Warum benehmen sich so viele Menschen wie Tiere und so wenige wie Bäume? Warum gibt es viel mehr Haustiere als Hausbäume? Unser Klima ruft dringend nach mehr Bäumen – stattdessen lassen wir zu, dass es immer weniger werden. Der Waldschadensbericht war noch nie so dramatisch wie 2020. Nur rund ein Fünftel der Bäume ist noch ganz gesund.
Auch Wanderungen durch das Seifersdorfer Tal, die Dresdner Heide, die Sächsische Schweiz – z. B. bei Hohnstein – ließen mich die immensen Schäden persönlich erleben. Wir widmen dieses Heft deshalb »unseren Bäumen«. Ob Privat- oder Ge- meinschaftseigentum – wir brauchen Bäume, um zu atmen!
Und könnte nicht etwas mehr »baumisches« Verhalten auch dem ziemlich vergifteten gesellschaftlichen Klima gut tun?
Wie wir wissen, können Bäume miteinander kommunizieren, sie können Temperaturen fühlen und das Wetter vorausahnen.
An Viren würden wir wohl seltener erkranken, dafür hätten wir jede Menge Probleme mit Pilzkrankheiten, Borkenkäfern und tierischen Typen, die an uns herumnagen. Aber zumindest würde niemand mehr an Ästen herumsägen, auf denen andere sitzen …
Bäume sind langlebig, wenn sie gesund bleiben. Ihre natürliche Bodenständigkeit lässt sie nie ihre Wurzeln vergessen – sondern sie berühren ihre Nachbarn damit. Einander von klein auf beim Großwerden zu helfen, ist – trotz durchaus vorhandenen Konkurrenzdenkens – eine weitere baumstarke Qualität.
Unsere Bäume sind Schattenspender und Luftverbesserer. Sie schaffen grafisch spannende Astlabyrinthe, reiche Biosphären und – gerade jetzt – das wundervoll zarte Grün und die Blütenpracht des Frühlings.
Im Vorfeld dieser Ausgabe wurde die Dresdner Baumschutzsatzung wieder in Kraft gesetzt. Aber das ist noch nicht die Lösung des Problems. Ein grundsätzliches Umdenken im Verhalten ist gefragt. Jeder kann etwas tun: Nicht Bäume fällen, nur weil man es heller haben will, sondern sie als »Verwandte« betrachten, hegen, pflegen und bewässern – bis ins hohe Alter hinein.
Beim Elbhangfest sollten in diesem Jahr (Gedenk-)bäume gepflanzt werden. Nun fällt das Fest aus – an der Idee jedoch halten wir fest.