Das aktuelle Dresdner Heft trägt als Titel ein Zitat von Theodor Heuss. Dieser Liberale von höchsten Graden war 30 als der Erste Weltkrieg ausbrach und gehörte zu den wichtigsten Publizisten und Intellektuellen der Weimarer Republik. Unter großen Schwierigkeiten schrieb er im Dritten Reich weiter, prägte die FDP in der Nachkriegszeit und war von 1949 bis 1959 der erste Präsident der alten Bundesrepublik. Er wusste aus eigener Lebenserfahrung, warum er die schwierige Staatsform Demokratie so schätzte.
Das neue Heft aus Dresden erinnert implizit an den großen Demokraten und möchte Mut machen, sich auch heutzutage einzumischen, republikanische Haltung zu zeigen und unsere gesellschaftliche Grundordnung – aus Sympathie – engagiert und respektvoll zu kritisieren. Als Ansporn dazu erinnern wir an markante Stationen der lokalen Demokratiegeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.
Sichtbar wird der Mut einzelner Menschen, sich auch unter Gefahren für die Veränderung der politisch-sozialen Verhältnisse zu engagieren. Wir erfahren viel über die Hoffnungen ebenso wie über die Irrtümer und Sackgassen politischen Handels.
Andere Aufsätze thematisieren Chancen demokratischen Handelns in der Dresdner Bürgergesellschaft von heute. So werden die Spielräume demokratischer Kulturpolitik ebenso erörtert wie die Aktivitäten des lokalen Handlungsplans zur weiteren freiheitlichen Entwicklung unserer Bürgergesellschaft. Wie Gedenkstätten sich in Prozesse der Zivilgesellschaft einbringen können, steht ebenso zur Diskussion wie das Niveau und die Chancen schulischer und außerschulischer Demokratieerziehung.
Facetten der lokalen Erinnerungskultur werden umrissen und außerdem die Rolle von Literatur (und deren Produzenten) bei der Entwicklung eines demokratischen Gemeinwesens in historischer und aktueller Perspektive beschrieben. Schließlich folgen wir den Spuren der historischen Arbeiterbewegung im Weichbild unserer Stadt.
Wir hoffen, dass die Dresdner Hefte, besonders dieses aktuelle Exemplar, zur Versachlichung der bürgergesellschaftlichen Debatten in unserer Stadt und unserem Freistaat beitragen können. Denn wir machen »Geschichte für die Gegenwart«.
Dr. Justus H. Ulbricht