Editorial April 2022

»Kunst für Wurst« ist eine besondere Rochwitzer Form der Redewendung »Die Kunst geht nach Brot« – einem Zitat aus dem Stück »Emilia Galotti« des großen Aufklärers Lessing. So, wie der Bildhauer Ludwig Godenschweg, um seine Rechnungen bezahlen zu können, einen Ochsenkopf für den Fleischer in Rochwitz schuf (unser Titel), müssen heute viele Künstler ihre »Brötchen« und ihre »Wurst« schwer verdienen bzw. sind immer noch daran gehindert, denn Corona verschlimmerte ihre Situation vielfach drastisch.

Der Elbhang-Kurier versuchte von Beginn an, Künstler vorzustellen und zu unterstützen – seit nunmehr 30 Jahren. – Drei Jahrzehnte füllten wir jeden Monat eine Zeitschrift mit mal mehr und mal weniger gehaltvollem Inhalt. Sie ist für die einzelnen Ortsteile wichtig, was uns engagierte Ortschronisten und -aktivisten mit Glückwünschen bestätigen (Seite 4).
Ein Grund zum Feiern!? Verfolgen wir die Berichte und Bilder aus der Ukraine, vergeht uns das. Ganz übergehen wollen wir das Jubiläum dennoch nicht. Wir laden zu einem Zusammensein in den neuen »Gare de la lune« ein (Seite 7), um Mitwirkenden und Partnern zu danken, neue Projekte zu bespre- chen, Kritik auszutauschen, der Musik zu lauschen und gemeinsam ein Bier zu trinken.
Auch das Elbhangfest hat sich auf die Fahnen geschrieben, Künstlern Auftrittsmöglichkeiten zu schaffen und sie mit Honoraren zu unterstützen. Doch zweimal mussten die Feste bereits abgesagt werden. Auch das nächste Fest ist noch nicht »in trockenen Tüchern«. Die immer noch hohe Corona-Inzidenz,
Inflation und der alles dominierende Krieg dämpfen die Feststimmung. Trotz des tollen Programms sind bisher weniger Karten verkauft als geplant. Der Endspurt für den Vorverkauf geht noch bis Ende April. Am28. April wird der Verein in einer Mitgliederversammlung über das weitere Vorgehen entscheiden.
Über allem schwebt der Krieg in der Ukraine. Was kommt auf uns zu? Die Preise an den Tankstellen (Seite 10) spielen verrückt, viele Kosten werden steigen. Bei all den Sorgen sind wir doch froh, dass es Menschen am Elbhang gibt, die sich sofort einsetzten, um zu helfen (S. 3). Und wir müssen unsere Kultur bewahren – gemeinsam mit den Kriegsflüchtlingen könnte das Elbhangfest ein Zeichen setzen, wenn es auf die neue Lage
reagiert.
Holger Friebel, Jürgen Frohse

Veröffentlicht unter Allgemein, Artikel aus der Print-Ausgabe