Editorial März 2005

Ja, können die denn nur noch meckern? Die Uferpromenade in Blasewitz wird rekonstruiert und in Loschwitz erregen sich die Gemüter an einem Hotelschiff. Es soll zum Erhalt des Pillnitzer Schlossparks Eintritt erhoben wer­den und schon hagelt es Proteste. Der Loschwitzer Dorfplatz wird aufwendig saniert und der Elbhang-Kurier spricht von einer Minimalvariante.

Jürgen Frohse

Jürgen Frohse

Ganz so ist es nicht. Wir sehen die vielen positiven Veränderungen und freuen uns jeden Tag am Bau der Pillnitzer Landstraße, den rekonstruierten, wunderschönen alten Villen am Elbhang oder auch über den Mut von Bauherren, neu und modern zu bauen. Wir regen uns auch nicht über Kleinigkeiten und Ordnungswidrigkeiten auf – eine gewisse Abneigung gegen zuviel Ordnung und Polizei hat wohl die Erziehung im vorangegangenen System bewirkt.

Doch wenn Möglichkeiten vertan werden, das Gemeinschaftsleben zu verbessern, oder zu befürchten ist, dass sozialer Unfriede, Belastungen, Aggressionen oder eine Beschneidung von Bewegungsfreiheiten die Folge von Entscheidungen sein werden, meckern wir.

Hotelschiffe in Loschwitz waren schon einmal beherrschendes The­ma, will man die gleichen Auseinandersetzungen noch einmal füh­ren? Die Diskussion um den Eintritt für den Schlosspark Pillnitz ist nicht nur eine um das Geld – es geht auch um Lebensgefühl, Großzügigkeit, Vorbildwirkung für private Investoren (Wachwitzer Weinberg) – sich frei zu bewegen und offen zu denken. Die Kritik an der Gestaltung des Loschwitzer Dorfplatz richtet sich gegen eine vertane  Chance. In dem künstlichen Wasserlauf sahen wir schon die Kinder planschen. Dass die Baumaßnahme unbedingt notwendig ist und der Ausführung noch immer eine hohe Priorität zukommt, ist uns bewusst.

PS: Es ist eine Freude, den frei­gelegten Treidelpfad entlang zu gehen. Unsere Autorin Christine Karla Schröder dankt den engagierten Bürgern und Ämtern – dabei gebührt ihr besonderer Dank. Mit einer gelassenen Beharrlichkeit überzeugte sie Eigentümer und Verantwortliche, einen Weg wieder herstellen zu lassen, der nach deutschem Recht kein Weg sein dürfte.

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Veröffentlicht unter Artikel aus der Print-Ausgabe, Der Elbhang-Kurier