. Sie werden unterstützt, soweit es die Gemeinschaft im Kirchenbezirk und in der Landeskirche ermöglichen. Dankbar bin ich für das Engagement, welches gerade am Elbhang weit darüber hinausgeht«, so Christian Behr.

Inzwischen liegt ein neuer Vorschlag des Strukturausschusses auf dem Tisch, der Anfang Mai an die Pfarrer und Kirchvorsteher versendet wurde. Darin wird erwogen, nicht die Elbhanggemeinden mit dem Hochland zusammenzuschließen, sondern die Loschwitzer Gemeinde mit der Johanneskirchgemeinde und die Kirchgemeinde Hosterwitz-Pillnitz mit Leuben und Zschachwitz zusammenzuführen. Das ist zunächst verblüffend, weil die Elbhanggemeinden durch den begonnenen Prozess der Strukturreform inzwischen einen guten Kontakt und Austausch miteinander haben und sich auch im Alltag begegnen. Und natürlich gibt es das Elbhangfest als verbindendes Element, gerade in diesem Jahr mit dem Lutherthema.

Stadtsuperintendent Behr sagt über die Intentionen für den neuen Vorschlag: »Wir haben im Januar alle Gemeinden gebeten sich zu äußern, in welcher Struktur sie eine Zukunft sehen, aus den Elbhanggemeinden jedoch keine Rückmeldung erhalten. Nun werden diese Gemeinden zu einer Äußerung bewegt und können über unseren Vorschlag nachdenken, aber natürlich auch in eine andere Richtung.«

Mutmaßungen, die nach Erhalt des Schreibens die Runde machen, sollen in einem Gespräch mit Superintendent Christian Behr bald genauer besprochen werden. Synodalpräsident Otto Guse bekräftigt: »Wir haben eine demografische Entwicklung, die völlig unabhängig von Kirche ist. Im Moment sind wir in einem Entscheidungsfindungsprozess, um Möglichkeiten auszuloten, was wir mit den vorhandenen Ressourcen vor Ort erreichen können. Da gibt es noch keine fertigen Antworten. Das ist auch der Grund, warum ich an der Podiumsdiskussion teilnehme. Ich möchte mir vieles anhören, um zu schauen, wie unterschiedliche Gemeinde ‚ticken‘. Es wird spannend, wenn wir am 20. Juni miteinander ins Gespräch kommen.«

Cornelia Resik

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