Der Künstler Helmut Schmidt-Kirstein – wieder unter uns

Ausstellungstipp Villa Eschebach

Elbdampfer an der Haltestelle Wachwitz Zeichnung: Dieter Hoffmann / Galerie Döbele

Elbdampfer an der Haltestelle Wachwitz
Zeichnung: Dieter Hoffmann / Galerie Döbele

„Der Sommer war sehr groß“ könnte man mit Rilke rückblickend auf die vergangenen Wochen sagen. Und dieser staunende Sommerrückblick schließt auch eine große Ausstellung ein, die in der Villa Eschebach am Albertplatz seit Mitte Juli noch bis zum 20. September zu sehen ist: „Schmidt-Kirstein – ein Dresdner Klassiker der Moderne“.

Helmut Schmidt-Kirstein (1909 – 1985) Foto: Archiv

Helmut Schmidt-Kirstein (1909 – 1985)
Foto: Archiv

Dieses Kunsterlebnis dürfte vor allem den Freunden, Kennern und Bewohnern des Elbhanges nahe gehen, denn Helmut Schmidt-Kirstein (1909 – 1985), seit 1955 bis zum Lebensende im Künstlerhaus zu Hause, war einer von ihnen. Anlässlich der jetzigen Ausstellung, maßgeblich vom Kunstschriftsteller Dieter Hoffmann und der Galerie Döbele initiiert, tauchte neben anderen Monografien ein (in Restexemplaren noch verfügbares) 1985 in Ravensburg erschienenes Katalogbüchlein wieder auf, in dem Dieter Hoffmann den „Dresdner Künstler“ Helmut Schmidt-Kirstein auferstehen lässt.

Wie kaum ein Anderer hatte der Maler und Grafiker Schmidt-Kirstein, gemeinsam mit seiner Frau Ursula, den Dresdner Elbhang genossen, durchstreift und verinnerlicht. Selbst für das Wachwitzer Sportlerheim, in dem er häufig verkehrte, fand der Italienkenner die anheimelnde Titulierung „Santa Maria del Vino“. Seine Tagebuchnotizen (und Skizzen)  u. a. zur Wachwitzer Elbterrasse, zu Heinrichs Gaststätte oder zum Erbgericht Niederpoyritz lesen sich wie ein verklärender „Hochwassernachruf“, ganz zu schweigen von seinen Landschaftserlebnissen im Kepp- und Meixgrund, in Söbrigen, Graupa oder am Borsberg.

Andererseits dürfte mancher ehemalige Kruzianer noch von den Unterrichtserlebnissen beim Kunsterzieher Schmidt-Kirstein in den 40er/50er Jahren zehren, der seinerseits noch ein Auge und kulinarisches Gespür für den einstmaligen „Aprikosenhain“ am Hang hinter dem Künstlerhaus hatte, den vor Zeiten der Vater des Jugendstilmalers Hans Unger (1872 – 1936) anpflanzte. „Tempi passati“ könnte man resignierend diesen Jahrzehnte überspannenden Bogen kommentieren, wenn nicht ausgerechnet in unseren Tagen – Duplizität der Ereignisse – noch bis zum 27. September eine Fotoausstellung zum „Neuen Stadtgrün in Dresden“ den bürgerschaftlich ambitionierten, neu angelegten Pieschener Mehrgenerationengarten „Aprikosen für Alle“ zum Inhalt hätte (Ausstellungsort: „Grüne Ecke“ am Bischofsplatz 6).

Auch in dieser elbhangfernen Aura dürfte sich der kontaktfreudige, landschafts- und naturverbundene Helmut Schmidt-Kirstein wohlgefühlt haben, an den jetzt jenseits des Kalenderjournalismus in der Eschebach-Villa erinnert wird – „die Ausstellung ist sehr groß …“.

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