Vor 75 Jahren endete der von den deutschen Nazis und ihren zahllosen Mitläufern und -marschierern entfesselte Zweite Weltkrieg. Hitlers wahnwitziges Umsichschlagen gleichzeitig gegen den »Westen« und den »Osten« gipfelte in Massenmorden an Juden, Sinti und Roma. Es ist unglaublich, dass diese Verbrechen heute wieder von Einigen verharmlost werden!
Von meinen Eltern wurde mir als Kind in den 1960er Jahren noch das Spielen mit Waffen streng verboten. Seit der Gründung der »Nationalen Volksarmee« kamen diese auch in der DDR zur »Einstimmung« auf den Wehrdienst wieder in die Spielzeugläden – ganz ähnlich gestaltet wie die von den Großeltern nach 1945 aus Angst vor den Russen entsorgten Wehrmachts-Pappsoldaten. Muss denn – wie heute wieder – unbedingt »Krieg gespielt« werden?
Die Idee zu diesem Themenheft entstand durch die Arbeit an der Ausstellung »Kriegs-Kinder« im Pirnaer Stadtmuseum. Diese macht deutlich, wie sehr der Zweite Weltkrieg über Generationen unser Denken und Fühlen beeinflusst. Im Vorfeld der Ausstellung sollten Anwohner mit Wurzeln in Schlesien und Sudetendeutschland auf einer Landkarte einen gelben Papierpunkt auf ihren ehemaligen Heimatort kleben – am Ende war die Karte dicht gefüllt mit gelben Punkten!
Was für Leid durch die Verbrechen Nazideutschlands über die Menschheit kam, darüber sind viele Geschichtsbücher geschrieben worden. Wir lassen – wie die Pirnaer Ausstellung – persönliche Erlebnisse sprechen.
Ich möchte dieses Heft meinen Eltern widmen, die der Generation der »Kriegskinder« angehören. Meine Mutter, die 1945 aus Breslau flüchten musste, berichtet erstmals über diese Zeit und erzählt die tragische Geschichte vom Tod meines Großvaters – vermutlich am letzten Kriegstag in seiner Heimatstadt.
Auch wenn Corona uns derzeit die Verletzlichkeit unserer konsumorientierten Wohlstandsgesellschaft vor Augen führt – die Erinnerung an die Zeit um 1945 sollte auf unsere Maßstäbe wirken und uns ein Beispiel dafür sein, dass man Schweres aushalten und überwinden kann.