Das Loschwitz-Blasewitzer Blaue Wunder erregt wieder einmal gesamtdeutsche Aufmerksamkeit in den Kultur-Medien. Das Dresdner Wahrzeichen hat die Bühne des Schauspielhauses erobert – nicht mit einem betulichen Heimatstück, sondern als skandalträchtiger Wahlkampfauftakt für die in diesem Jahr anstehenden Wahlen, dem die »ZEIT« volle drei Seiten widmete.
Wir entsinnen uns: Im DDR-Frühherbst 1989 traten Dresdner Schauspieler im Großen Haus nach mehreren Aufführungen »aus ihren Rollen heraus« und artikulierten eindrücklich vor dem eisernen Vorhang, wie es in der »DDR« weitergehen könnte/müsste.
In diesen Januar-/Februartagen ist offenbar die Theaterleitung selbst aktiv geworden, hat den Regisseur Volker Lösch auf die Bühne gebeten und ihm die Uraufführung »Das Blaue Wunder« (von Thomas Freyer und Ulf Schmidt) übertragen. Das entpuppt sich als theatralischer »Wahlkampfauftakt« und wird als »Groteske« angekündigt – wahrscheinlich, um politisch-juristisch einklagbare Verstöße zu neutralisieren.
Es geht offensichtlich um ein »Narrenschiff« – in seiner stählernen Konstruktion dem hiesigen Blauen Wunder verwandt – auf dem eine aufmüpfige, eigentlich unzufriedene Mannschaft auf das »Blaue Buch« – gemeint ist das Wahlprogramm der AfD – eingeschworen wird. Die Zuschauer erkennen sogleich den Rechts-Drall der programmatischen Streitschrift, mit der das Narrenschiff elbabwärts in See sticht und alle nur denkbaren Meeres-(Un-)Tiefen ansteuert.
Am Ende des Stückes bevölkern jede Menge Bürger aus dem linken Spektrum dieser Stadt die Bühne – teils vorsichtshalber vermummt. Wie auch immer – wir haben eine Groteske erlebt.