Durchdachte Innenraumkonzeption für neue Grundschule in Loschwitz
Nachdem eine Elterninitiative die Schließung der Loschwitzer Grundschule verhindern konnte und der Stadtrat den Bau einer neuen Grundschule beschloss, lobte das Stadtplanungsamt im letzten Jahr einen Architekturwettbewerb aus. 20 Büros beteiligten sich, um auf dem Gelände der ehemaligen Straßenmeisterei an der Ecke Pillnitzer Landstraße/Winzerstraße einen Neubau zu planen. Am 9. und 10. Januar tagte das Preisgericht und entschied, den ersten Preis dem Dresdner Architekturbüro „Raum und Bau“ und den 2. Preis dem Büro „Rieger-Architekten“ zuzusprechen.
Zeitgeschichte spiegelt sich auch im Erscheinungsbild von Schulen. Gesellschaftsformen, Schulkonzepte und wirtschaftliche Rahmenbedingungen prägen die Architektur. Große wuchtige Häuser mit langen Gängen entstanden zur Gründerzeit. Der in DDR-Zeiten gebaute Schultyp „Dresden“ ist, mit einigen Umbauten, auch heute noch zweckmäßig und dennoch nicht mehr zeitgemäß. Mit dem St.-Benno-Gymnasium des Architekten Günter Behnisch besitzt Dresden ein herausragendes Beispiel gelungener Architektur der Nachwende-Zeit. Gespannt wird auf den Bau des Bühlauer Gymnasiums gewartet, wo die Stadt einen neuen Schulhausbau in Planung gab.
Für den Wettbewerb zu einer zweizügigen Loschwitzer Grundschule, der erste Neubau einer Grundschule in städtischem Auftrag seit den achtziger Jahren(1), waren auch eine Einfeldsporthalle, die dazugehörigen Freisportanlagen und Pausenflächen zu planen. Die neuen Gebäude sollten den Standard eines Passivhauses(2) erfüllen. Das Bauen im Denkmalschutzgebiet zwischen dem Neubaugebiet Loschwitz-Arkaden und geplanten Häusern an der Kirschplantage erforderte Ortskenntnis und sensible Herangehensweise. Einige Wettbewerbsteilnehmer scheiterten z. B. an „ortsuntypischer Architektur“ wie zu langen Hausfronten.
Allen war jedoch zur Eröffnung der Wettbewerbs-Ausstellung am 11. Januar im Ortsamtsgebäude Loschwitz hohes Engagement zu bescheinigen und keiner hatte einen fertigen, überall einsetzbaren Plan aus der Schublade gezogen.
Der 1. Preis
wurde für die Planung des Architekturbüros „Raum und Bau“ für einen kompakten, solitären Baukörper, in dem die Sporthalle integriert ist, vergeben. Ein großzügig angelegter Lichthof im Inneren des Gebäudes bietet einen zentralen hellen Raum und gute Orientierung. Von ihm sind die acht Klassenzimmer, vier Horträume sowie Mehrzweckzimmer gut zu erreichen. Ein „Erlebnisweg“ beginnt am Eingang an der Pillnitzer Landstraße und führt durch den Lichthof in den Garten zu einer Gymnastikwiese, den Freisportanlagen und dem Schulgarten. Die Preisrichterin Delia Bassin lobte in ihrer Rede die Arbeit in ihrer schlichten zurückhaltenden Art als präzise und klar durchdacht.
Das Architekturbüro „Raum und Bau“, 2001 von dem Architekten Ralph Hengst und dem Innenarchitekten Alexander Krippstädt gegründet, ist auf der Leipziger Straße ansässig. In ihrem Ansatz wollten sie das Gebäude nicht nur von der Hülle ausgehend planen, sondern die Schule von Innen entstehen lassen. Licht sollte von vielen Seiten ins Haus fallen. Sie suchten nach unterschiedlichen Möglichkeiten der Raumnutzung. Horträume können für Schulzwecke genutzt werden und Nischen an belichteten Flurenden bieten Rückzugsmöglichkeiten zum Lernen. In kompakten und kleinteilig gestalteten Details sieht man, dass das Kind im Mittelpunkt der Planung stand, ohne die Architektursprache ins Verspielte abdriften zu lassen. Beschäftigt man sich intensiver mit den Plänen, so entdeckt man innovative Ideen und die Handschrift des beteiligten Innenarchitekten.
Die Hülle jedoch bietet wenig Aufregendes und scheint für den Neubau einer Grundschule etwas bieder. Das Stadtplanungsamt sieht hier Gestaltungsspielraum und beauftragte die Architekten mit der Überarbeitung. Auch der Lärmschutz zur Pillnitzer Landstraße für den Pausenhof, die „gestalterische Ausprägung des öffentlichen Vorbereichs“ und die Anordnung der Auto-Stellplätze sollen präzisiert werden. Schulleiter, Elternrat, Stadtplanungsamt, Schulverwaltung, aber auch die Denkmalpflege und das Ortsamt Loschwitz zeigten sich mit dem Preisträger und dem Projekt zufrieden. Der Amtsleiter im Schulverwaltungsamt, Falk Schmitgen, sagte zu, das noch 2008 der Zuwendungsantrag gestellt wird und die Eröffnung für das beginnende Schuljahr 2010 vorgesehen ist.
Jürgen Frohse
- 2004 wurde eine neue Grundschule in Weixdorf eingeweiht, deren Planungen allerdings begannen, als die Gemeinde noch selbstständig war. Die letzte von der Stadt in Auftrag gegebene Grundschule war die 142. auf der Forsythienstraße in Gorbitz, die allerdings schon wieder geschlossen wurde.
- Ein Passivhaus ist ein Gebäude, in dem eine behagliche Temperatur sowohl im Winter als auch im Sommer ohne separates Heiz- bzw. Klimatisierungssystem zu erreichen ist. Es bietet erhöhten Wohnkomfort bei einem Heizwärmebedarf von weniger als 15 kWh/(m2a) und einem Primärenergiebedarf einschließlich Warmwasser und Haushaltstrom von unter 120 kWh/(m2a). Quelle: www.passiv.de)