Leserbriefe zum Schlosspark-Eintritt

Zum Eintritt in den Pillnitzer Schlosspark

1986, ein Jahr vor der Bundesgartenschau in Dรผsseldorf, hatten wir als Anlieger und stรคndige Nutzer des Volksgartens, die gleichen Probleme wie jetzt die Pillnitzer mit ihrem Schlosspark.
In vielen Informations- und Protestveransammlungen wurde damals nache einer Lรถsung gesucht. Die Stadt bestand lange Zeit auf dem Eintritt fรผr alle. Die protestierenden Anlieger waren sich einig, dass der Volksgarten, bei freiem Eintritt, als Teil der Bundesgartenschau, unbedingt in der besteheden Form erhalten bleiben muss. ร„hnlich wie in Pillnitz war im Laufe der Jahrzehnte ein Pflegestau entstanden. Natรผrlich waren die Anlieger daran interessiert, dass der zugewachsenen Teil des Volksgartens gรคrtnerisch saniert wurde. Aber ohne Eintritt fรผr alle war das finanziell nicht machbar. Nach langen Verhandlungen wurde dann ein Kompromiss gefunden, der die Zustimmung aller Parteien fand: Das gesamte Gelรคnde wurde eingezรคunt und jeder Besucher zahlte Eintritt. Die Bewohner der an den Park grenzenden Stadtteile konnten einen Stempelpass fรผr 50,โ€“ DM kaufen, der zum zehnmaligen Eintritt berechtigte. Waren alle zehn Felder abgestempelt, so bekam der Besucher, nach Abschluss der Gartenschau, die 50,โ€“ DM erstattet. Ein รคhnlicher Stempelpass fรผr Anlieger, als Dauernutzer des Pillnitzer Parks bรถte die Mรถglichkeit, am Ende der Saison das Eintrittsgeld erstattet zu bekommen.

Seit 1988 wird das Dรผsseldorfer Parkgelรคnde von behinderten Menschen gepflegt. Sie haben uns รผber 25 Jahre einen Park erhalten, der fรผr Dรผsseldorf ein groรŸer Gewinn ist.โ€œ

Bernhard Lehmann/Dรผsseldorf

โ€žDer Versuch einer Kurzintervention auf den kollektiven Protest der CDU-Ortsbeirรคte

(siehe Elbhang-Kurier 04/12; Seite 4)

Nun ja โ€“ wie sieht es denn mit dem energisch reklamierten Respekt tatsรคchlich aus? Und wie war man seitens der demokratisch vom Souverรคn auserwรคhlten Reprรคsentanten in den kommunalen Legislativgremien (dazu gehรถrt eben auch der CDU-Ortsbeirat Dresden-Loschwitz) bisher geneigt, der Stimme des Volkes zu lauschen? Und zum dritten: wie kรถnnen wir allesamt die Gesprรคchskultur pflegen, wie von den fรผnf christunionierten Ortsbeirรคten nachdrรผcklich eingefordert, finden die dazu notwendigen Dialoge auf Augenhรถhe gar nicht statt?

Konsens besteht darin, die geoffenbarte Haltung eines Andersdenkenden auch und vor allem zu brisanten Themen zu respektieren. Es ist ja nicht nur ein universales Grundrecht โ€“ im gegenseitigen Miteinander sollte es zudem das Credo sein, den Anderen in seiner Wรผrde nicht zu verletzen; das gilt fรผr jeden von uns! Ich erinnere gern in diesem Zusammenhang an den bรผrgerschaftlichem Einsatz fรผr den Erhalt des Weltkulturerbetitels Dresdner Elbtal; damals wurden tausende Dresdner eines Tages als Dschihadisten beschimpft, die sich gewaltfrei gegen den Bau der Waldschlรถsschenbrรผcke positionierten โ€“ eine bedenkliche Entgleisung von offizieller Seite.

Kommen wir zur ersten Frage, wie oben gestellt (es geht hier vorrangig um den Kasus Eintrittserhebung fu.r den Schlosspark Pillnitz). Seit 2005/2007 als Arbeitsgruppe und erst Recht ab 19.01.2012 als legitimierte Bรผrgerinitiative (BI) engagiert sich eine Gemeinschaft parteiunabhรคngiger Dresdner, um die ab 02.04.2012 von der Schlรถsserverwaltung Sachsens durchgesetzte VerschlieรŸung des bisher frei zugรคnglichen Schlossparkes abzuwenden. Das Begehren gegen eine massive Einschrรคnkung bรผrgerlicher Freiheit allein du.rfte bereits ein legitimes Recht sein. Freie MeinungsรคuรŸerungen sind auch durch die Sรคchsischen Verfassung ausdrรผcklich legitimiert.

Diese fรผr ein Gemeinwohl wirkende BI mit der nachdrรผcklichen Forderung eines โ€žRunden Tischesโ€œ (s.a. Moratorium unter www.freier-parkzutritt.de) wird bewusst und ohne Not einfach nicht zur Kenntnis genommen โ€“ von Herrn Tillich, von Herrn Unland, von zustรคndigen Staatssekretรคren und eben auch von den MdL der CDU-Fraktionen bzw. CDU-Stadtrรคten und auch von den CDU-Ortsbeirรคten – bis heute nicht! Aus meiner Wahrnehmung mangelt es an dieser Stelle elementar an Respekt.

Zum zweiten schlieรŸt zwangslรคufig aus der praktizierten Dialogverweigerung, dass man sich schwerlich verstehen kann, fรคllt der Dialog aus. Und auch das CDU-Kollektiv des Ortsbeirates Loschwitz selbst in seiner Fassungslosigkeit ob des wortgewaltigen Decker-Beitrages im EHK verinnerlichte nicht ansatzweise, dass sie doch nur einmal mit der BI hรคtten reden sollen, ja mรผssen โ€“ nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie soll man denn den Anderen verstehen, wird der dringend nรถtige Dialog respektlos negiert, schlรคgt man das Begehr nach einem Gesprรคch schlicht in den parteidisziplinierten Wind, verletzt man die Grundrechte, in dem garantiertes Menschenrecht reglementiert wird?

Meine Herren โ€“ hier wรคre tiefer lotendes Nachdenken effektiver gewesen. Gesprรคchskultur kann nur qualifiziert werden, redet man miteinander, hรถrt die Intentionen und Argumente des Gegenรผber (nicht des Gegners) pro und contra einer Sache mit Bereitwilligkeit an. In der Ortsbeiratssitzung vom 15.03.2012 , einer รถffentlichen Tagung im Orstamt Loschwitz im Beisein von Frau Dr. A. Dietrich und Dr. Chr. Striefler (Sรคchsische Schlรถsserverwaltung; SBG), wurde ausfรผhrlichst das Problem โ€žEintrittโ€œ ventiliert, รผbrigens unter der sehr professionellen Gesprรคchsleitung von Frau S. Gรผnther (Ortsamtsleiterin). Ganz gewiss im Protokoll nachlesbar, hatten beide Vertreter der SBG ausreichend Gelegenheit, ihre Argumente darzustellen. Allein die lรคngst nicht mehr nachvollziehbare Bescheidenheit der Beantwortungen durch den Schlossdirektor auf sehr dezidiert und wiederholt gestellte Anfragen, auch aus dem Auditorium, erbrachte schlussendlich das รผberwรคltigend mehrheitliche Votum des Ortsbeirates fรผr die interfraktionelle Beschlussvorlage; die CDU-Mitglieder votierten bekanntlich mit einer Stimmenthaltung (!) dagegen und damit fรผr die Eintrittserhebung.

Den einzigen Wortbeitrag Herrn Dr. Georges (CDU) pro Eintritt kennzeichnete eine ziemlich begrenzte Sicht eines uninformierten Bรผrgers; eine schlechte Basis fรผr weitere Erรถrterungen, denn Dialogbereitschaft setzt Kenntnis vom Sachverhalt voraus. Wenn tatsรคchlich die CDU-Ortsbeirรคte glaubhaft und รผberzeugend argumentiert hรคtten โ€“ und das wรคre nun wirklich in dieser delikaten Angelegenheit zwingend gewesen โ€“, ja dann hรคtte doch der Ortsbeirat nicht so votiert, wie er Gott sei Dank und weitsichtig votierte!

Kommen wir zum Ende: spรคtestens unmittelbar nach besagter Sitzung hรคtte es die Mรถglichkeit gegeben, miteinander spontan ins Gesprรคch zu kommen; allein die Herren verlieรŸen geradezu fluchtartig das Revier. Wie kรถnnen sie in ihrer Entgegnung im EHK spรคter resรผmieren, die Vorschlรคge der Arbeitsgruppe/Bรผrgerinitiative wรผrden die entstandenen Finanzierungsprobleme der Schlรถsserverwaltung nicht lรถsen, wenn es bis heute ein offizielles, zukunftsweisendes Finanzierungskonzept der SBG faktisch gar nicht gibt?

Diesen Widerspruch hรคtte auch ich gern aufgelรถst, abgesehen davon, dass hausgemachte Geldsorgen, allein von der SBG verursacht, doch wohl nicht von sรคchsischen, brav Steuer zahlenden Bรผrgern zu lรถsen sind, dafรผr gibt es schlieรŸlich ein Finanzministerium. Die mehr als rhetorische Frage, wie denn Pillnitz in 5, 10, 20 Jahren aussehen wird, wurde von einem Sonntagsspaziergรคnger am 01. April 2012 wรคhrend des Protestmarsches durch den jetzt abgeriegelten bzw. von 9 auf 2 Zugรคnge reduzierten Schlosspark ganz anders gestellt: wie sieht es denn mit der sรคchsischen CDU in 5, 10, 20 Jahren aus? Allein diese Beantwortung sollte der baldigen Zukunft und den sรคchsischen Wรคhlern vorbehalten bleiben.

Und ein Allerletztes: alle Oppositionsfraktionen des Landtages und des Stadtrates (von der NPD reden wir nicht) stehen in permanentem Kontakt mit der agierenden BI; die Fraktionen CDU/FDP lehnen das Gesprรคch noch immer mit der Arbeitsgruppe konsequent ab. Aufgeregte Fassungslosigkeiten der Loschwitzer Ortsbeirรคte (CDU) im elbhรคngigen Lokaljournal sind ein schlechter Ersatz fรผr Runde Tische, vor allem sind sie wahrlich kein konstruktives Gesprรคchsangebot! Die Abwendung von bรผrgerschaftlichem Engagement, die Ignoranz gegenรผber dem demokratischen Mitspracherecht wird fatale Folgen haben, lรถst keine der Probleme, sondern provoziert welche; Verweigerung bedeutet Chaos. Darรผber sollten wir allesamt schnellstens miteinander ins Gesprรคch kommen โ€“ und dies mit gegenseitigem Respekt. Es darf nicht um das Rechthaben mรผssen, sondern es muss um einen souverรคnen, konstruktiven Meinungsaustausch gehen – nur so bleibt Demokratie lebendig!โ€œ

Jo. Flade / Mitglied der Bรผrgerinitiative โ€žFreier-Parkzutrittโ€œ