Weg 15: Tharandt – Dorfhain – Klingenberg/Colmnitz

»Zeigefinger in sächsischer Landschaft«

November 2024: Weg 15: »Tharandt – Dorfhain – Klingenberg/Colmnitz«
von Dr. Michael Damme und Matthias Griebel

Von Cottas Grab durchs Tal der sieben Mühlen

Am Dienstag, den 16.6.2015 gingen wir wieder einen etwa 20 km langen Weg, der historisch und örtlich betrachtet sehr eng mit dem Weg 16 von Freiberg nach Nossen verbunden ist. Auch auf diesem trafen wir auf die vergangenen Spuren des mittelalterlichen Bergbaus im Erzgebirgsvorland. An der Postdistanzsäule unterhalb der Bergkirche parkten wir unser Mobil. Hier führt auch der Weg hoch zum Burgkeller, der wie so viele Gastwirtschaften aus vergangener Zeit nun vergeblich einen neuen Betreiber sucht. Oben erreichen wir die Burgkirche, in der gerade ein Maler werkelt und wir können den Blick auch von der Rückseite (hinter dem Altar) hinunter nach Tharandt genießen. Dann hinauf zur Burgruine, von wo aus man noch schönere Ausblicke in das Tal der Wilden Weißeritz hat.

Blick von der Burgruine zur Burgkirche. Foto: Dr. Michael Damme

Tharandt:
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts übernahm der Burgflecken Granaten (nach dem Halbedelsteinvorkommen in der Wilden Weißeritz) den Namen der darüber liegenden Feste Tarantum. Um 1200 errichtet, wurde sie Ausgangspunkt der Besiedlung des angrenzenden Tharandter Waldgebietes und wurde seit dem 14. Jahrhundert Sitz eines markgräflichen Vogtes. Um 1500 zum Schloß umgebaut, diente es als Witwensitz der Markgrafen, als Jagdschloß und schließlich als Amtsverwaltung. Nachdem das Amt 1568 nach Grillenburg verlegt wurde, verfiel nach einem verheerenden Blitzschlag das Schloß. Die benachbarte Kirche entstand 1629 aus Abbruchmaterial der Schloßruine. Ihnen benachbart steht seit den 1870er Jahren das von einem polnischen Grafen und Orientreisenden erbaute Märchenschloß, das 1927 der berüchtigte Goldmacher Franz Tausend erwarb. Nach Entdeckung zweier Heilquellen im Jahre 1792 entwickelte sich im Ort ein von Dresdnern und Fremden begehrter Kur- und Badebetrieb. Seine Bedeutung erlangte Tharandt vor allem durch die 1811 von Heinrich Cotta errichtete private Forstlehranstalt, die 1816 zur staatlichen Forstakademie erhoben wurde. 1870 Teil der Universität in Leipzig war und 1926 der Technischen Hochschule Dresden als forstwirtschaftliche Fakultät angeschlossen wurde. 1946 erhielt Tharandt außerdem eine eigene Forstfachschule.

Hinter der Rückwand der Ruine führt uns nun der Weg vorbei an dem sanierungswürdigen neuen Schloß Tharandt nach links den Weg „Dreizehn Drehen“ hinauf in den Tharandter Wald. Nach etwa 0,8 km bergauf, ca. 100 m über dem Weißeritztal sind wir an Cottas Grab, dass rechts im Wald liegt und von 80 Eichen, die 1843, ein Jahr vor Heinrich Cottas Tod gepflanzt wurden. Schräg gegenüber, vorbei am Platz der Wettiner und dem Grab von Johann Friedrich Judeich, einem Nachfolger Cottas an der Forstakademie, sind wir an Heinrichseck, an einem Felssporn, wo man einen herrlichen Ausblick rechts und links in das tief unten liegende Weißeritztal hat. Zurück zum Hauptweg, dem Mauerhammer, den wir nun sehr lange durch den Tharandter Wald marschieren. Ein herrlicher Mischwald, mit hohem Farnbewuchs am Boden steht rechts und links vom Weg und der Gesang der Waldvögel unterhält uns in wunderbarer Weise. Nach etwa 500 m geht es nach links zum Gedenkstein der „Erschlagenen Frau“ – vom Blitz getroffen – und zum „1000. Edelhirsch“, den König Albert hier im Jahre 1892 niedergestreckt hat – der alte Wilderer. Wieder zurück auf den Mauerhammer. Kein einziger Wanderer begegnete uns bis zur Kreuzung 1,6 km, wo es rechts nach Hartha zu den Waldhäusern und links in den Breiten Grund geht. Wir gehen gerade aus, einen Naturweg hinauf bis zur nächsten Wegekreuzung – 0,4 km.

Hier biegen wir auf den zweiten Weg, den Komiteeflügel nach links (grüner Balken) ein. Nach 1,0 km kreuzt der Weg den s. g. Kreuzvier-Weg. Diesen nach rechts ca. 200m bis zur nächsten Gabelung. Da gehen wir 400m nach links und dann nach rechts auf dem Markgrafenweg bis zum Harthaer Weg und diesen hinab bis zum Waldrand an der Bahnlinie – 2,3 km. Nun durch die Bahnunterführung und die Harthaer Straße hinauf nach Dorfhain – 0,4 km.

Dorfhain und das Tal der sieben Mühlen:
Das aus zwei Siedlungsteilen bestehende Waldhufendorf hat seinen Ursprung um 1300 und hat eine Kirche, die seit dem 17. Jahrhundert Veränderungen erfuhr. Kirche, Pfarre und Schule und 10 Bauerngüter waren 1632 im Dreißigjährigen Krieg von den Kroaten niedergebrannt worden.
Obgleich ohne ortsnahe Eisenbahn, ließen sich in Dorfhain Industrieunternehmen nieder, die noch in DDRDDR-Zeiten von Bedeutung waren, wie Elektro- und Lampenbau, Kunstharzspritzguß- und Spezialschleifsteinherstellung für die Papierindustrie.
Das im Volksmund s. g. Tal der Sieben Mühlen beginnt in Dorfhain mit der Niedermühle und verläuft entlang der Wilden Weißeritz bis zur Talsperre Klingenberg.

Das Wasserkraftwerk aus dem Jahre 1939 ist saniert und wird von der DREWAG noch heute mit den Maschinen des Gründungsjahres betrieben – ein lebendiges Technikmuseum. Das Tor zum Hof des Werkes ist für Wanderer geöffnet. Wir gehen bis zur Brücke. Über diese hinweg bis zum Eingang des Poetenweges. Die Niedermühle liegt ein paar Meter flussabwärts. Den Poetenweg entlang der Wilden Weißeritz bis zur Barthmühle – 1,0 km, die einst eine beliebte Ausflugsgaststätte war und wie alle Mühlen auf diesem wunderbaren Weg ihre Funktionen verloren hat. Wir wechseln wieder auf die rechte Seite stromaufwärts und gehen nun lange auf dem Bergbaulehrpfad. Vorbei an einigen Kopflöchern des vergangenen Bergbaus und an den baulichen ungenutzten Gebäude der Stübemühle am anderen Flußufer – 0,6 km.
An der Winkelmühle wenige Meter nach rechts die Obercunnersdorfer Straße hinauf und wieder links in den Weg am Hang parallel zur Weißeritz. Nun sind wir am Schaubergwerk, dem „Aurora-Stollen“ angekommen – 2,0 km. Ein guter Punkt für eine Rast und für Gedanken über das Leben der Bergleute, die den Reichtum Sachsens zu jener Zeit aus dem Felsen schlugen.
Den Weg nun weiter um die Spieligtschlucht herum, an der Hosenmühle vorbei und an einen Dammwildgehege hinauf zum Gückelsberg (412 m).

Erzabbauschritt. Foto: Dr. Michael Damme

Am Ortseingang von Klingenberg nach links hinunter bis zur Hintermühle – 1,8 km.
Die Straße „An der Talsperre“ wandern wir im Talgrund hinauf, durch den Biergarten der Lindenschänke bis zur Staumauer der Talsperre Klingenberg – 1,0 km.
Wir nehmen uns für die technische Begutachtung des Bauwerks etwas Zeit, bevor wir auf den Höhenweg über die Streichholzbrücke bis zur Neuklingenberger Höhe marschieren – 1,8 km.
Unserer Gewohnheit zum Trotze genehmigen wir uns im gleichnamigen Hotel und Gasthaus vor der letzten Etappe ein Bier und blicken zufrieden zurück nach Klingenberg. Hinter dem Gasthaus gabelt sich der Weg. Wir gehen nach links und halten uns weiter links bis zur Frauensteiner Straße. Diese noch 100 m hinauf und wir entdecken einen gut erhaltenen Meilenstein auf der rechten Straßenseite. Wieder ein paar Meter zurück und wir gehen nach links in einen Feldweg und an dessen Ende rechts vorbei an einem Gehöft. Wir sind in Colmnitz angekommen (nun ohne Laden, ohne Gasthof – nur mit einem kleinen Bäcker)- in einem fast 7 km langen Ort – 1,8 km.

Klingenberg und seine Talsperre:
Das Dorf im Weißeritztal wird 1350 erstmals genannt, hatte seit 1696 ein Rittergut und 1539 eine Filialkirche von Dorfhain, die ab 1898 eine eigene Pfarrkirche wurde. 1908 -1914 wurde die Klingenbergtalsperre in 394m über NN erbaut. Sie besitzt eine 40m hohe und 312m lange Schwer-gewichtsmauer aus Naturstein und besitzt eine Staufläche von 116 ha. Projektant war Hans Poelzig (1869-1936), 1914-1920 Stadtbaudirektor in Dresden in der Nachfolge von Hans Erlwein, danach Professor an der Technischen Hochschule.
Klingenberg versorgt über die Wasserwerke Lehnmühle (1937 erbaut) und Coschütz (1946 erbaut) die Stadt Dresden mit Trinkwasser mit einer Kapazität von 40.000 bis 120.000m³ pro Tag.

Staumauer Talsperre Klingenberg (links) und Königlich-sächsischer Meilenstein (rechts). Foto: Dr. Michael Damme

Weiter nach rechts die Obere Hauptstraße hinauf an der Mühle vorbei bis zur sanierten Dorfkirche. Über den Friedhof auf die Bahnhofsstraße (die alten Bahndämme der ehema-ligen Schmalspurbahnen sind nicht mehr da) weiter den U-Weg hinter der Freiberger Straße lang und hinter den Industrie-gebäuden nach rechts bis zum Bahnhof – 2,7 km.
Mit der Bahn, die alle Stunde von Freiberg kommend fährt, geht’s nach Tharandt zurück durch den Wald und durch das schöne Tal der Wilden Weißeritz.

Bauerngehöft in Colmnitz. Foto: Dr. Michael Damme

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