»…Der Sommer war sehr groß. … / Befiehl den letzten Früchten / voll zu sein; gieb ihnen / noch zwei südlichere Tage, / dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße / in den schweren Wein. …«
Diesen Teil von Rilkes melancholisch-schönem Gedicht »Herbsttag« werden Winzer und Weinfreunde gern hören, wenn sie unsere »Spätlese« in die Hand nehmen. Wein formte und prägt unserer Kulturlandschaft, Wein ist Kultur, die süchtig machen kann (Vorsicht, Alkohol ist aber auch drin!).
Beim Schreiben dieser Zeilen freue ich mich auf eine bevorstehende persönliche Weinentdeckungsreise mit Freunden durch die Wachau – unsere »Partner-Weltkulturerbe-Landschaft« von Gestern, die auch Klaus Zimmerlings Weine inspirierte.
Unser Heft vereint frühe Loschwitzer Weingeschichte mit vielen Wein-Aktivisten von heute: Christian Müller, Kerstin Leonhardt, Theresa Siegmund und viele andere, die sich beruflich mit dieser Art Landwirtschaft beschäftigen.
Nach der Wahl ist vor der Weinlese und viel Grün beruhigt vielleicht manch aufgeregte Gemüter. Ganz anders der Blick von Bildhumorist Karl Reinhardt (1816 – 1877) auf den sauren hiesigen Wein von damals: »Wer mit einer Stahlbrille durch die Berge geht, dem fallen nach 3 bis 400 Schritten die Gläser herunter, da die Säure den Stahl zerfressen hat!« Aber unser (nicht ganz unvoreingenommener) Kolumnist findet hier gar das Göttliche im Wein.
Ich wünsche Ihnen noch Genuss an dieser und anderen Spätlesen in guter Gesellschaft mit einem wärmenden Quentchen Herbstsonne, bevor die Zeiten dunkler werden und wieder die »Dresdner Glühweinfestspiele« beginnen. Denn »Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben…«.