Weg 17: Moldava – Rechenberg – Frauenstein

»Zeigefinger in sächsischer Landschaft«

Januar 2025: Weg 17: »Moldava – Rechenberg – Frauenstein« von Dr. Michael Damme und Matthias Griebel

Auf Herwart`s wüster Spur

Am 22.11.2017, dem nur in Sachsen gefeierten Buß- und Bettag, hatte ich mir mit meiner Frau vorgenommen bei einer Wanderung den Herbst zu verabschieden und die ersten Spuren des Winters zu finden. Beides gelang, auch wenn das anfangs naßkalte Wetter, nicht besonders motivierend war. Nun ja,`s Wetter is wie`s is. Kurz nach 8 Uhr waren wir die 45 km von Dresden kommend auf dem Parkplatz Frauenstein an der Gabelung der B171/Töplitzer Straße. Ein freundlicher Taxifahrer brachte uns nach Moldava ins Böhmische und erzählte allerhand Neuigkeiten für uns Städter auf der 17 km langen Fahrt. Über die Frauensteiner-, die Altenberger Straße und die Grenzstraße ging es bis über die Grenze, vorbei dort an einer Kaufhalle und der Tankstelle. Wo die Straße nach Moldava rechts wegschwenkt, stiegen wir aus. Hier an unserem Startpunkt weist ein Schild hinunter zur Quelle. 0,2 km geht`s über die schnee-matschige Straße. Wo diese zum Restaurace Pistorka nach rechts abbiegt dann noch ein Stück 0,1 km bis zur genannten Quelle. Die wirkliche Quelle ist mehr ein Quellgebiet im Wald ca. 500 m dahinter. Das können wir mal im Hochsommer erkunden. Nun die 0,1 km zurück und links die Straße nach Moldava hinab, vorbei an der genannten Kneipe, einem Solarfeld bis zur Brücke in Ortsmitte, wo die Mulde dahinter rechts fließt – 1,7 km. Die Häuser machen keinen freundlichen Eindruck oder sind die meisten Bewohner abgewandert? Bei trockenem Wetter kann man auch den Weg rechts hinunter zu den zwei kleinen Stauseen gehen. Wir bleiben oben und verlassen hinter der Kirche den Ort hinab durch die Feuchtwiesen zur Grenze im Tal – 2,5 km.

Quellbach. Foto: Dr. Michael Damme


Moldava. Foto: Dr. Michael Damme

Muldequelle/ Moldava (Moldau):
Die Quelle der hinter der Grenze genannten Freiberger Mulde liegt oberhalb von Neu-Rehefeld auf deutscher und Moldava auf Tschechischer Seite auf dem Kamm des Osterzgebirges in einer Höhe von etwa 850m, wo auch das Quellgebiet von Flöha und Wilder Weißeritz ist. Hier fließt sie als Bach gerade einmal 4 km auf tschechischer Seite, um dann bis zu ihrer Vereinigung mit der Zwickauer Mulde in Sermuth noch 120 km, um dann noch bis zur Mündung in die Elbe bei Dessau-Roßlau weitere 147 km zurückzulegen. Moldau ist eine Gemeinde mit 211 Einwohnern im Ustecky kraj und liegt am Osterzgebirgskamm, 25 km von Teplice entfernt. Sie wurde als Glasmachersiedlung 1346 erstmals erwähnt. In der Nähe ist der zweithöchste Berg im Osterzgebirge-der Pramenac mit 909m. Aber auch der Bournak (Stürmer-869m) mit dem bekannten Skiareal ist gleich in der Nähe. Die Alte Freiberg-Teplitzer Poststraße führte im 18. Jh. durch Moldau ins Böhmische Becken. Von 1885-1945 war die Eisenbahnlinie Most-Dubi-Moldava-Holzau-Rechenberg-Freiberg-Nossen in Betrieb. Der Bergbau entwickelte sich im 15.Jhd.und es wurde Blei, Kupfer und Silber gefördert. Ab 1953 baute man Fluorit ab. Am Ende 1994 waren das 690000 t.

Pistenhoffnung. Foto: Dr. Michael Damme


Hinter den Widerlagern der alten Eisenbahnbrücke gehen wir links auf den Schwarzen Buschweg, dem Bahndamm der ehemaligen Eisenbahn bis zum Gasthof „Teichhaus“- 0,6 km. Auf der S185 ein paar Meter weiter führt eine kleine Brücke rechts über die Mulde auf den Muldenweg. Der ist nach den Hochwassern 2002 und 2013 gut ausgebaut und schmiegt sich an den Lauf des schon kräftig rauschenden Baches an, bis er an der S185 und an der Straßenbrücke endet – 2 km. Gegenüber nun in den Tannenweg, entlang der alten Bahngleise bis zu dem langsam dahin siechenden Bahnhof von Holzhau – 0,4 km.
Auf dem Tannenweg queren wir die Bergstraße und gehen hinauf zur Alten Straße – 0,3 km.
Vorbei an den links liegenden Skipisten, wo die Liftbetreiber, nein der ganze Ort, mit den Schneekanonen auf kalte Nächte warten. Wir passieren das Holzbauwerk, den Bahnhaltepunkt von Bienenmühle. Über die Mulde und die S185 hinweg, vorbei am alten Burgfelsen bis zur Rechenberger Brauerei, wo wir uns mit einem Tee aufwärmen – 2,5 km.

Rückblick auf Brauerei. Foto: Dr. Michael Damme


Holzau:
Auf 600m ü.NN gelegenes ehemaliges, einreihiges Waldhufendorf, 1534 errichtet – heute ein beliebter Wintersportort, Seit 1438 Flößerei auf Mulde und Erwerb in Forstwirtschaft/ Frohn-dienste in Rechenberg; 1534 kauft Herzog v. Sachsen Waldgebiet vom Grundherren Casper von Purschenstein. Bis ins 17.Jhd. gehört der Ort zum Rittergut Frauenstein. seit 1994 OT von Rechenberg; Bahn 1885 von Nossen-Freiberg-Moldau und seit 1972 nur noch bis Holzhau.
Rechenberg-Bienenmühle:
Auf 545m ü. NN gelegen. Um 1200 wird eine Holzburg durch die slaw. Herren v. Riesenburg errichtet. Später Stammsitz derer v. Rechenberg (böhm.). 1398 kauft Markgraf v. Meißen den gesamten Burgbesitz incl. 49 Dörfern. Großbrand zerstört 1486 die Burg.1501-1647im Besitz derer v. Schönberg; Kurfürst Johann Georg erwirbt den Besitz als kurf. Kammergut. Brauerei von v. Schönberg 1558 auf Rittergut errichtet. Schwere Verwüstungen im 30-ig jährigen Krieg. Kirche neogotisch von 1901; Vorgängerbau aus 17 Jhd.; Verbund der Gemeinden 1925 – heute 2000 EW.
Gimmlitztal:
Das Flüßchen entspringt auf 780m auf den Wiesen am Zollhaus in Neuhermsdorf und durchfließt hinter Frauenstein die Trinkwassertalsperre Lichtenberg und mündet nach 25 km hinter Lichtenberg in die Mulde. Die Wasserqualität (kalkhaltig) der Güteklasse I/II macht das Gebiet zu einem wertvollen Wassereinzugsgebiet. Fluß mit Sümpfen Quellmooren und Bergwiesen ist in einem annähernd naturnahen Zustand. Gerhard Platz schreibt 1937 im Sächs. Heimatschutzheft XXVI Heft 1-4 schwärmerisch über dieses Tal. Der Name Gimmlitz wäre von Mistelbach herzuleiten und dass hier 1880 eine Krebspest stattfand usw. Von ehemals 23 Mühlen im Tale existieren heute noch fünf. Aber nur die Weichelt- und die Illingmühle (seit 2002) sind noch funktionsfähig und nun technische Denkmale.

Herwart. Foto: Dr. Michael Damme

Etwas aufgewärmt gehen wir nun den zweiten Teil an, hinauf in den Töpferwald, hinunter ins Gimmlitztal und dann wieder hinauf nach Frauenstein. Der Berg besteht v.a. aus Granitporphyr. Gleich rechts um die Brauerei herum, links steil den Welskittelweg hinauf, zuerst über eine Wiese und dann in den Wald. Nach etwa 0,7 km queren wir den Proßweg und nach weiteren 0,3 km biegen rechts auf den 69er Weg, der nach 0,1 km links in den Rechenberger Fußsteig einschwenkt. Nach 0,4 km, den S-Kammweg gequert, links in den Rasenweg. Kurz vor dem Forsthaus nach rechts in den Forsthausweg bis dieser über die Kalkstraße als Mäusebachweg weiter verläuft – 0,4 km. So angenehm es sich wandert, rechts und links des Weges liegen die mächtigen Fichten, die der Sturm Herwart vor ein paar Tagen, am 30.10. niedergestreckt hat und der Forstbetrieb gerade auch von den Wegen geräumt hatte. Der Klima-wandel, aber auch die Anlage von Fichtenmonokulturwald, statt des Fichten-Tannen-Buchenwaldes von ehedem führten zu diesem Baummassaker, das dem Sachsenforst reichlich Arbeit verschafft, nämlich 650.000 m³ Holz vernünftig zu verwerten und zu beseitigen. Der Sturm Kyrill hatte übrigens im Jahre 2007 die dreifache Menge an Bäumen „gefällt“.

Herwartfolgen. Foto: Dr. Michael Damme

Nach 0,6 km queren wir mehrere Bäche, die sich zur Kleinen Gimmlitz verbinden. An der laufen wir rechts entlang und machen am Ende nach 1,2 km einen langen Rechtsschwenk. Hier nun halb links den Ochsenbuschweg 0,2 km hinauf, den Kammweg queren und den Weg gerade weiter 0,2 km folgen. Nun an der Wegekreuzung nach links hinunter ins Gimmlitz-tal. Nach 0,5 km erreichen wir die Illingmühle. Von der 225 Jahrfeier der Mühle stammt ein gelbes U-Boot und anderen herrlichen Sergeant Peppers–Nachbildungen, von Beatlesfans kreiert. Jetzt die Illingmühlenstraße entlang. Nach etwa 0,4 km in einem Linksbogen verlassen wir diese und gehen den Weg links hinunter und laufen nun parallel der Gimmlitz. Am Wege finden wir einen Steinpilz, dessen mächtiger Fuß mit drei Kappen bestückt ist. 0,5 km weiter erreichen wir einen Rastplatz mit allerhand guten Informationen über Hölzer, Insekten und anderes Getier das hier im Tal kreucht und fleucht. Nach 0,2 km quert eine Brücke mit dem Kammweg den Bach. Hier müssen wir halbrechts den alten Poststieg über Felder und Wiesen hinauf. Nach 0,5 km schwenkt der rechts ab und trifft nach 0,3 km auf die S184. Die überqueren wir und gehen in die Butterstraße, an deren Anfang ein alter sächsischer Abzweigstein steht. Nach 0,3 km, Reichenau liegt vor uns, nun links in den Kirchweg. 0,8 km diesen entlang haben wir die Silhouette von Frauenstein im Abendrot im Blick. Nun noch über die B171 den Reichenauer Weg hinab und die erste Straße links hinein zurück zum Parkplatz – 0,4 km. Da die Hauptzufahrt in die Stadt, die Teplitzer Straße gerade erneuert wird, fahren wir über den Reichenauer Weg zum Marktplatz. Hier erleben wir Frauenstein im Sonnenuntergang. Als die Sonne verschwindet, verschwinden auch wir und sind sicher, dass wir diese 19 km Tour noch einmal im Sommer, wenn die Wiesen blühen, wiederholen.

Sägemühle. Foto: Dr. Michael Damme


Brücke über Gimmlitz. Foto: Dr. Michael Damme

Frauenstein:
Der Ort geht mit der Errichtung einer Grenzschutzburg auf 1200 zurück und ist wohl eine Folge der Silberfunde in Freiberg und Reichenau um 1168. Der Ort wird nahe der Burg auf einem Felsen errichtet und wird 1218 erwähnt (Priester Heinricus v. Vrounsten)und 1272 als Castrum Vrowenstein. „Vrowe“-mittelhochdt.= Herrin;1411 Stadtrecht verliehen-etwa 400 EW. Burg im Besitz der Markgrafen von Meißen, später der Kurfürsten, die sie auch an Adlige belehen, u.a. an die von Schönberg 1473-1647. Diese bauen 1585-88 neben der Burg ein Schloß im Renaissancestil. Burg und Schloß gehen 1647 an den sächs. Kurfürsten und bleiben bis 1873 Amtssitz. Eine Friedhofskapelle „Zum Heiligen Kreuz“ bestand seit 1384-heutiger Zustand von 1616. Die Stadtkirche „Unser lieben Frau“ wurde 1491 geweiht. Der 1. Stadtbrand von 1534 zerstörte diese. Silbermann stiftete nach dem 2. Stadtbrand 1728 eine neue Orgel. Die heutige Kirche entstand nach dem 3. Stadtbrand 1863 und wurde 1873 geweiht. Die Burgruine ist die größte in Sachsen. 1683 wurde der Orgelbauer Gottfried Silbermann in Kleinbobritzsch (OT von Frauenstein) geboren (Museum für ihn im Schloß). Der Ort lag an der Freiberg-Teplitzer Poststraße, die das Osterzgebirge mit Böhmen verband. Heute leben hier 3100 Einwohner.

Blick zur Stadt Frauenstein. Foto: Dr. Michael Damme

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