Ungekürzter Leserbrief von Dieter Fleischer

Hempelmanns verschwommener Beitrag ist »Keineswegs so harmlos«. Ich sitze hier als ehemaliger Dresdner in Darmstadt und versuche aus seinem Artikel schlau zu werden. Also Pfarrer Ulf Döring aus Bühlau stellt fest, er und seine Kirche seien nicht die Initiatoren der »keineswegs so harmlose«(n) Montagspaziergänge und an der Kirche hängt auch ein Friedensplakat!

Und man hat auch schon mal ein Herz aus Teelichtern aufgestellt. Jetzt weiß ich, was »Haltung zeigen« bedeutet. Und das erfordert also Mut.
Gut, dann habe ich die Webseite freie-sachsen.info gesucht. Wenn diese vom Inlandsheimdienst beobachtet wird, dann wird es dort sicher etwas zu sehen geben. Dachte ich. Ich lese: »Wir wollen als freie Sachsen in einem freien Sachsen leben!« Und der Verfassungsschutz will das verhindern? Oder was?
Hempelmann: »Man darf und soll für seine Überzeugungen auf die Straße gehen, aber man muss sich bewusst machen, mit wem man da marschiert.« Wieso muss man das? Wieso muss ich überhaupt auf die Straße gehen? Um der Bilderkennungssoftware Gelegenheit zu verschaffen, zu wissen, wo ich bin? Wie kann ich überhaupt feststellen, ob neben mir ein Rechter läuft? Wenn schon keiner weiß, was ein Rechter ist? Gut, wenn neben mir ein Linker läuft, den erkenne ich an seiner Verkleidung, der Vermummung, Benzinfläschchen für parkende Autos, Steine und Flaschen für Schaufenster und Polizisten. Dann bin ich auf der falschen, einer linken Demo. Dann wird es bedrohlich. Nix wie fort.
Zum Montagsspaziergang im gleichen Artikel: »Es gibt in der Regel keine Parolen, keine Spruchbänder oder Sprechchöre, sondern eine schweigende dunkle Kolonne… Dennoch weiß man natürlich, wofür oder wogegen diese Leute auf die Straße gehen. Und … es wirkt trotzdem bedrohlich.«(!) Es kommt eben auf die Haltung an – der Rechte fürchtet Steine, der andere friedlich laufende Menschen. Das ist eine Frage sozialer Kultur.

Dieter Fleischer, Darmstadt

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