Von hier – aus dem Herzen der Stadt – tönt eine Glocke, die auch in Loschwitz, Blasewitz, Striesen, Hosterwitz… widerhallt. Zur Einweihungsfeier »Denkraum Sophienkirche« am 9. Oktober wurden auch zwei Friedensgedichte szenisch vorgetragen, die von Schülern der Klasse 10b der Loschwitzer 62. Oberschule »Friedrich Schiller« verfasst worden waren (betreut von der Lehrerin B. Pietzker).
Es war ein stadtgeschichtliches Ereignis, als am 9. Oktober – im Umfeld des Gedenkens an 30 Jahre Deutsche Wiedervereinigung – auf dem überlieferten Areal der verlorengegangenen Dresdner Sophienkirche und deren Busmannkapelle der DenkRaum Sophienkirche eingeweiht wurde. Dieses von Bläsermusik (es musizierte die »hauseigene Busmanncapelle« aus Striesen) eröffnete Geschehen offenbarte nicht nur zahlreiche historische und politische Bezüge, und die Bauübergabe und Eröffnung strahlte gedanklich auch nach Loschwitz, Blasewitz und Striesen aus.
In Blasewitz »residiert« künftig in Gestalt der »Bürgerstiftung Dresden« die Bauherrschaft des Gesamtvorhabens, und deren Vorsitzende Katrin Sachs übt zugleich die Schlüsselgewalt aus – auch in Gestalt eines in den Trümmern wiedergefundenen Original-Torschlüssels der vormaligen Sophienkirche.
In Blasewitz ist zudem an seinem jetzigen Ruhesitz der langjährige Landeskonservator Dr. Gerhard Glaser zu Hause. Er war bereits in den 50er und 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an den Rettungsbemühungen um die damals noch erhaltene Sophienkirchenruine persönlich beteiligt, und am bereits genannten 9. Oktober hielt er an der neuen Gedenkstätte eine eindrucksvolle historisch untermauerte Rückschau.
Dabei wurden die Abgründe deutlich, in die »die Politik von Partei und Regierung« des SED-Staates gesunken war mit dem Versuch, durch die restlose Beseitigung der Kirchenruine 700 Jahre Stadtgeschichte vergessen zu machen. Die wiederertönende ebenfalls 700-jährige Glocke des ehemaligen Franziskanerklosters an diesem Ort – angeschlagen vom vormaligen Loschwitzer Mitbürger Friedrich Wilhelm Junge – hallte wie ein Befreiungsschlag über der Festversammlung, zugleich als symbolisches Zeichen gegen den Missbrauch politischer Macht, das der DenkRaum Sophienkirche über Kirchengrenzen hinaus aussenden soll.
Das verdeutlichten auch die selbstverfassten Gedichte, die eine Schülergruppe der Loschwitzer Schillerschule deklamierte. In diesem Sinne war ebenfalls das verlesene Grußwort des sächsischen evangelischen Landesbischofs zu verstehen, der an die Tageslosung »Suchet der Stadt Bestes …« erinnerte.
Dass die heutigen städtischen Bau- und Kulturbehörden (auch die des Freistaates) das Vorhaben DenkRaum Sophienkirche nach Kräften unterstützen, bestätigte dankbar der jetzige bauleitende Architekt Michael Athenstaedt, der in Striesen zu Hause ist. Und überelbisch in Loschwitz wohnt bekanntlich der unermüdliche Denkmalschützer und -bewahrer Eberhard Münzner, der mit der Rettung des verschütteten – aus der ehemaligen Sophienkirche stammenden – Nosseni-Altars und dessen Wiedererrichtung in der Loschwitzer Kirche ein nicht zu übersehendes Denk-Zeichen setzte (davon schreibt er auch im Jahreskalender 2021 des DenkRaumes Sophienkirche).
Bis hinaus nach Hosterwitz erinnerte ein von Cornelia und Ernst Hirsch eingeblendeter Dokumentarfilm an historische und europäische Zusammenhänge, zumal sowohl in »Maria am Wasser« als auch im DenkRaum Sophienkirche ein aus Coventry stammendes »Nagelkreuz« mahnt.
Die Vielzahl der Denkanstöße war und ist beeindruckend – möge der Elan der weiterbestehenden »Gesellschaft zur Förderung einer Gedenkstätte für die Sophienkirche Dresden e. V.« anhalten (neue Mitglieder sind willkommen!). Dazu soll auch der bereits erwähnte Jahreskalender (12 Blätter, gestaltet von Steffen Behr und Dr. Henning Löber / beide Striesen) beitragen, der u. a. in der Gedenkstätte (für 8,50 Euro) erworben werden kann.
Zwei Friedensgedichte zur Einweihung
Frieden
Was ist FRIEDEN?
Ein Wort? Ein Gefühl? Ein Zustand? Ein Wunsch?
Gibt es darauf eine Antwort und wenn ja wer gibt sie uns?
Wir uns selbst? Unserer Eltern? Unsere Freunde? Unsere Familie? Unser Land? Unsere Religion?
Jeder kennt das Wort und jeder hat seine eigene Vorstellung von Frieden…
Aber wer hat FRIEDEN je definiert?Manche sagen FRIEDEN ist da wo es keine Kriege gibt!
Aber gibt es diese Orte überhaupt?
Manche sagen FRIEDEN beginnt bei sich selbst!
Aber wo finden wir unseren eigenen FRIEDEN?
Manche sagen für FRIEDEN muss man kämpfen!
Aber ist dafür jedes Mittel gerechtfertigt?
Manche sagen Gott bringt uns den FRIEDEN!
Aber warum sterben dann unschuldige Menschen?Keiner hat uns gelehrt was FRIEDEN genau ist,
weil niemand die genauer Antwort kennt und jeder eine andere Vorstellung hat…Ein Kind findet FRIEDEN, wenn Mama abends vor dem schlafen ein Lied vorsingt.
Ein Jugendlicher findet FRIEDEN, wenn er mit seinen besten Freunden Zeit verbringt.
Ein Erwachsener findet FRIEDEN, wenn er im Urlaub ist und nicht an Arbeit denkt.
Eine Oma findet FRIEDEN, wenn sie ihrem Enkel beim Spielen zusieht.
Eine Witwe findet FRIEDEN, wenn sie im hohen Alter einfach in ihrem Bett einschläft.…aber wo findet die Welt ihren FRIEDEN?
Wo ist der Schlüssel, der alle Menschen zusammen leben lässt?
Ohne Kriege, ohne Streit, ohne Gewalt, ohne Hass, ohne Leid, ohne Ignoranz¸ ohne Grenzen!
Nur mit Gerechtigkeit, Verständnis, Akzeptanz; Demokratie, Loyalität, Respekt
Wie findet die Welt Frieden ?Zoe Vetter
Klasse 10 b, 62. Oberschule Friedrich Schiller
Frieden Mai
Es kommt eine Zeit,
da strahlt der Wald grün,
die Kinder spielen in den Gärten.
Aus den Knospen werden Blüten.Es kommt eine Zeit,
da werden die Tage lang
und die Nächte kurz,
und jeder Abend
hat einen schönen Namen.
Einer heißt Sehnsucht,
Einer heißt Sorge,
Einer heißt Träumer,
Einer heißt Realist,
Einer heißt Kämpfer,
Einer heißt Friedenswächter.Auf der Fensterbank ganz leise,
dass ihn keiner sieht,
sitzt ein Vogel in seinem Gewand
und horcht zu.Luna M. Rodig und Emily Weidenbach
Klasse 10 b, 62. Oberschule Friedrich Schiller