Alle Wildbienenarten stehen unter besonderem Artenschutz

»Summ, summ, summ – Bienchen summ herum« – in Wald und Flur ein bekanntes Geräusch – doch auch an Dresdner Fenstern, Mauern und Balkonbrüstungen setzt allmählich ein Summen und Brummen ein. Hier sind Wildbienen am Werk. Ab März sind sie beim Nestbau und bei der Brautschau gut zu beobachten.

Pressemitteilung des Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeshauptstadt Dresden

Frühlings-Seidenbiene, weiblich; Foto: Mandy Fritzsche

Wildbienen sind einzeln nistende Bienenarten, die keine Völker bilden. Sie gehören neben den Honigbienen zu den wichtigsten Bestäubern. Pestizide und der Verlust von Lebensräumen und Nahrungsquellen machen ihnen allerdings das Leben schwer. Laut Roter Liste sind allein in Sachsen bereits 70,5 Prozent der über 400 heimischen Wildbienenarten in ihrem Bestand bedroht oder bereits ausgestorben. Aus diesem Grund sind alle Wildbienenarten vom Gesetzgeber unter besonderen Artenschutz gestellt. Sie dürfen weder gefangen, noch beim Nisten gestört oder gar getötet werden. Auch die Bienennester selbst stehen unter diesem besonderen Schutz und dürfen nicht zerstört werden.

Etwa ein Viertel der Wildbienen nistet überirdisch in Löchern und Hohlräumen. In Dresden besonders verbreitet, sind die „Gehörnte Mauerbiene“ und die „Rostrote Mauerbiene“. Letztere ist das Insekt des Jahres 2019.

Gehörnte Mauerbiene, männlich; Foto: Mandy Fritzsche

Beide Arten nutzen gern vorgebohrte Löcher, um darin ihre Nester anzulegen. Ab März schlüpfen zunächst die Männchen und einige Tage später die Weibchen. Die Männchen der Mauerbienen patrouillieren nach dem Schlupf um die Nesteingänge auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen. Sowohl diese stachellosen Männchen, als auch die später auftauchenden, nestbauenden Weibchen sind absolut friedlich. Um Wildbienen gezielt auf dem Balkon anzusiedeln, lohnt es sich, angebohrte Hartholzstücke aufzustellen. Die Lochdurchmesser sollten zwischen drei und acht Millimeter variieren, um verschiedenen Arten eine Möglichkeit zum Nisten zu bieten.

Die meisten Wildbienen sind allerdings bodennistend. Sie wählen normalerweise Erdlöcher an spärlich bewachsenen Bodenstellen zum Nestbau. Da die Weibchen einzeln nisten, bleibt das bei den meisten Arten vollkommen unbemerkt. Es gibt aber einige Bienenarten, die zwar solitär, aber in Kolonien nisten. Zu diesen gehören verschiedene Sandbienenarten, etwa die Zottelbiene sowie die in Dresden sehr häufige, auf Weiden spezialisierte, Frühlings-Seidenbiene. Auch solche Gruppen von Nestern bleiben normalerweise unentdeckt. Wären da nicht die paarungswilligen Männchen, die im Frühling oft in großer Zahl, um die Nester der Weibchen schwirren.

»Es beruhigt zu wissen, dass Bienenmännchen keinen Giftstachel besitzen«, erklärt Harald Wolf, Sachbearbeiter Artenschutz im Umweltamt. »Die stacheltragenden Weibchen sind dagegen kaum wahrzunehmen, da sie von ihrem Sammelflug heimkehrend möglichst schnell in ihren Nestern verschwinden. Man erkennt sie an den dicken Pollenpaketen an ihren Hinterbeinen«, ergänzt Harald Wolf.

Rostrote Mauerbiene, männlich; Foto: Mandy Fritzsche

Angst vor Angriffen ist auch bei den Weibchen unbegründet, da sie niemals direkt Menschen angreifen. Zu Stichen kommt es ausschließlich, wenn so ein Wildbienenweibchen gequetscht wird. Da deren Stachel aber meist sehr dünn und nicht, wie bei der Honigbiene, mit einem Widerhaken versehen ist, bleibt es selbst bei solchen seltenen Stichen bei einem leichten Piks. Auch die abgegebene Giftmenge ist viel geringer und in ihrer Zusammensetzung weniger aggressiv als bei Honigbienen.

Deshalb gibt es keinen Grund, Wildbienen zu fürchten. »Im Gegenteil«, meint Harald Wolf, »solche Wildbienenkolonien sind spannend zu beobachten. Man sollte nur darauf achten, die Nesteingänge nicht zu verschütten«.

Nach zwei bis drei Wochen ist das Treiben dann auch schon wieder vorbei – bis zum nächsten Jahr zur gleichen Zeit, wenn die Bienen der neuen Generation schlüpfen.


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Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

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