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Das Stereoskop und seine Bilder

Unsere Augen haben zwei unterschiedliche Sichtbereiche. Das linke Auge hat nach links, das rechte nach rechts einen weiteren Radius als das andere. Diese Erkenntnis gipfelt in der Tatsache, dass sich beide Augen mit Blick auf einen Gegenstand einigen.
Dies wurde von dem Briten Charles Wheatstone 1832 benutzt, um einen Bildbetrachter zu entwickeln, der aus zwei gleichen Bildern eine einzige Ansicht erzeugt. Er stellte zwei schrรคg nach innen gewandte Okulare in Form einerโBrille her, die nun aus den beiden Blickwinkeln ein plastisches Bild ergaben. Nach der Erfindung der Photographie wandten einige Tรผftler jenes geschilderte Verfahren an und legten zwei gleiche Daguerreotypien nebeneinander, die nun ein tiefengestaffeltes Bild zeigten. Daher kommt nun der Name โStereoโ!

Foto: Jรผrgen Frohse
Die bisherige Photographie gipfelt 1850 in der Herstellung von Betrachtungsgerรคten, die man Stereoskope nannte. Auf einem nachgestellten Karton halten die beiden rechts stehenden Mรคnner je einen solchen Apperat in den Hรคnden. Noch vor 1860 kamen โStereoscopeโ nebst Bildmaterial in den Handel und eroberten das zahlungskrรคftige Publikum. Unterhaltsamen Neuerungen war man zu allen Zeiten zugetan.

Fotos: Sammlung Milde
Die Vielfalt der Gerรคte nahm sprunghaft zu, weil jeder Anbieter nur sein eigenes Produkt verkaufen wollte. Bald gab es neben dem handlichen Betrachter auch Standapparate, die im Oberteil einen Lichtsammler enthielten, um helle Beleuchtung zu garantieren. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten mehrere Kamerahersteller Apparate, die mit zwei Linsen nebeneinander zugleich die gewรผnschten Doppelbilder aufnahmen. Zwei hintereinander gemachte Bilder konnten zwar das gleiche Objekt zeigen, doch wechselten Personen eben den Schritt, dann gab es bei der Stereobetrachtung ein โWackelkontaktโ.
Bevor Film oder Fernsehen die Menschen รผberschwemmten, war das Interesse an Stereobildern, oft mit โschrรคgem Charakterโ als Kunst getarnt, sehr lebhaft. Nach der Heimkehr von einer Nordlandreise konnten die Teilnehmer z. B. eine Serie von der Fahrt in einem buchรคhnlichen Schuber samt Betrachtungsgerรคt kaufen. Selbst die Nazis brachten Serien in Umlauf, die moderne deutsche Bildhauerkunst, darunter Kolbe, Breker und Thorak oder die โHeimkehr ins Reichโ von รsterreich behandelten.
Besondere Freude stifteten Durchsichtbilder, deren Geschichte um 1860 begann. Zum Anschauen benรถtigt man Gegenlicht. Unsere Beispiele begnรผgen sich mit dem Elbhang!
Horst Milde