Editorial Dezember 2024

Wir waren uns sicher: Glocken sind ein schönes Thema für unser Weihnachtsheft. Dass man das Läuten der Kirchenglocken in der Adventszeit öfter hört, hängt mit der größeren Anzahl der Gottesdienste zusammen. Auch im Alltag begegnet uns das Glockenmotiv öfter als gedacht, auch wenn der Weihnachtsmann noch nicht mit Schlittenglocken läutet: Kurz vor dem ersten Advent
eröffnet unser Loschwitzer Elbhang­fest-Weihnachtsmarkt. Obwohl er von seinem Lichter-Engel beschützt wird, geraten Frau Holle und ihr Engel dort in eine »Nieselkrise« (S. 3).

Holger Friebel


Von weltweiten Krisen und Unfrieden läuten die »Alarmglocken« in unseren Köpfen. Es ist schwer, das auszuhalten (S. 43).
Die Vielfalt des Kulturgutes »Glocke« als Klangkörper und Form, die Eberhard Münzner, Katrin Richter und Christian Mögel aufzeigen, überrascht. Die Glockenform lieben wir – ob als Blume oder Hut. Sogar auf der Elbe gibt es noch Schiffs­glocken (S. 28). Eine solche schenkte uns eine Leserin. Sie wurde zur im ganzen Haus hörbaren Türglocke des Verlages.
Überall zu hören ist dagegen das kirchliche Festgeläut. Am eigentlichen Weihnachtsmorgen wird das Fest nach alter Tradition um 5 Uhr, neuerdings um 6 Uhr, eingeläutet. Ganze 15 Minuten dauert das, beginnend mit der kleinen Taufglocke, 15 Sekunden später folgt die mittlere Glocke, die Tag- und Lebenszeitenglocke, und 15 Sekunden danach die tiefe Glocke, erinnernd an Tod und Auferstehung.
»Glocken begleiten uns ein Leben lang«, so Roland Lorenz in seiner Betrachtung »Störendes Gebimmel oder Klang der Heimat?« (S. 14). Ich habe beim Schreiben dieser Zeilen noch den hellen Klang des »Totenglöckchens« auf dem Loschwitzer Friedhof im Ohr, das erst kürzlich den letzten Weg meiner Mutter begleitete.
Glocken erzählen traurige und fröhliche Botschaften, jubeln und warnen. Auch Friedrich Schillers »Lied von der Glocke« könnte nicht aktueller sein:

»…Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft.
Ziehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt,
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.«

p.s.: Wir wünschen allen Lesern, Anzeigenkunden und Mitwirkenden besinnliche Festtage und ein gutes neues Jahr.

Veröffentlicht unter Allgemein, Artikel aus der Print-Ausgabe