Der Franke Verlag und »das gute buch«

Aus der Dresdner Neustadt an den Elbhang gezogen: Der Franke Verlag und »das gute buch«

Gegründet wurde das Familienunternehmen von Solveig und Holger Franke in der Dresdner Neustadt im Juni 2016. Doch nach insgesamt 35 Jahren Leben in diesem Dresdner Szeneviertel suchte der studierte Architekt, der in die schreibende Zunft wechselte, gemeinsam mit seiner Frau nach einem neuen Umfeld. Per Zufall fanden sie eine passende Wohnung auf der Dresdner Straße in Pillnitz, und dort leben sie nun seit Herbst 2019. Wie richtig dieser Umzug war, schildert Holger Franke treffend in der Einleitung zu seinen »Pillnitzer Geschichten«, der neusten Veröffentlichung des Verlages: »So bin ich nach Pillnitz gezogen, suchte und fand die Nähe zur Natur, Ruhe, Entspannung, einen weiten Himmel und frische Luft zum Atmen… Hier habe ich meinen neuen Lebensmittelpunkt gefunden und den Schritt keinen Augenblick bereut.«

Solveig und Holger Franke vor ihrem Domizil in den »Mathildenhäusern«,
Foto: Jürgen Frohse

Trotz finanzieller Probleme hat das Ehepaar Franke die Gründung ihres Verlages, den sie in ihrer Wohnung betreiben, bisher nicht bereut. Der Grund für die Geburt des Verlages war vor allem die zermürbende und vergebliche Suche des schreibenden Architekten
Holger, seine Geschichten bei anderen Verlagen unter zu bekommen. Außerdem gab es in der Familie von Solveig eine Sammlung von Briefen, die Sebastian, ein junger Mann aus der DDR, in der Zeit von 1975 bis 1983, beginnend mit seinem NVA-Dienst, über seine abenteuerliche Flucht bis zu seinen Beobachtungen im Westen schrieb. Sie vermitteln sehr persönliche, äußerst interessante und anschauliche, heute noch aktuelle Eindrücke aus diesem nicht mehr existierenden Land. Unter dem Titel »Die neuen Leiden des jungen Sebastian« erschienen diese Zeitzeugnisse als erstes Buch im neugegründeten Franke Verlag. Möglich war dies nur durch die Aufnahme eines Kredites und die Mithilfe weiterer Familienangehöriger.

Von Beginn an war es erklärtes Ziel von Holger und Solveig Franke, unter dem Motto »das gute buch« sowohl die Klassiker zu pflegen, als auch geistreiche zeitgenössische Literatur zu veröffentlichen – und dies in einem besonderen, handwerklich gediegenen Gewande. Sie kreierten eine »Schwarze Reihe« für Klassiker, in exzellenter Aufmachung, mit künstlerischen Illustrationen und die »Weiße Reihe« mit aktuellen, noch unbekannten Autoren, auch in solider handwerk- licher Aufmachung. So erschienen, noch im Neustädter Domizil, die genannten Briefe in weißem Outfit und dazu der Goethe-Klassiker »Die Leiden des jungen Werther« in der schwarzen Reihe. Hinzu kamen 2017 »Schizophrene Geschichten« von h.f. von anhalt in der weißen Reihe und »Der seltsame Fall des Dr. Jekyll & Mr. Hyde« von Robert Louis Stevenson in der schwarzen Klassiker Reihe. Alle wurden gedruckt bei CPI books GmbH in Ulm.

Erschienen im November 2020: h. f. von anhalt, Pillnitzer Geschichten,
1. Auflage, 140 S., gebunden, 15 Euro;
ISBN 978-3-946715-04-7

Jedoch sind viele schöpferische Ideen, die unentgeltliche Unterstützung von Familienmitgliedern und Freunden das Eine, aber ein kostspieliger Druck und der zeitaufwendige und von Beziehungen abhängige Vertrieb das Andere… Und genau dabei stoßen Holger und Solveig Franke mit ihrem kleinen Verlag an ihre Grenzen, sind sie doch deutlich im Nachteil gegenüber den bekannten großen Verlagen der Branche, den Buchketten und Großhändlern und deren dominierender Stellung auf dem Buchmarkt.

Trotzdem wollen Beide nicht aufgeben und erhoffen sich jetzt in Pillnitz einen neuen schöpferischen Auftrieb. Holger Franke gehen die Ideen und Geschichten nicht aus, im Gegenteil! In der neuen Umgebung fliegen ihm die Einfälle nur so zu, sei es beim
Elbespaziergang, auf Bänken verweilend oder durch lustige Be­gegnungen mit Vier- und Zweibeinern. Doch darüber ist viel mehr zu lesen in den fast noch druckfrischen »Pillnitzer Geschichten«, die aus Kostengründen in kleinerer und nicht so opulenter, aber doch ansprechender Aufmachung in weißem Einband vorliegen. Zeitgleich erschien von h.f. von anhalt (so das Pseudonym von Holger Franke) »Herr Roth und Herr Schwartz und…«, amüsante, skurrile, philosophische, poetische Gespräche zweier Männer über Gott und die Welt, passend zum Titel in schwarz-rot.

Gerade jetzt in der Winterzeit und noch dazu bei mehr freier Zeit wegen der Corona Pandemie lohnt sich die Lektüre eines – guten buches – von diesem Verlag. Angaben zum Angebot und Vertrieb sind im Internet unter www.franke-verlag.de zu finden.

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