Editorial Mai 2021

»Friede, Arbeit und Brot« zitiert ein Plakat des »Nationalkomitees Freies Deutschland« von 1945 (Seite 11). Auch das Blasewitzer Modeatelier Tille – das derzeit als »Braut- und Festmoden« schwer unter der Corona-Pandemie zu leiden hat, wurde 1945 gegründet. Auf unser Themenheft zum Jubiläum »60 Jahre Kriegsende« im Mai 2020 erhielten wir so viel Resonanz, dass wir uns auch in diesem Mai-Heft – in einer immer noch von Corona-Sorgen geprägten Zeit – dem Thema Nachkriegszeit widmen.

Holger Friebel

Mit Elan und viel Kultur – und auch mit Hunger im Bauch – gingen die Dresdner damals an den Wiederaufbau und die Gestaltung einer Nachkriegsgesellschaft, schon bald begleitet von politischen Repressionen und Unfreiheit. Stehen wir wieder vor einem Umbruch unserer Gesellschaft? »Nichts kann so bleiben, wie es war«, sagt Stefan Mertenskötter in seinem Geburtstags-Interview.

Die von der Pandemie gebeutelte Gesellschaft muss sich elementaren Problemen des künftigen Zusammenlebens stellen. Proteste auf den Straßen nehmen zu, der Staat wirkt oft überfordert. Seine Repräsentanten sind auch nur Menschen – fehlbar, aber wohl das Beste wollend. Doch andere Länder geben mit ersten Impferfolgen und Wiederöffnungen Hoffnung.

In diesem Frühling 2021 wird es keinen »Wonnemonat Mai« geben, aber hoffentlich eine Koalition der Vernunft in unserer Gesellschaft, die Katastrophen in den Krankenhäusern nicht zulässt, die auf die Entwicklung des Virus maßvoll reagiert und miteinander besser kommuniziert.

Um das Brot brauchen wir uns noch nicht zu sorgen. Die Arbeit allerdings ist vielen versagt, und der Friede – international immer in Gefahr gewesen – gerät nun auch vor der Haustür ins Hintertreffen – z. B. mit dem Anschlag auf das BuchHaus Loschwitz, siehe Seiten 6 und 31.

»So wie’s war, wird es nie wieder sein« sang die Band AnnenMayKantereit im Lockdown. Aber es gibt sehr viel Bewahrenswertes.

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Der Elbhang-Kurier